Skip to main content

Jericho

Apokalypse Revisited.

Ich muss zugeben, als ich das erste Mal mit Clive Barker in Berührung kam, wusste ich nicht so recht, wer das überhaupt ist. Das war im Jahr 2001 und das Spiel hieß Undying. Es steht heute noch bei mir im Schrank, als ein Exempel herausragender Spielekost. Denn selbst mit Ladezeiten aus der Hölle und Bugs, die heutzutage das halbe Internet mit erbosten Stimmen füllen würden, Undying hatte das gewisse Etwas. Erst viel später, lernte ich seine Romane zu schätzen und Die Stadt des Bösen machte mich schließlich zum Fan. Ungelogen: Ich wusste damals nicht, dass Barker der Mann hinter Hellraiser war.

Ist auch unerheblich. Wer Clive Barker nicht kennt, der kann sich zusammen mit Mr. Google durch zahlreiche Fanseiten klicken. Wer ihn kennt, schätzt ihn meist für seine schonungslose Art, Horror-Szenarien zu beschreiben. Er ist so ziemlich das Gegenteil von subtil.

Seine Darstellung fängt da an, wo sie bei den meisten aufhört. Das muss man sich in etwa so vorstellen, wie im Trailer. Nur noch ein paar Schritte weiter. Barkers Höllenbrut besteht nicht aus wankenden Untoten, die – untermalt mit dumpfen Urlauten – an Armen und Beinen noch lebender Opfer knabbern. Sie sind Auswüchse des Wahnsinns. Monster jenseits der Vorstellungskraft. Gespickt mit Stich- und Schneidewerkzeugen, mit denen sie wiederum eine unheilige Symbiose eingehen.

Durch Zeitreisen verschlägt es das Team ins alte Rom.

Ein altes Übel ist in unsere Welt eingebrochen und droht, die ganze Erde zu verderben, wenn es nicht gestoppt wird. Auf dem Nullpunkt liegt im Mittleren Osten Al-Khali, eine moderne Stadt, die auf den alten Ruinen eines Dutzend früher eroberter Städte erbaut wurde. Alle Versuche, mit den verlorenen Bürgern der Stadt Kontakt aufzunehmen sind gescheitert. Da in der Gegend schon extreme Spannungen herrschen, könnte dies die Apokalypse auslösen.

So steht's geschrieben. Die Apokalypse. Es geht nicht um eine Stadt, ein Land oder Kontinent. Nein, es muss gleich die Apokalypse sein, die – einmal eingeläutet – die gesamte Menschheit vom Erdboden fegt wie andere Leute Brotkrumen vom Esstisch. Aber: Erstens ist Apokalypse einfach ein schönes Wort und zweitens, entbehrt es nicht einer gewissen Dramatik, wenn unser Schicksal in den Händen weniger liegt. Ich mag solche Szenarien.

'Ich sag's Euch, mit diesem Stein stimmt etwas nicht!'

In diesem Fall wird eine Spezialeinheit zum Ursprung der Bedrohung geschickt. 'Team Jericho' besteht aus bis zu sieben Mitgliedern und jedes verfügt über individuelle Ausrüstung – vom Schwert bis zum Maschinengewehr – sowie paranormale Fähigkeiten.

Bis zur Präsentation in Münchens 'Club Keller' roch das für mich stark nach jeder Menge 'Taktik'. Und dieser Geruch lädt mich persönlich normalerweise nicht ein, am gedeckten Shooter-Tisch Platz zu nehmen. Aber Jericho schmeckte dann doch anders: Natürlich kann man den einzelnen Mitstreitern Befehle erteilen, aber zwingend notwendig ist es nicht. Vielmehr lässt sich jederzeit die Person wechseln, die man spielt. Und da es sich nicht nur um ein nettes Feature, sondern um einen zentralen Spielinhalt handelt, wurde das auch entsprechend visualisiert: Die Farbgebung ändert sich, die Kamera wechselt leicht die Position und verfolgt, wie sich ein schlangenförmiger Nebel pfeilschnell von einer Person zur anderen bewegt. Eine Seelenwanderung. Sehr hübsch inszeniert und dem schnellen Gameplay absolut zuträglich.