Lock's Quest, Dragon Quest IV
Altes Rollenspiel, frische Strategie
Dragon Quest IV: Chapters of the Chosen
Dass die Frühwerke von Square und Enix nicht ihren Weg auf die Virtual Console finden, hat inzwischen sehr offensichtliche Gründe: So wie es aussieht, arbeitet man den gesamten Back-Catalogue erneut für den DS durch und jetzt ist der in Japan ewige Erste dran. Hierzulande konnte sich Dragon Quest nie wirklich durchsetzen, die Japaner aber fliegen darauf beinahe mehr als auf Final Fantasy. Und ein Blick auf Dragon Quest IV: Chapters of the Chosen zeigt schnell warum.
Im direkten Vergleich zum zeitgleichen Konkurrenten Final Fantasy III, ebenfalls 1990, schneidet der hierzulande nie erschienen NES-Klassiker deutlich besser ab. Dragon Quest erzählt seine Geschichte auf eine selbst heute noch nicht alltägliche Weise. In vier Kapiteln, keines länger als drei Stunden, werden alle Charaktere mit einem eigenen kleinen Plot eingeführt, die Hauptgeschichte im fünften Abschnitt kristallisiert sich erst langsam heraus. Und selbst wenn es am Ende auf die obligatorischen Klischees hinausläuft: Die Figuren zeigen sich erwachsener, reifer und vor allen ausgearbeiteter, als Ihr es gerade vom Handheld-Markt gewohnt seid.
Ein alter Soldat auf seiner letzten großen Mission, eine bockige Prinzessin, ein Waffenhändler, insgesamt fast ein Dutzend kleine Persönlichkeiten erzählen ihre Geschichten. Sogar eine kleine Aeris-artige Szene findet sich. Und wir reden hier von 10 Jahre vor Final Fantasy VII. Der Plot gibt sich so reif, dass man ihn gar nicht groß anfasste. Zwei kurze Bonuskapitel runden alles ab, ansonsten waren große Erweiterungen nicht nötig. 18 Jahre hielt sich dieser Aspekt frisch.
Nicht alles andere alterte ganz so gut. Wie auch in den Final Fantasy–Remakes gehört „Speichern, wann Ihr wollt“ zu den großen Errungenschaften der Neuzeit. Nicht einmal auf der Karte dürft Ihr sichern, sondern müsst erst in den Dorfkirchen die Beichte ablegen. Dafür zeigt sich der Dorfklerus aber großzügig und belebt Euch nach dem Abgang wieder. Ihr müsst zwar erneut durch den Dungeon, behaltet aber Eure Erfahrungspunkte und Schätze. Nur die Hälfte Eures Goldes streicht man für die Kollekte ein. Ein fairer Deal, selbst wenn es die Banken der späteren Serien-Teil hier noch nicht gibt.
Auf dem Weg zur Wiederbelebung trefft Ihr auf das klassischste Kampfsystem von allen. Sauber in Runden unterteilt, wählt Ihr Euren Zug für jeden Eurer Mitläufer ohne jeglichen Zeitdruck. Monster und Helden prügeln sich kurz und dann beginnt es erneut, bis Ihr die Erfahrungspunkte einstreicht. Gelevelt wird wie früher und das nicht einmal übertrieben viel. Zu lange hält Euch das Spiel nicht vom nächsten Boss ab und im Vergleich zum knochenharten Final Fantasy IV gibt sich Dragon Quest IV sehr vergebend. Solltet Ihr die immerwährende Herausforderung suchen, liegt Ihr hier falsch.
Die größte Veränderung der DS-Version ist sicher die Grafik, selbst wenn diese so schon einmal im Japan-only Remake für die Playstation One zu sehen war. Die Umgebung präsentiert sich in drehbaren, niederaufgelöstem 3D, während alle Figuren als 2D-Bitmaps ihr Dasein fristen. Im Ergebnis bedeutet das einen sympathischen Retro-Look, der weder Neuankömmlinge nicht abschreckt noch Veteranen zu befremdlich erscheint.
Aber ein hübscher Look ist eigentlich nebensächlich, denn Dragon Quest IV: Chapters of the Chosen überzeugt vor allem durch seine zeitlosen inneren Werte. Was vor fast 20 Jahren eine beinahe bahnbrechende Erzählweise war, schafft es auch heute noch, einen mit Leichtigkeit in den Bann zu ziehen. Das, plus die Tatsache, dass Dragon Quest IV definitiv zu den einfacheren und zugänglicheren Rollis zählt, ergibt ein Spiel, das seine Jahre locker abschüttelt und eine echte Bereicherung für den DS darstellt. „Mehr davon!“ brauche ich gar nicht erst zu sagen, denn Teil 5 und 6 stehen ja schon an. Sehr gut.
Dragon Quest IV: Chapters of the Chosen ist im Handel für den DS erhältlich.