Lost Planet: Extreme Condition
Auf dem PC sogar noch besser
Erinnert sich irgend jemand an eine vernünftige PC-Umsetzung eines Konsolentitels? Damit meine ich nicht Parallel-Entwicklungen, bei denen von vorne herein Wert darauf gelegt wird, dass Steuerung und Technik passen. Nein, ich meine eine nachgeschobene Portierung, die manchmal Monate, aber zum Teil auch Jahre nach der Konsolen-Fassung erscheint.
Bestes Beispiel, das kürzlich veröffentlichte Resident Evil 4. Ubisoft hatte sich die Lizenz von Capcom geschnappt und den Titel selbst für den PC umgesetzt. Leider ging das kräftig in die Hose und bis auf eine vernünftige Joypad-Unterstützung wurde aus dem „Spiel des Jahres“ eine Software-Gurke.
Nach solch einer Pleite und PC-Debakelen wie Onimusha 3 oder Dino Crisis, ist es kaum verwunderlich, dass Capcom die Fäden nun im eigenen Knäuel halten will. Statt ihr letztes Shooter-Highlight Lost Planet an die Konkurrenz abzutreten – hier der Test der inhaltsgleichen Xbox 360 Fassung –, zeigen die Japaner nun den Gai-Jins, wie man so etwas richtig anstellt.
Wir haben uns die PC-Demo von Lost Planet angeschaut und wollen anhand Capcoms Vorgehensweise verdeutlichen, mit welchen vier einfachen Schritten man aus einem Konsolen-Hit auch einen PC-Chartbreaker macht.
Schritt Eins: Technik:
Ok, Capcom hatte es bei Lost Planet ein wenig einfacher als zum Beispiel Ubisoft bei Resident Evil 4. Das Spiel liegt nun mal schon hoch aufgelöst vor und dürfte dank der Xbox 360-Architektur auch leichter umzusetzen sein. Trotzdem haben sich die Japaner nicht auf dem extrem hohen Standard der Konsolenfassung ausgeruht und zusammen mit Nvidia noch einmal kräftig an der Effektschraube gedreht. Dabei sind zwei verschiedene Fassungen entstanden. Einmal eine DirectX 9-Version mit schon deutlich verbesserten Texturen und Effekten. Und eine DirectX 10-Version, die mit einem optimierten Shader das Spiel nahezu auf Crysis-Niveau anhebt.
Nein, der Vergleich mit Crysis war kein Scherz. Mit einer entsprechend Maschine kann man wirklich kinoreife Gefechte erleben, die ein ähnliches Effektfeuerwerk abbrennen wie Cryteks zukünftige Grafikreferenz. Außerdem werden Auflösungen bis zu 2560 x 1600 unterstützt, wobei das Spiel selbst in der Original-Auflösung fantastisch aussieht. Schon die DirectX 9-Fassung schlägt so ziemlich alles, was es momentan auf dem PC-Markt gibt und unterstützt sogar mehrere Prozessor-Kerne. Die Hardware-Anforderungen sind zwar recht hart, doch auf unserer Test-Maschine (AMD64 4000+, Ati 1950XT, 2 Gig RAM) lief die DirectX9-Variante mit nahezu konstanten 30 Frames. Nur in der Akrid-Höhle im ersten Demo-Level musste man sich mit weniger zufrieden geben.
Schritt Zwei: Steuerung:
Die Unterstützung des Xbox 360-Joypads ist bei der Konsolen-Abstammung selbstverständlich. Doch die nahezu perfekte Maus- und Tastatur-Steuerung, durch die sich Lost Planet nach einer Weile fast besser spielt als das Original, ist ein echter Bonus. Einige Funktionen, wie der Grappling Hook, mit dem man sich an Gebäuden hochzieht, liegen zwar etwas ungünstig auf den Tasten, die hohe Präzision beim Schießen macht das jedoch locker wieder wett. Außerdem wird man in der Vollversion laut Capcom die Tastaturbelegung frei auswählen können.
Das leidige Auto-Aiming der Konsolenfassung wurde Gott sei dank nicht übernommen, schließlich konnte man damit kaum Kopfschüsse verteilen oder einzelne Gegner herauspicken. Stattdessen gibt es unterschiedliche Zielmodi, die das Fadenkreuzverhalten bestimmen. Zusätzlich steht neben der klassischen Third-Person-Perspektive, wie schon auf der Xbox 360, auch eine Egoperspektive zur Verfügung. Ohne Waffe und mit deutlich weniger Übersicht ist diese Darstellung, auch mangels entsprechend präziser Waffen, aber auch auf dem PC nicht empfehlenswert.