Mercenaries 2: World in Flames
Next-Gen-Spiel in Last-Gen-Engine
Mercenaries 2: World in Flames ist ein Actionspiel. Nein, formulieren wir das anderes: Mercenaries 2: World in Flames ist ein Spiel, das vor Action nur so strotzt. In den ersten zwei, drei Stunden ballert Ihr Euch mit einem gekaperten Panzer durch eine Villa, zerlegt feindliche Basen mit Hilfe von Luftschlägen, rast und springt mit einem Monstertruck durch ein holpriges Minengelände und befreit eine Geisel aus einem fahrenden Transporter.
Wo Ihr bei der Konkurrenz einen ganzen Nachmittag damit verbringt, nervtötende Typen ohne Sinn und Zweck durch die Gegend zu kutschieren, geht es hier gleich voll zur Sache. Und wo die Konkurrenz Missionen nach dem fast immer gleichen Schema (Fahr hin, erschieß wen, fahr zurück!) abspult, behält der Titel seine Abwechslung und seinen Ideenreichtum über weite Strecken bei.
Doch das noch wichtigere Element, das Mercenaries 2 - wie schon seinen Vorgänger - aus der Masse der Open-World-Spiele hervorhebt, ist ein anderes: Die Freiheit. Ihr entscheidet, für welche Fraktion Ihr Euch als Söldner in den Kampf stürzen möchtet. Ihr entscheidet, mit wem Ihr Euch in Venezuela anlegen und wem Ihr eins auswischen wollt. Vor allem aber entscheidet Ihr, wie Ihr eine Mission angeht.
Mitten in ein Lager des Feindes rennen und alles ins Fadenkreuz nehmen, das sich Euch in den Weg stellt? Möglich. Oder Ihr sucht Euch eine möglichst ruhige Route und lasst mit ein paar Ladungen Sprengstoff erstmal die Kasernen verschwinden. Funktioniert. Vielleicht setzt Ihr lieber aus Unterstützung von oben? Dann müsst Ihr vorher nur die Anti-Luft-Raketen aus der Welt schaffen.
Ich glaube, ich habe etwas sehr ähnliches über den ersten Teil geschrieben, aber ich kann es an dieser Stelle nur wiederholen: Wo andere Titel ihre Handlungsfreiheit bestenfalls vorgaukeln, zeigt Entwickler Pandemic, was tatsächlich möglich ist, wenn man will. Die Aufträge, die unterschiedlichen Herangehensweisen und nicht zuletzt die Möglichkeit, weite Teile der Umgebung komplett zu zerstören, das sind die ganz großen Stärken, die Ihr in dieser Form in kaum einem anderen Spiel finden werdet.
Zugleich gibt es leider ebenso die ganz großen Schwächen, denn Mercenaries 2 ist ein im Grunde wirklich gutes Spiel - das allerdings in einer verdammt schlechten Engine steckt und nicht nur vor Action, sondern auch vor Fehlern strotzt. Und das, obwohl die Veröffentlichung bereits um rund ein Jahr verschoben worden war.
Würde ich all die Bugs und Problemchen aufzählen, die mir in der Testphase begegnet sind, dürfte das den Rahmen dieses Reviews hier sprengen. Deshalb nur grob: Manche Missionen lassen sich nicht jedes Mal abschließen, weil irgendein Trigger nicht richtig zündet. Die künstliche Intelligenz von Feind und Freund ist mäßig und verrichtet eher sporadisch ihren Dienst, was bei Verbündeten natürlich schwerer ins Gewicht fällt als bei Gegnern. Zumindest, wenn Euer Panzer oder Helikopter sich nicht urplötzlich in Luft auflöst.
Immerhin war Pandemic so fair, dafür einen Ausgleich zu schaffen - wenn schon der Helikopter mal verschwindet, dann schweben wenigstens hin und wieder besagte Freunde und Feinde. Die brüllen übrigens ständig Sätze wie "Da hinten ist er!", was ja nicht weiter schlimm wäre. Wenn ich nicht eine Frau spielen würde.
Ein erster Patch steht via Xbox Live bereits zur Verfügung, der jedoch nicht mehr als einen Bruchteil der Probleme angeht. Ob und wann weitere kommen, bleibt abzuwarten. Es ist angesichts der langen Verschiebung ohnehin schwer einzuschätzen, ob die Fehler auf Zeitmangel zurückzuführen sind oder ob die Engine den Ansprüchen schlichtweg nicht gewachsen ist. Definitiv nicht gewachsen ist sie nämlich einer zeitgemäßen Grafik: Der recht großen Spielwelt mangelt es an Details, alles wirkt sehr eckig, polygonarm und die Vegetation ist, nun, eher "sparsam".