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Metro 2033

Endzeit in Moskau

Doch zurück zur Geschichte: Schon nach kurzer Zeit bemerkt Artyom, das er etwas ganz Besonderes ist. Während seine Kollegen bei einem metaphysischem Ereignis während einer Loren-Fahrt bewusstlos wegklappen, hat er eine Vision. Ein weißes Licht und eine Ahnung von der Gefahr, die auf ihn lauert, gibt der Geschichte einen gehörigen Kick. Und während eure Kollegen selig schlummern, muss Artjom alleine die Rattenmonster aufhalten, die, hungrig nach Fleisch, an dem mechanischen Fortbewegungsmittel kratzen.

Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie nah sich die Entwickler an das Buch gehalten haben. Die meisten Szenen werden nahezu eins zu eins übertragen. Mit dem Ergebnis: Wer das Buch schon kennt, bekommt keine wirklich neuen Erkenntnisse geliefert. Ein ungewöhnlicher Weg, der aber der einmaligen Stimmung nicht in die Quere kommt. "Außerdem wollen wir damit den Lesern unsere Version der Geschichte präsentieren. Ihnen die Chance geben, ihr Lieblings-Buch nachzuspielen", verraten uns die Entwickler im Interview.

Auf der Suche nach dem omnipotenten Bösen folgt ihr den Spuren eures Stiefvaters. Ihr klettert durch überflutete Korridore, besucht andere Stationen und gelangt immer wieder an die Oberfläche. Die einzelnen Sequenzen wurden erstklassig inszeniert: Zum Beispiel müsst Ihr euch verzweifelt verteidigen, während die Tore zu einem rettenden Außenposten aufgemacht werden. Agile Monster stürzen sich auf euch, drohen euch durch schiere Masse zu überrennen, bis Scheinwerfer aufleuchten und ein Maschinengewehr seine tödliche Arbeit aufnimmt.

Hier habt nur Minuten Zeit euren Atemluftfilter zu wechseln.

Ihr seid immer wieder mit anderen Charakteren unterwegs, die euch ihre Geschichte erzählen, die ihr mit Alkohol und Geschenken zufriedenstellen müsst. Dabei gelingt es Metro 2033 hervorragend, Emotionen zu transportieren. Ihr fiebert mit, wenn der Aufklärer Bourbon euch nur um Haaresbreite vor dem Abgrund rettet, beobachtet atemlos, wie ein Flugmonster den Kopf eines Kollegen abreißt und ihr euch mit letzter Kraft an eine Sprosse klammert, während unter euch radioaktive Gase lauern. Das ist großes Action-Kino, das durch seine beklemmende Augenblicke und seine Horror-Elemente an vielen Stellen an F.E.A.R. erinnert.

Trotz des linearen Aufbaus hat 4A übrigens ein Shop-System integriert. Kugeln dienen dabei als Währung. Ihr müsst euch ständig entscheiden, ob ihr die Munition im Tausch für neue Waffen und Filter oder im direkten Einsatz gegen die Feind verwendet. In jeder Station, die ihr betretet, findet sich ein Händler, der euch mit Nachschub versorgt. Ob ihr später etwas mehr Freiheit habt und vielleicht neue Spielelemente dazukommen, war aus den Entwickler nicht herauszubekommen. Nach einem verzweifelten Kampf an der Oberfläche, gestresst durch knappe Atemluft, schwindende Munitionsvorräte und Dutzende Gegner, war mit einem Mal Schluss. Schade.

Die verwitterten Moskauer Sehenswürdigkeiten wurden mit viel Liebe zum Detail umgesetzt.

Ein weit verzweigtes Metro-System, ehemalige S.T.A.L.K.E.R.-Entwickler, Gerüchte über ein russiches Bioshock: Ich bin mit vollkommen anderen Erwartungen nach Moskau geflogen und war deshalb zu Beginn etwas enttäuscht. Statt Open-World-Szenario liefern die Ukrainer einen bombastischen Science-Fiction-Call-of-Duty-Verschnitt.

Kein langes Gefummel mit Inventar-System und Rollenspiel-Elementen. Keine Interaktion mit den anderen Bewohnern, die über Skripte hinausgehen. Trotzdem haben sie es geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln. Das alte System aus gruseligen Katakomben, packend inszenierten Action-Szenen und großen Gefühlen funktioniert noch immer. Am Ende wollte ich weiter spielen, auch wenn ich eben nicht mein herbeigesehntes Hellgate: Moskau bekam.

Zum Teil ist dafür das erstklassige Szenario veranwtortlich, das durch seinen authentischen Schauplatz viele Atmosphäre-Punkte sammelt. Und auch die absolute Top-Grafik trägt ihren Teil dazu bei, dass ich trotz einiger Kritikpunkte, wie dem Waffenverhalten und der Linearität, dem Release entgegen fiebere. Vor allem, weil mir die Entwickler versprochen haben, dass sie sich um die meisten Probleme kümmern. Natürlich muss man abwarten, was das Endprodukt bietet, trotzdem solltet ihr Metro 2033 nicht aus den Augen lassen. Wenn alles klappt, könnt ihr euch auf ein erstklassiges Action-Abenteuer a la F.E.A.R. freuen. Nicht ganz so innovativ wie zum Beispiel ein S.T.A.L.K.E.R., doch dafür schon jetzt relativ bugfrei und Produktions-technisch auf West-Niveau. Eine großartige Leistung für ein so junges Team.

Metro 2033 erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2010 für PC und Xbox 360.

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