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Knight's Contract

Der Henker und die Hexe

Heinrich. Gretchen. Faust. Hexen... irgendwie klingt das doch alles ziemlich nach Goethes großem Klassiker Faust. Allerdings gab es in Faust keine riesigen Aufklapp-Sensen, Goethe schrieb nichts von Quick-Time-Events und auch epische Bosskämpfe sind im klassischen Theaterstück nicht mit von der Partie – wobei ich hier natürlich nicht für jede moderne Inszenierung sprechen kann.

Aber halt, halt – tatsächlich hat Knight's Contract, das neue Spiel von Yoshiki Okamotos kleiner, feiner Firma Game Republic, die uns in diesen Tagen mit dem wunderschönen Majin and the Forsaken Kingdom beglückt, gar nicht so viel damit zu tun. Man hat sich ein paar Namen und vielleicht grobe Motive vom guten Herrn Goethe entliehen, der Rest des Spiels ist dafür trotz seines Deutschland-Settings durch und durch japanisch. Wenn es denn tatsächlich eine Inspiration für das grobe Knight's Contract gibt, dann ist die wohl eher im Manga-Bereich zu suchen: Beim ausführlichen Anspielen einer frühen Version erinnert das brachial inszenierte Actionspiel immer wieder an Kentaro Miuras hierzulande über Panini erschienene Reihe Berserk!

Fassen wir doch einmal zusammen. Da haben wir ein ziemlich düsteres, mit Fantasy-Elementen angereichertes Mittelalter-Setting. Einen ebenso hünenhaften wie wortkargen Helden, der lieber seine überdimensionale Waffe für sich sprechen lässt, nur dass diese hier kein gigantisches Schwert, sondern eine ausklappbare Riesensense ist.

Wir haben Antagonisten, die früher einmal gut waren, aber jetzt dem bösen Verfallen sind und monströse Formen angenommen haben – das kennen wir doch auch von den Aposteln aus Berserk... Vor allem aber sind es die furiosen Kämpfe, die Kentaro Miuras Manga und das kommende Fantasy-Actionspiel verbinden. Doch gerade die Kämpfe sind es auch wieder, die Knight's Contract seine Eigenständigkeit, seine eigene Identität geben.

Knight's Contract - Trailer

Denn wo Berserk-Griesgram Guts am liebsten alleine draufdrischt, ist Spieleheld Heinrich so gut wie nie alleine unterwegs – stets bei ihm ist die blonde Hexe Gretchen, die ihn mit Magie nach Kräften bei der Metzelarbeit unterstützt. Dabei müsste Gretchen doch eigentlich tot sein, immerhin schlug ihr Heinrich selbst vor über 100 Jahren den Kopf vom Leib!

Aber genau das machte die Sache kompliziert. Tief in seinem Inneren wusste Heinrich wohl, dass Gretchen nichts böses getan hat, doch er ließ sich vom Großinquisitor trotzdem überreden, sein blutiges Handwerk als Scharfrichter auszuführen. So wurde er von Gretchen in ihrem Tode noch mit einem Fluch belegt, sodass er seit gut 100 Jahren als unsterblicher, narbenübersähter Krieger durch die Lande zieht.

Bis er eben auf Gretchen trifft. Auch sie weilt aus Gründen, die sich erst im Verlauf des Spiels klären, wieder unter den Lebenden und hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Hexenschwestern das Handwerk zu legen. Auch sie wollten den Menschen eigentlich in der Zeit des schwarzen Todes mit ihrem Wissen über die Heilkunst beistehen, fielen aber allesamt der Inquisition und damit Heinrichs Schwert zum Opfer. Im Gegensatz zu Gretchen hegen sie aber einen gnadenlosen Zorn auf die Menschen und sind zu wahren Monstern mutiert. Gretchen schlägt Heinrich ein Geschäft vor: Er hilft ihr, die untoten Hexen zu besiegen, dafür erlöst sie ihn vom Fluch der Unsterblichkeit. Und so kommt es, dass Ritter und Hexe den namensgebenden Vertrag schließen.