Metroid: Other M
Seltsam, faszinierend und richtig gut
Drückt ihr kurz bevor ein Gegner euch trifft das Steuerkreuz, hechtet Samus in letzter Sekunde aus der Gefahrenzone, die Zeit verlangsamt sich und ihr könnt innerhalb kürzester Zeit euren Beam aufladen und einen verheerenden Konter starten. Wer diese zum Glück einfach auszuführende Technik früh beherrscht, wird es in manchem Kampf weit leichter haben als seine grobmotorischen Kollegen.
Überhaupt ist Strategie im Kampf enorm wichtig. Im Gegensatz zu den Vorgängern hinterlassen besiegte Gegner keine Raketen und Lebensenergie mehr. Stattdessen könnt ihr euch in einer ruhigen Ecke regenerieren. Haltet die Wiimote aufrecht und den A-Knopf gedrückt, dann konzentriert sich Samus kurz und lädt ihre Raketen wieder auf. Sinkt ihre Lebensenergie in kritische Bereiche, dann kann sie auf diese Weise ebenso einen Teil davon wieder regenerieren. Doch das dauert einen Moment und die Gegner sind äußerst aggressiv – ihr solltet euch für die Regeneration lieber ein ungefährliches Plätzchen suchen.
Nicht ganz sollten wir übrigens die Präsentation unterschlagen. Metroid: Other M sieht hervorragend aus, übertrifft grafisch sogar das herrliche Super Mario Galaxy 2 noch ein Stück und kann sich mit Fug und Recht als grafisch schönster Wii-Titel bezeichnen. Tatsächlich würde sich Metroid: Other M auch auf den großen HD-Konsolen ziemlich gut machen.
Saubere Grafik, tolle Effekte und detaillierte, toll designte Szenarien überzeugen auf der ganzen Linie. Das Spiel zeigt deutlich, was die Wii grafisch alles zu leisten vermag und lässt viele Drittentwickler, die der Wii kaum mehr als halbgare PS2-Optik entlocken können, ziemlich alt aussehen.
Wird Metroid: Other M jetzt aber tatsächlich die Fangemeinde spalten, wie mancherorts kolpotiert wird? Schwer zu sagen. Lässt man den neuen Fokus auf die Handlung einmal außer acht, dann ist die jüngste Wii-Episode tatsächlich nicht so viel anders als die direkten Vorgänger. Ja, Super Metroid bot mehr Freiheiten zum Erforschen, aber bereits der direkte Nachfolger, Metroid Fusion für den GameBoy Advance, schränkte die in gewissem Maße ein. Die Welten waren nicht mehr so stark miteinander verbunden und Samus hatte immer ein klares Ziel. Genauso funktioniert auch Other M. Das Spiel bricht nicht mit etablierten Serientraditionen, es führt einfach die Entwicklung weiter, die bei der Fusion-Episode begann. Die einzigen Fans, denen Other M richtig vor den Kopf stoßen wird, sind die, die Super Metroid auf ein gnadenlos überhöhtes Podest der Non-Linearität stellen.
Ja, anfangs hatte ich bei Metroid: Other M ein paar mal schwer zu schlucken. Man merkt, dass Other M Nintendos erster großer Versuch ist, ein großes, cutscene- und storylastiges Actionspiel zu schaffen - ein Genre, in dem andere Entwickler einfach mehr Erfahrung haben. Die Handlung ist okay, wird dem Spieler aber manchmal etwas aufdringlich und wenig elegant vermittelt. Ein großes Problem ist das aber nicht. Anstatt euch permanent mit Storyschnipseln aus dem Spielfluss zu reißen, lassen euch Nintendo und Team Ninja nach der ersten Stunde vor allem spielen und stellen sich eurem Forscherdrang nur selten mit ein paar Storysequenzen in den Weg.
Spielerisch ist Metroid: Other M ein Titel, an den man sich noch lange erinnern wird. Nie zuvor gelang der fließende Übergang zwischen verschiedenen Genres so sauber, schnell und schmerzlos. Metroid lässt sich nicht in ein festes Gameplay-Korsett zwängen, sondern nutzt stets die Darstellungsform, die für die momentane Situation am besten passt. Da ist es auch verzeihlich, dass das Leveldesign nicht so perfekt durchdacht ist wie bei Super Metroid und dass sich der recht lineare Aufbau auch eher an der ersten GBA-Episode Metroid Fusion als an den erste Teilen der Reihe orientiert.
Metroid: Other M fühlt sich gleichzeitig neu und vertraut an, es hat ein paar Macken, macht aber gleichzeitig spielerisch so viel anders und dabei spontan richtig, dass es keiner von euch verpassen sollte. Jetzt ist es spannend zu sehen, ob Nintendo den eingeschlagenen Weg weiterverfolgt. Mit etwas mehr Feintuning und etwas mehr Erfahrung im Storytelling (und einer deutschen Synchro...) könnte eine Fortsetzung vielleicht sogar an das bislang für unerreichbar gehaltene Niveau von Super Metroid heranreichen.
Metroid: Other M ist ab sofort für Wii im Handel erhältlich.