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Mass Effect 2

Mehr Action- als Rollenspiel

Manchmal gilt es, im Rahmen dieser Geschichten dramatische Entscheidungen zu fällen, die wie oben erwähnt über das Schicksal ganzer Völker richten. Und manchmal steht ihr vor einer ganz privaten Wahl: Wenn sich zum Beispiel die Cerberus-treue Miranda und das durchgeknallte Cerberus-Versuchsobjekt Subject Zero gegenüberstehen, geht es auch um euer Liebesleben. Denn nur mit loyalen Damen könnt ihr im Bett landen. Meine Wahl: Die glatzköpfige, komplett tätowierte Jack, die mich mit ihrer knallharten Art von Anfang an faszinierte. Eine Frau, bei der es Tanja übrigens die Zehennägel nach oben biegt.

Zum Ende hin gibt BioWare übrigens kräftig Gas. Die letzte Mission ist eine inszenierte Meisterleistung. Ihr kämpft gegen Hundertschaften brutaler Gegner, müsst Teamkameraden opfern und mächtige Endgegner besiegen. Insbesondere was das eigentliche Gameplay angeht, stellt das im Vergleich zum ersten Teil einen gewaltiger Schritt nach vorne dar. Aber Vorsicht: Ihr könnt zwar anschließend ausstehende Aufgaben noch abschließen, wenn die entsprechende Figur aber gestorben ist, verschwindet auch die entsprechende Nebenmission. Vor der Selbstmordmission also unbedingt speichern.

Im Systemvergleich schneidet die Xbox-Version fantastisch ab. Die Texturen sind diesmal wirklich nur minimal schlechter und die Steuerung deutlich direkter. Die hohen Auflösungen auf dem PC lassen sich dadurch zwar nicht ersetzen, doch dafür läuft das Spiel unterm Strich ein klein wenig runder. Auf dem PC kam es bei unserer Vorab-Fassung zu ein paar Grafikfehlern. Einmal stürzte Shepard durch einen Planeten durch, einmal schwebte er samt Team in der Luft. Dafür wurde das Interface angepasst, die Ladezeiten sind kürzer und ihr bekommt ein paar Extra-Effekte geliefert. Unterm Strich also schlicht Geschmackssache.

Mass Effect 2 - Subject Zero

Zu Beginn haben mich die stark vereinfachten Rollenspiel-Elemente gewaltig genervt. Ich vermisste sogar die zum Teil katastrophalen Mako-Missionen und das viel zu komplizierte Inventar. Doch die fantastischen Charaktere, die erneut prächtige Story und die deutlich aufgemotzte Inszenierung haben diese Bedenken einfach hinweggespült. Und endlich begeistern auch die Shooter-Sequenzen, fordern einen die zum Teil beinharten Gegner und die abwechslungsreichen Schauplätze. Für Action-Spieler ist Mass Effect 2 damit ein absolutes Meisterwerk.

Doch selbst wenn man die Rollenspiel-Elemente des Vorgängers mochte, verlieren die Kritikpunkte im Laufe des Spiels immer mehr an Bedeutung. Von einer Mission zur nächsten, begeistert von den ungewöhnliche Kameraden und den frischen Aufträgen, zieht einen das Spiel immer tiefer hinein. Lässt einen lachen, weinen und staunen. Selbst als der Zähler bei über 35 Stunden steht, will ich weiterspielen, es noch einmal versuchen und jede Ecke des Universums entdecken.

Erst mit etwas Abstand fallen einem die Kritikpunkte wieder ein. Man erkennt, wo BioWare über das Ziel hinausgeschossen ist. Viele Elemente, zum Beispiel die Mako-Bodenmissionen, das Inventar oder die Charakterentwicklung, hätte man nicht kastrieren, sondern anders aufbereiten können. In ihrem Wunsch, die Zielgruppe durch mehr Zugänglichkeit zu erweitern, blieben die Rollenspiel-Fans auf der Strecke. Wer wirklich nichts mit Third-Person-Shootern anfangen kann, bleibt diesmal außen vor. Man kann sich zwar noch immer auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad durch die Kämpfe mogeln, doch man verpasst einfach zu viel. Kastriert sich selbst und damit die Spielerfahrung. Deshalb gibt es auch diesmal keine 10.

Mass Effect 2 ist ab dem 28. Januar für Xbox 360 und PC erhältlich.

9 / 10

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