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Left 4 Dead

Es gibt kein Entkommen!

So ging es uns zumindest. Jeder verfolgte anfangs seine eigenen Ziele, die Gruppe wurde auseinander gezogen. Wir krochen in Folge dessen auf dem Zahnfleisch durch die ersten Level. „Bleibt zusammen“, sagte Chet. Und er hatte natürlich recht, auch wenn er wusste, dass wir ziemlich sicher genau das Gegenteil machen werden. „Hilfe“, „Heilt mich“, „Ich brauch eine Wiederbelebung!“ Das waren oft gesprochene Worte, meistens auch in dieser Reihenfolge.

Left 4 Dead ist durch und durch auf Co-Op ausgelegt. Und das nicht deshalb, weil es einen Sanitäter gibt, einen mit einer großen und einen mit einer kleinen Wumme. Unterschiedliche Eigenschaften haben die unfreiwilligen Helden nämlich nicht. Und sie werden auch keine bekommen, wenn man Chets Ausführungen folgt. Das würde nur „zu unnötigen Reibereien führen, wer nun welche Klasse spielen darf.“ Vermutlich hat er auch da recht.

So wie es ist, fördert Left 4 Dead nicht nur Teamplay, es fordert es ein. Man muss aufeinander aufpassen. Nicht im Sinne eines Taktik-Shooters, indem man seinen Freunden Deckung gibt. Dafür ist das Gameplay viel zu schnell. Flinke Mausbewegungen sind notwendig, um nicht den Überblick zu verlieren und anderen Überlebenden mit gezielten Schüssen aus der Klemme zu helfen.

Bei aller Achtsamkeit kommt es oft genug vor, dass man von einer ganzen Horde überrascht wird. Und selbst wenn man sie mit der rechten Maustaste ein Stück wegstoßen und mit der linken mit einer Ladung Blei durch die Luft segeln lassen kann, ist man doch froh, wenn aus dem Hintergrund der eine oder andere Infizierte unsanft entfernt wird.

Left 4 Dead hat diesen typischen Half-Life-Look.

Verantwortlich dafür ist zum Teil das, was Turtle Rock „AI Director“ nennt. Es gibt keine Scripts in Left 4 Dead; alles, was passiert, wird von der Künstlichen Intelligenz berechnet und beruht auf ihren Entscheidungen. Der Schwierigkeitsgrad ist daher auch relativ. Zwar spielten wir in München auf der niedrigsten Stufe (der einzigen zur Zeit verfügbaren), wie die KI reagiert, ließ sich aber schon erkennen.

Es macht dem Herrn Regisseur anscheinend ungeheuren Spaß, von der Gruppe getrennte Überlebende zusätzlich unter Druck zu setzen. Wie ein Hirtenhund, der verlorene Schafe wieder zur Herde treibt, sind es hier Dutzende an Infizierten, die jeden Ausreißer zurück zur Gruppe drängen. Oder aber zerfleischen; das kommt ganz darauf an, wie schnell man gleichzeitig fliehen und schießen kann.

Man befindet sich ständig auf der Flucht. Wer sich zu langsam zum nächsten „Safe House“ vorarbeitet, der riskiert, aus allen Ecken überrannt zu werden. Wenn so eine Horde Infizierter hinter einem auftaucht, dann sieht das so aus, als wollten sie die Goldmedaille im 100 Meter Sprint gewinnen. Und wenn das nicht Angst macht, dann sorgt es zumindest für Adrenalin-Schübe. Laufen, umdrehen, schießen, weiterlaufen - „Oh mein Gott. Hier kommen noch ein paar!“ Der „AI Director“ pusht die Überlebenden durch die Level und provoziert gleichzeitig Fehler im Teamwork. Das alles dynamisch, damit keine Partie zu langweilig oder gar frustrierend wird. Ein Schnitzer ist meist reparierbar, ein paar mehr am Stück und man hat ein Problem.

'Könnt Ihr nicht ganz normal anklopfen?'

Ein an sich angenehmes Prozedere, denn auf diese Weise lässt sich das Teamplay leicht erlernen. So sehr es zum Beispiel wichtig ist, auf die Kollegen zu achten wie auf sich selbst, so sehr muss man auch mit einer klaren Linie spielen. Wenn man sich in Scharmützeln verliert, dann wird man vielleicht von John Rambo ein anerkennendes Nicken ernten, seinem Ziel – der Flucht vor den Infizierten – kommt man aber keinen Deut näher. Man verliert nur Munition.

Um sich gemeinschaftlich vorwärts zu bewegen, muss es einen Anführer geben, der sowohl Richtung als auch Geschwindigkeit bestimmt. Ansonsten verliert man sich schnell in allen Himmelsrichtungen. Und daran hat, wie gesagt, der „AI Director“ seine wahre Freude.

Was gab es noch Neues?

Neben der bereits bekannten Kampagne (Hospital) konnte ganz taufrisch „Die Farm“ gespielt werden. Das Ziel Eurer Gruppe ist es hier, ein Farmhaus zu erreichen, an dem Ihr von anderen Überlebenden abgeholt werdet. Der Weg dorthin führt durch fünf Level mit einem massiven Sägewerk, dunklen Feldwegen und über verfallene Bahngleise. Am Ende wartet ein dichtes Maisfeld, das – so klischeehaft es auch sein mag – für eine besondere Atmosphäre sorgt. Erinnerungen an das Intro von Resident Evil werden wach.