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Krank durch Computerspiele: Monitor-Migräne, Singstar-Tinitus und andere Leiden

Nix für Hypochonder: Was in medizinischen Fachlexika noch fehlt. Von spielbedingter Alopezie bis Wii-Luxation.

Gamer-Gastritis (World-of-Sodbrennen)

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Symptome:Starkes Sodbrennen, Aufstoßen, Magendruck, Bauchkrämpfe, Übelkeit

Warnsignale:Stapel von Pizzarkartons und leeren Getränkedosen rund um den Schreibtisch, sich nicht mehr an den letzten Konsum von Gemüse und frischen Früchten erinnern zu können.

Eine Diät aus Fertig-Pizza, Chips, Energy-Drinks und Süßigkeiten wird im Allgemeinen als Hauptverursacher der Krankheit gesehen. MMO-Spieler, die traditionell sehr lange Zeit vor ihrem Rechner verbringen und nur wenig kulinarischen Aufwand betreiben, gelten daher als besonders gefährdet. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass World of Warcraft (Blizzard Entertainment, 2005) als Aushängeschild des Genres zum umgangssprachlichen Synonym für dieses Leiden wurde, das aber Computer- und Videospieler aller Couleur betrifft, weshalb die präzisere Bezeichnung Gamer-Gastritis lautet.

Fisch in World of Warcraft zu fangen ist eine Sache - Fisch zuzubereiten eine andere.

Während sich manche Spieler innerhalb der Spielwelt intensiv mit Koch-Berufen und der Organisation von Zutaten beschäftigen, erübrigen sie häufig nur wenig Zeit für die reale Nahrungsaufnahme. Selbst Alltags-Simulations-Spiele wie "Die Sims" (Maxis 2000) können hier nur begrenzt Vorbildfunktion übernehmen, da sich die virtuellen Schützlinge nicht viel gesünder ernähren als ihre realen Aufpasser - Stichwort: Mikrowellen-Fertignahrung. Interessanterweise sind die Essgewohnheiten von MMO-Spielern selbst zu einem Running-Gag im Netz geworden - nicht zuletzt auch durch die bekannte South-Park-Episode "Make Love, Not Warcraft".

Bei den Sims gibt es ausnahmsweise mal keine Tiefkühlpizza.

Mit der wachsenden Popularität von Casual Games hat sich die Problematik auch auf Nicht-Spieler-Haushalte ausgebreitet. Eltern verbringen immer mehr Zeit vor den Rechnern oder mit dem Tablet auf dem Sofa und vernachlässigen die Zubereitung der Mahlzeiten, was mit Fast Food für die ganze Familie kompensiert wird - mit den bekannten Folgen. Dass ausgerechnet Spiele wie 'Candy Crush' somit auch in der Realität das Essverhalten negativ beeinflussen können, ist eine ironische Fußnote. Verschärfend wirkt der Umstand, dass immer mehr Lieferdienste online und per App erreichbar sind. Unter Umständen können Fitness-Programme wie 'Nike+' oder 'Wii Fit' auch den Gamer-Gastritis-Geplagten helfen, wieder mehr Zeit für ihre Gesundheit aufzuwenden - eine Ernährungsumstellung ist dennoch dringend geboten.