Left 4 Dead 2: Die Brücke
Totentanz in Georgia
„Nobody Survives Forever“ – Niemand überlebt ewig. Das ist die treffende Tagline unter dem virtuellen Filmposter, das Left 4 Dead 2 seiner ersten DLC-Kampagne The Passing vorwegschickt. Die deutsche Übersetzung des Titels – „Die Brücke“ – trifft leider nicht annähernd die wunderbare Doppel- und Dreifachdeutigkeit, mit der der englische Name auf gleich mehrere inhaltliche Gegebenheiten anspielt und für die man Valve so liebt.
The Passing – damit ist das Vorbeigehen, das Über-den-Weg-laufen gemeint, denn das neue Heldenquartett kreuzt im drei Abschnitte umfassenden Zusatzinhalt den Pfad der Überlebenden des ersten Teils. Außerdem meint die Vokabel das Passieren oder Überschreiten. Etwa das der Brücke, deren Zugang hier gleich zu Beginn versperrt ist und deren hektische Öffnung das Finale der Kampagne darstellt.
The Passing ist aber auch und vor allem das Sterben oder Dahinscheiden – und damit beantwortet sich auch gleich die Frage, warum zu Beginn der Kampagne nur drei der Left-4-Dead-1-Veteranen auf dem Hochspannungsmast sitzen, um Rochelle, Nick, Ellis und Coach ihre Hilfe anzubieten. Niemand überlebt eben ewig.
Aus naheliegenden Gründen wird natürlich nicht verraten, wen es erwischt hat. Interessant ist aber, dass die kommende DLC-Episode für den ersten Teil den Abgang dieses Charakters thematisiert: Einer der Spieler wird sich im Finale für den Rest der Party opfern müssen, damit der Rest überleben kann. Ich freue mich jetzt schon darauf, in der Vorgeschichte zu The Passing für meine Mitstreiter mit lodernden Mündungsrohren zu vergehen wie Zombie-Gehirnmasse im Automatik-Sperrfeuer.
Doch das ist Zukunftsmusik – im Hier und Jetzt freuen sich PC-User über eine gelungene und vor allem kostenlose Erweiterung zum medienübergreifend vermutlich besten Beitrag zum Thema Zombie-Apokalypse der letzten zehn Jahre. Xbox-360-User sehen sich der Zwickmühle ausgesetzt, dass der Zusatz auf ihrer Konsole mit 560 MS Punkten die 400-Punkte-Schmerzensgrenze leicht, aber doch empfindlich überschreitet. Das ist ein Betrag, bei dem man nicht mal eben so zuschlägt.
Zumal das Filetstück des DLC auch nur mit demselben Wasser kocht wie das Hauptspiel. Will heißen: Das eine oder andere Déjà-Vu hat man schon während der drei Maps, deren Umfang und Dauer spürbar über dem des L4D1-DLC Crash Course, aber deutlich unter denen der im zweiten Teil ab Werk enthaltenen Kampagnen liegen. Im ersten Kapitel geht es durch ein befestigtes Südstaaten-Örtchen, dessen Häuser, Ton und Farbgebung einem durchaus bekannt vorkommen. Und eine Grünanlage wie die, durch die es dort anschließend geht, haben wir in Teil 2 ebenfalls schon mal gesehen – auch wenn wir hier unversehens in eine geplatzte Hochzeitsveranstaltung stolpern, bei der man der untoten Braut am besten nicht quer kommen sollte.
Die anschließende Stippvisite in eine Art Kanalisation in der Mitte des DLC stellt in Sachen Stimmung zweifelsfrei den Höhepunkt dar, ist aber in ähnlicher Form ebenso schon einmal dagewesen. Im Finale werden hingegen wieder Erinnerungen an Dead Center wach, weil auch hier Benzinkanister gesammelt werden müssen, damit das Team am Ende seinen Weg fortsetzen kann. Was jetzt vielleicht alles etwas zu altbekannt klingt, stellt im Spielbetrieb eigentlich nur ein optisches Manko dar. Rein spielerisch sind die Karten exzellent durchgestaltet und das Finale hat sich in bester Serientradition die Bezeichnung redlich verdient.
Klasse ist auch, dass die drei übrigen Überlebenden im letzten Akt in bestimmten, begrenzten Bereichen zuverlässigen Feuerschutz geben. Hier eröffnen sich stellenweise neue Taktiken, die aber auch bitter nötig sind. Zum Beispiel, wenn der AI-Director es mal wieder lustig findet, euch zwei Tanks zugleich auf den Hals zu hetzen. Hier ist der Rückwärtsgang in die „Grüne Zone“ oft die einzige Möglichkeit, nicht zwischen zweien dieser stinkenden Panzer zu lauwarmem Brotaufstrich verarbeitet zu werden.