Killzone 3
Je größer sie sind...
Hoffnung keimt in den müden, ausgemergelten Gesichtern auf, als das letzte Helghast-Widerstandsnest ausgelöscht ist. Endlich ist der Bunker geknackt, alle Fahrzeuge in Brand gesetzt und die feindlichen Soldaten am Boden. Die Stadt gehört der ISA-Invasionstruppe, der es gelungen ist, den Gegenangriff der ehemaligen Kolonisten zurückzuschlagen. Ein wichtiger Sieg, denn sie sind auf der fremden, feindseligen Welt abgeschnitten vom Nachschub und kämpfen mit dem Rücken zur Wand. Die Helghast haben den Schock des Angriffs abgeschüttelt und machen mithilfe ihrer Militärmaschinerie langsam aber sicher wieder Boden gut.
So hält auch der Jubel nach diesem Pyrrhus-Sieg nicht lange an. Hauptdarsteller Sev und sein alter Freund Rico erfahren aus Unterlagen, dass die Helghast eine Gegeninvasion planen. Doch bevor sie sich auf dem Weg zum Weltraum-Fahrstuhl machen können, um den Angriff zu vereiteln, hat ihnen die feindliche Armee einen dicken, vierbeinigen Riesenmech in den Weg gestellt. Ein über 100 Meter hohes Monster, das mit einer gigantischen Laserkanone und Dutzenden Waffenplattformen ausgestattet ist und auf den zuckersüßen Namen MAWLR hört. Ein Hindernis, das beeindruckend zeigt, was Guerilla Games in Killzone 3 erreichen möchte: Ein Gefühl für Größe und Dramatik vermitteln, mehr Abwechslung und noch bombastischere Gefechte liefern.
Killzone 3 erfindet dabei nicht das Ego-Shooter-Rad neu und wagt sich weder bei Story noch bei den Charakteren zu weit aus dem Fenster. Hauptdarsteller Sev und sein Kumpel Rico sind immer noch etwas beschränkte Heldenfiguren, die sich todesmutig in jede Schlacht stürzen, mit ein paar einfachen Sätzen die Truppe motivieren oder nur mit einem Raketenwerfer bewaffnet ganze Kompanien aufhalten. Das ist mitunter lustig, an manchen Stellen aber auch etwas nervtötend.
Während der Anführer der ISA-Truppen, Captain Narville, vor dem Riesen-Mech fliehen möchte, gelingt es den beiden, ihn durch Worte und Taten umzustimmen. Gemeinsam machen sie sich auf, den Goliath zu Fall zu bringen. Eine Aufgabe, die eine satte halbe Stunde in Anspruch nimmt.
Viel hat sich dabei am grundlegenden Spielablauf natürlich nicht verändert. Rennen, schießen, Granaten werfen und zwischendrin mit dem neuen Melee-System für fiese Finisher sorgen. Die Steuerung macht dank viel Feintuning eine deutlich bessere Figur, ohne das Mittendrin-Gefühl zu verlieren. Die Waffen wirken immer noch schwer und vermitteln ein vermeintlich realistisches Handling. Das ungewöhnliche First-Person-Deckungssystem ist noch genauso mit drin,wie die blitzgescheiten Gegner. Neu ist dagegen die Aufhebung der unsäglichen Ein-Waffen-Regel aus dem Vorgänger. Sev und Rico schleppen maximal eine schwere Waffe, ein Gewehr und eine Pistole mit sich herum. Eine klare Verbesserung.
Und ja, die Grafik ist mal wieder eine wahre Augenweide. Effektdichte und Detailgrad wurden weiter nach oben geschraubt und lassen so ziemlich alles, was es auf anderen Konsolen gibt, alt aussehen. Auch wenn man die meiste Zeit in engen Level-Schläuchen unterwegs ist, vermittelt Killzone 3 nur selten das Gefühl, wirklich eingeengt zu sein.
Die Ausmaße der Auseinandersetzungen sind wirklich apokalyptisch. Dutzende Gegner, Fahrzeuge und Explosionen verwandeln den Bildschirm in ein Feuermeer. Unterlegt durch tief wummernde Soundeffekte, gelingt es Guerilla, den hohen Standard der Vorgängers noch zu übertreffen. Gleichzeitig sorgen neue Elemente für mehr Abwechslung.
Der Kampf um den Mech teilt sich dabei in verschiedene Phasen auf. Zu Beginn gilt es erst einmal in die Flanke des Monstrums vorzustoßen. Ihr kämpft euch durch enge Gräben, vorbei an zerstörten Gebäuden bis hin zu einem Lagerhaus. Dort gibt es den neuen Wasp-Raketenwerfer, der dank Aufschaltfunktion mit den attackierenden Helghast-Fußsoldaten und Panzern kurzen Prozess macht. Während Captain Nashville seine verbleibenden Panzer gegen den MAWLR wirft, wartet ihr, bis dieser nach dem Abfeuern seiner Energiekanone seine Kühlelemente bloßlegt.