Mario & Sonic bei den Olymischen Spielen
Bronze irgendwer?
Mario und Sonic, Sonic und Mario. War mir schon immer egal. Diese Animositäten, dieses ewige Abgrenzen, das ging schon in den Untiefen der Kindheit los. Biene Maja vs. Sindbad, Saber Rider vs. Galaxy Rangers, Star Trek vs. Star Wars, Amiga vs. Atari ST, Nintendo vs. Sega. Solches Aufbauschen eines Produkts zum persönlichen Heilsversprechen und zur Identifikation, dürfte vielmehr offenbaren, wie konsumistisch geprägt die Suche nach einer persönlichen Wahrheit im postmodernen Neoliberalismus ist. Markennamen ersetzen Vorbilder. Mario vs. Sonic. Wie gesagt – es war mir schon immer egal. Denn Mario ist der Größte und Sonic nur ein blau angepinselter Igel ohne eigene Persönlichkeit. So sieht’s doch aus!
Ja, ja, ich gebe es ja zu, er hat sich seine Meriten verdient. Er wurde in einem aussichtslosen kalten Konsolenkrieg als Frontdiva verheizt, musste seinen Kopf hinhalten, wenn es bei Sega mal wieder brenzlig wurde. Ende der Neunziger hat das noch geholfen, Sega war fast gleichauf mit Nintendo. Dann kam der Niedergang der Dreamcast. Seien wir ehrlich: Es hat eigentlich nicht viel gefehlt und auch Nintendo wäre in einem ähnlichen Fiasko geendet. Der GameCube war kein wirklicher Verkaufsschlager, Nintendo hat nur dank DS und Wii überlebt.
Seit diesen Tagen sind allerdings die hitzigen Debatten zwischen Nintendo- und Sega-Anhängern vom Tisch, denn in der Nachfolge durfte der agile Stachelhäuter auch durch Nintendos Architektur flitzen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Mario und Sonic Hand in Hand durch bunte Welten voller fröhlicher Hysterie wandeln würden. Nun ist es also endlich soweit und die beiden Aushängeschilder der einstigen Rivalen können ihre Kräfte in einem gemeinsamen Spiel messen.
Anlass für diese Völkerverständigung der etwas anderen Art sind die olympischen Spiele in Peking im nächsten Jahr. Was also auf den weniger ertüchtigungsaffinen Spieler wartet, ist vorhersehbar: Spocht, Spocht und nochmal Spocht. Rudern, Laufen, Springen, Werfen, Schwimmen – die ganze Palette. Das alles dann natürlich mit den Charakteren, die beim großen Crossover-Clash zwischen Mario und Sonic mehr oder minder freiwillig mitwirken wollen.
Zur Auswahl stehen unter anderem Peach, Mario, Yoshi auf der Seite von Nintendo und Sonic, Tails und Dr. Robotnik auf der Seite von Sega. Unterteilt werden die Olympioniken in vier Kategorien: Die Kräftigen, die Flinken, die All-Rounder und die Geschickten. Klar, der dicke Wario ist weniger agil als Yoshi, und Sonic nicht so geschickt wie die zarten Prinzessinnenhände von Peach. Die richtige Charakterwahl ist also vor jedem Event zu treffen. Das fällt allerdings nicht immer leicht: Ist im Schwimmen ein flinker oder ein kraftvoller Charakter besser? Schwingt beim Tischtennis ein Allround-Talent den Schläger erfolgreicher als ein geschickter Sportler?
Wer sich da nicht entscheiden kann, wählt einfach seinen Mii – auch wenn nicht ersichtlich ist, welche Eigenschaft der Eigenkreation zugeordnet wird. Es gibt keine Auswahlmöglichkeiten, angezeigt wird nichts. Immerhin sehen die Miis weniger deplatziert in dem semi-realistischen Umfeld der Stadien und Hallen aus als die Charaktere aus den Nintendo- und Sega-Universen.
Wen mal also als seinen sportiven Stellvertreter wählt, ist im Endeffekt gleichgültig. Das Gros der Steuerungsmechanismen ist seit Mini-Spiel-Sammlungen der Marke Rayman Raving Rabbids inzwischen Standard: Zum Rennen wird die Wiimote und der Nunchuck in atemberaubender Geschwindigkeit geschüttelt, um zu einem Sprung anzusetzen, reißt man die Wiimote hoch. Besonders beim Weitsprung offenbart Mario und Sonic bei den Olympischen Spielen eine recht empfindliche Präzision: Zu hoch und der Sprung verreißt, zu zaghaft und der Athlet landet nach gerade mal zwei Metern im Sand. Hier gilt es die richtige Dosis zu finden, eine knifflige Herausforderung, aber auf jeden Fall mit mehr Training und Geschick verbunden als das einfache Muskelspiel bei den meisten Laufdisziplinen.