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Killzone 2

In the Zone?

Die Beschränkung auf nur eine "Hauptwaffe" plus eine relativ nutzlose Pistole, könnte einigen auf den ersten Blick sauer aufstoßen. Schließlich kann man seine Lieblingskanone nicht durchs ganze Spiel spazierentragen. In der Killzone 2-Gefechtspraxis erweist sich das aber durchaus als spannender Twist: Der Spieler muss sich entscheiden, ob er die Sicherheit seines Sturmgewehrs gegen ein Spezialisten-Werkzeug wie eine Sniper-Rifle oder eine Bazooka eintauscht, woraus einige interessante Situationen entstehen.

Leider versandet die Story nach der wunderbaren Exposition zunehmend, bis man sich nur noch wie ein kleines Rad in der gigantischen Kriegsmaschinerie vorkommt. Missionsdetails werden fahrlässiger Weise ins tiefste Gefecht hineingefunkt, bis man gar nicht mehr so genau weiß, wo man gerade ist und warum es so wichtig ist, die nächste Stellung einzunehmen.

Dem tollen Gefechtsfeeling schadet das natürlich kaum. Da stört es auch nicht allzu sehr, dass die erste Hälfte der Kampagne einem etwas zu selbstzufrieden den Stahlbeton-Blues spielt und von Euch sehr gleichförmige, "gelange von A nach B, sprenge C und öffne anschließend Tor D"-Aufträge aufhalst, wie man sie in jedem anderen Shooter der letzten Jahre schon zuhauf absolviert hat. Erst in der zweiten Hälfte beginnt Killzone 2, das Tempo etwas zu variieren und bietet Euch nach und nach etwas interessantere Schauplätze. Auch die bewegen sich, abgesehen von der tollen Gestaltung, zwar stets im Rahmen Genre-üblicher Standards, sind aber immerhin wirklich gut gemacht.

Killzone 2 - Trefferreaktionen.

Alles in allem nimmt man Killzone 2 eher als eine Aneinanderreihung knallharter Shootouts wahr, als eine Serie aufregender und abwechslungsreicher Missionen. Und während das Action-Puristen durchaus gefallen wird, dürften abenteuerlustigere Naturen einen gewissen Überraschungsfaktor und spannungserzeugende Stimmungswechsel vermissen.

Der eine oder andere Bosskampf, zwei Fahrzeug- und mehrere Geschützturmsequenzen (von der eine bestimmte wirklich toll gelungen ist) unterbrechen gelegentlich das zähe Ringen um jeden Meter Schlachtfeld auf durchaus willkommene Weise, ohne aber die wirklich neue Impulse zu setzen. Der letzte Level ist darüberhinaus alles andere als gut ausbalanciert. Ein nicht enden wollender Sturmlauf gipfelt in einer ausgedehnten unfairen Bossbegegnung und nahm auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sage und schreibe 57 meiner Versuche in Anspruch.

In Sachen Multiplayer gibt es eigentlich nur Gutes zu berichten, wenn man mal von der schmerzhaften Tatsache absieht, dass ein Coop-Modus für die Story-Kampagne auch weiterhin nicht in Sicht ist. Man muss sich schon fragen, warum es so schwer ist, einen der jederzeit anwesenden KI-Kameraden durch einen menschlichen Mitspieler zu ersetzen. Speziell ein Spiel, dessen Gegner so gut auf Deckung, Sperrfeuer und Spielerbewegungen reagieren, schreit doch geradezu danach, mindestens im Duett angegangen zu werden. Hier liegt Potential brach, das Guerrilla hoffentlich doch noch nachträglich zu nutzen gedenkt.

Mit freundlichem Gruß vom Big Daddy.

Ansonsten wird bis zu 32 Spielern fast alles geboten, was man sich nur wünschen kann. Sieben Klassen, die über ein ausgefuchstes Orden- und Rängesystem erst freigeschaltet und untereinander kombiniert werden können, sowie voller Clan- und Turniersupport versprechen eine ausgesprochen lange Lebensdauer der Online-Komponente von Killzone 2.

Nahezu jeder Aspekt lässt sich konfgurieren, einzelne Vierertrupps lassen sich "on the fly" für Spezialeinsätze formen, bestimmte Waffengattungen ausschließen und die Grafik ist sogar genauso gut wie in der Einzelspieler-Kampagne. Warten wir ab, wie gut die Community den komplexen Modus mit den zyklisch wechselnden Missionszielen - von Deathmatch bis Bombenlegen und Eskorte/ Attentat wird jeder Standard geboten - annimmt.

Letzten Endes wird Killzone 2 wohl Niemandes Vorstellungen von einem guten Ego-Shooter verändern. Wohl aber die Erwartungen an Look und Feel eines Spieles. Wer wissen will, woran die in Zukunft gemessen werden, ist es sich schuldig, Killzone 2 zumindest einmal anzuschauen.

Hier und heute schrammt das niederländische Prestigeobjekt trotz aller Intensität und brillanter Technik aber an einer 9 vorbei. Eine Steuerung, die hinter Teilen der Konkurrenz deutlich zurücksteht, der fehlende Coop-Modus und die insgesamt doch recht austauschbare Kampagne samt dünnem Geschichtchen sorgen dafür, dass man die meiste Zeit über zwar beeindruckt, selten aber wirklich begeistert bei der Sache ist. Für PS3-only-Besitzer und Mehrspieler-Fans ist Killzone 2 aber trotzdem eine durchweg lohnende Investition. Während Xboxler auf vergleichbar hochwertigen Exclusive-Nachschub wohl noch lange warten müssen, hat das Spielejahr der PS3 schon jetzt mit einem ohrenbetäubenden Knall begonnen. So kann es weitergehen.

8 / 10

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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