Killzone 3
Nur keine Experimente
Auch an der Kampagne selbst ist, oberflächlich betrachtet, kaum etwas auszusetzen, auch wenn sie nicht gerade vor Innovationen sprüht. Optisch und spielerisch wird diesmal viel Abwechslung geboten. Guerilla Games jagt euch über den ganzen Planeten und liefert dabei neben den klassischen grau-braunen Stadtgebieten auch zugeschneite Winterlandschaften und schräge Alienwälder.
Der Detailreichtum und die dichte Atmosphäre sind absolut Weltklasse. Wenn ihr mit einem Intruder monströse Ölplattformen anfliegt und unter euch das Meer sturmgepeitscht mit gewaltigen Wellen die Eisberge zum Tanzen bringt, kann fast die komplette Konkurrenz einpacken. Jedes Detail wurde so hervorragend herausgearbeitet, dass jede einzelne Szene zu atmen scheint.
Und auch bei den Zwischensequenzen wird ganz großes Kino geboten. Die Charaktere sind zwar alle extrem durchschaubar und äußerst simpel angelegt, doch was Vertonung und Animationen angeht, prächtig in Szene gesetzt. Allein der ständige Perspektivwechsel geht einem manchmal auf die Nerven.
Ob die immersive Ego-Erzählweise von Half-Life und Co. nun besser oder schlechter ist, mag jetzt mal dahingestellt sein, trotzdem sorgt das halbe Dutzend Cutscenes pro Level für einige Unruhe. Die Story selbst hat keine großen Überraschungen parat. Von der Motivation der Helghast bekommt man nur wenig mit. Im Einstieg werden ein paar Worte zu den unmenschlichen Bedingungen fallen gelassen, die aus den ehemaligen Kolonisten verbitterte Feinde gemacht haben. Das war's.
Ein Krankenlager der Helghast, ein paar heruntergekommene Zivilisten hätten vielleicht genügt, um der Geschichte etwas mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. So bleibt es beim etwas langweiligen Gut gegen Böse. Ja, selbst die ISA-Soldaten bleiben zweidimensional. Sechs Monate im Untergrund auf einem feindlichen Planeten, doch statt frustrierter Soldaten wird immer noch verbissen gekämpft. Immer wütend, immer aufopferungsbereit. Schade, bei einem solchen Szenario wäre deutlich mehr drin gewesen.
Inhaltlich werden die packenden, meistens extrem linearen Feuergefechte mit dem ungewöhnlichen Deckungssystem und den intelligenten Gegnern diesmal durch einige Fahrzeugsequenzen aufgelockert. Ganz wie bei Call of Duty und Co. ballert ihr euch als Kanonier eines Schützenpanzers durch feindliche Straßensperren, geht mit einem Mech auf Helghast-Jagd oder brettert mit einem wahnsinnig schnellen Super-Schneemobil durch Eislandschaften. Das ist zum Teil spannend gemacht, bietet, wie beim Kampf gegen einen Riesen-Roboter, viel Eyecandy aber wenig spielerische Tiefe. Später geht es sogar mal kurz in den Weltraum, wo ihr in Afterburner-Manier den Bordschützen gebt, doch auch hier bleibt das Gameplay simpel und vorhersehbar.
Das eigentliche Finale ist diesmal zwar nicht ganz so frustrierend wie beim Vorgänger, dafür aber spielerisch auch etwas dünn. Guerilla Games hat hier ganz klar den einfacheren, durchorchestrierten Weg gewählt. Allein die neuen Waffen und das wirklich geniale Jetpack verpassen einigen Abschnitten ein ganz besonderes Spielgefühl. Speziell Letzteres sorgt durch die Sprungfunktion für eine Vertikalität, die sich wohltuend vom restlichen Gameplay abhebt, leider setzt Guerilla das gute Stück nur zwei mal ein. Unterm Strich bietet die Kampagne viel zu kurze, dafür aber packende fünf bis sieben Stunden Adrenalin-Action (Ich brauchte auf Schwer inklusive Cutscenes ca. 6 Stunden). Trotzdem ist die Zeit reif für einen Neuanfang im Shooter-Genre. Insbesondere der Einzelspieler-Modus tritt seit Jahren auf der Stelle.
Klar, auch beim Mehrspieler-Modus erinnert viel an Call of Duty, doch das Science-Ficton-Setting, ein neuer, wirklich erstklassiger Spielmodus und die ausufernden Clan-Funktionalitäten sorgen hier für genügend Abstand, um dem Titel seine Eigenständigkeit zu garantieren. Leider waren die Server noch nicht live geschaltet, mein vorläufiges Urteil beruht also auf der umfangreichen Beta und einer längeren Multiplayer-Session beim Sony-Event. Alles was ich aber bis dahin gespielt habe, machte einen hervorragenden Eindruck. Mal ganz abgesehen von der grafischen Opulenz, sorgten das Unlock-System und das hervorragende Gunplay für ebenso packende Auseinandersetzungen.