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Medal of Honor

Know the Drill

Das erste Medal of Honor seit drei Jahren nimmt mehrere Fronten gleichzeitig in Angriff: Neubeginn der Marke, separate Engine für den Mehrspieler-Part, die PS3 als Leitplattform und nicht zuletzt ein kontroverser Szenarien- und Epochenwechsel – diese Dinge gehören allesamt zu der Sorte Herausforderung, die noch ein gutes Stück größer wirkt, wenn im gegenüberliegenden Schützengraben mit Call of Duty das womöglich stärkste Spiele-Franchise der Welt seine Stellung zu verteidigen gedenkt.

Dazu kommt noch, dass sich auch die Konkurrenz aus eigenen EA-Reihen nicht eben aus dünnarmigen Umfallern rekrutiert. DICEs Battlefield: Bad Company mausert sich derzeit selbst zur formidablen Gefahr für CoD und es würde doch sehr wundern, wenn West und Zampellas Respawn Studios sich allzu weit von dem Genre entfernen würden, durch das sie mit Infinity Ward zu Spiele-Weltruhm gelangt sind. Und zu guter Letzt dürfte EA noch im Nacken sitzen, dass das doch recht frische und innovative Airborne anno 2007 ein bisschen zu Unrecht auf dem Bauch gelandet ist.

Der riesige Kerl mit dem dichten schwarz-grauen Bart, der sich uns auf einem EA-Event in London als Ausführender Produzent Greg Goodrich vorstellt, gibt sich allerdings betont gelassen. Ein Fan all dieser anderem Spieleserien sei er, wie er im Interview nach der Präsentation mehrfach betont. Nach seinem Dafürhalten sei mehr als genug Platz für alle da. Und immerhin gebe es bei all den Ähnlichkeiten natürlich auch Unterschiede. Medal of Honors definierenden Faktor sieht er in dem „authentischen und plausiblen Ansatz“, bei dem der Spieler fiktionalen Charakteren durch eine historische Begebenheit folgt. Dabei will EALA euch das Tagesgeschäft zweier unterschiedlicher Einheitentypen näher bringen. Das der Elitekrieger mit der Bezeichnung Tier One haben wir bereits im März in einer Vorschau behandelt. In London gab es jüngst die andere Seite der Medaille zu sehen: Den US Army Ranger.

Medal of Honor - Trailer

„Wenn die Tier-One-Agenten das Skalpell der Streitmacht sind, dann sind die US Army Rangers der Vorschlaghammer“, eröffnet Goodrich die Präsentation. Im Folgenden bekommen wir einen Tageslicht-Einsatz in der felsigen Wüste Afghanistans zu sehen. Eine befestigte MG-Stellung soll unser Vierertrupp Ranger ausräuchern. „There are no friendlies here. If it moves, kill it“, fasst einer unserer Kollegen die knappe Einsatzbesprechung in Vorschlaghammer-Terminologie zusammen. Und haargenau so verläuft dann auch das Spiel. Unser Trupp bewegt sich ohne großes Aufheben durch ausgezehrte, gräulich gelbe und zerklüftete Fels-Panoramen und legt auf alles an, das nicht wie ein Stein, eine Ziege oder ein Busch aussieht.

Gleich zu Beginn fällt auf, dass die Teamkameraden sich eifrig untereinander verständigen. Feindpositionen fliegen euch um die Ohren wie Taliban-Geschosse und Magazine werden untereinander ausgetauscht. Man kommt sich fast vor wie in einem Koop-Match mit einem eingespielten Partner. Ob das Gebrüll auch in der Praxis die gewünschte Schlachtfeld-Transparenz liefert, kann ich als Zuschauer nur erahnen. Ein interessanter Dreh ist es aber allemal – und zudem auch einer, der das Authentizitäts-Bestreben von EALA unterstreicht.

Nach den ersten Hügeln findet unser Trupp eine kleinere Lehmhütten-Siedlung vor. Hier entbrennt ein kurzer, aber heftiger Häuserkampf, bei dem die Feinde mehr als einmal auf den Sicherheitsabstand pfeifen. Nicht länger können Spieler und Teammitglieder mit angehaltenem Atem die Hügelketten über Kimme und Korn sondieren, jetzt ist Improvisationstalent und ein schneller Abzugsfinger gefragt. Gerade wenn die Taliban den US-Soldaten aber zu nahe kommen, werden noch deutliche Schwächen im Trefferfeedback offenbar, die vermutlich schlicht noch auf das Prä-Alpha-Stadium der vorgeführten PS3-Version zurückzuführen sind. Dennoch an dieser Stelle die Notiz, dass getroffene Taliban entweder übertrieben oder zu spät auf die Einschläge reagieren und darunter nicht nur die Optik, sondern vermutlich auch das Handling der Shootouts aktuell noch leiden dürfte.