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Monkey Island 2 Special Edition: LeChuck's Revenge

Ich will Affen!

Guybrush Threepwood, seines Zeichens mächtiger Pirat, hat ein Problem. Seit er dem Geisterpiraten LeChuck den Garaus gemacht hat, ging es mit seiner Karriere nicht wirklich aufwärts. Seine Beziehung zu Gouverneurin Elaine Marley hielt nicht allzu lange und mittlerweile kann kein Pirat in der ganzen Karibik mehr die Geschichte von Guybrushs Sieg über LeChuck hören. Selbst Guybrushs verzweifelter Versuch, sich einen Bart stehen zu lassen, will nicht so recht funktionieren. Ein neues Abenteuer muss her. Wie jeder Pirat weiß, ist die Schatzsuche stets ein ebenso lohnenswertes wie prestigeträchtiges Unterfangen, und so macht sich Guybrush auf die Suche nach dem geheimnisvollen Schatz Big Whoop... So begann 1991, vor fast 20 Jahren, eines der besten Adventures aller Zeiten.

Ja, Monkey Island 2 ist eines der wenigen Spiele, die ich für wirklich perfekt halte. Gemeinsam mit Indiana Jones and the Fate of Atlantis und Day of the Tentacle bildet Monkey Island 2 das LucasArts-Triumvirat. Der Nachfolger von The Secret of Monkey Island ist heute noch so clever, so originell, so durchdacht, so dramatisch und so faszinierend wie damals. Tatsächlich, bis heute konnte kein anderes Adventure diese Qualität erreichen. Keine Frage – für sich genommen hat Monkey Island 2: LeChuck´s Revenge heute wie damals die Höchstwertung, zehn von zehn verdient. Und die würde ich jetzt auch gerne unter diesen Test schreiben. Aber leider kann ich das nicht.

Ein echter Pirat muss auch spucken können. Oder zumindest so gut schummeln, dass die anderen denken, er könnte es.

Denn LucasArts hat hier die definitive Fassung von Monkey Island 2 versprochen. Die Fassung, die das Original obsolet macht, die die klassische VGA-Version beinhaltet und gleichzeitig als grafisch und akustisch herrlich überarbeitete HD-Version die Sinne verwöhnt. Aber aus irgendwelchen undefinierbaren Gründen sind die Entwickler wirklich wenige Zentimeter vor der Ziellinie gestrauchelt. Monkey Island 2 Special Edition: LeChuck´s Revenge könnte perfekt sein, hätten sich nicht ein paar unerklärliche Probleme in die klassische Variante des Spiels geschlichen...

Wo sind sie? Wo sind die tanzen Affen? Überhaupt, wo ist der herrliche Vorspann mit den vergilbten Seekarten? Ja, ich gebe zu, bei Klassikern und deren Umsetzungen und Remakes bin ich etwas, nun, eigen. Verspricht ein Publisher, die definitive Version eines Klassikers zu liefern, dann erwarte ich auch den kompletten Originalinhalt. Und da gehört der originale Vorspann eben auch dazu. Und der fehlt leider. Zwar sind die Affen kurz während des LucasArts-Logos zu sehen und Michael Lands brilliantes Monkey-Island-Thema untermalt in einer exzellent eingespielten neuen Version den Titelbildschirm. Trotzdem klafft ein großes, Vorspann-förmiges Loch am Anfang des Spiels...

Und so hat die Special Edition von Monkey Island 2 letzten Endes zwei Gesichter. Das eine ist perfekt. Die überarbeitete Fassung ist wunderschön. Guybrush sieht besser aus als im Remake des ersten Teils und ist viel besser animiert.

Die Grafiker gaben sich nicht damit zufrieden, einfach nur die Grafiken des PC-Originals zu überpinseln, sie fügten auch zusätzliche Animationsphasen hinzu, dank denen sich Guybrush nun weit besser in seine Umgebung einfügt. Zwar wirken Hintergründe und Protagonisten noch immer nicht so aus einem Guss wie im VGA-Original mit seiner 320x200-Pixel-Auflösung, trotzdem ist das Gesamtbild viel stimmiger als noch im ersten Teil.

Eine Klasse für sich ist erneut die Sprachausgabe. Dominic Armato spricht nicht einfach Guybrush, er IST Guybrush. Jeder Satz klingt glaubwürdig, jede Pointe sitzt. Das gleiche gilt für die zahlreichen anderen Sprecher. LeChuck, Elaine und die Voodoo-Lady haben wieder ihre bekannten Stimmen, die neuen Rollen sind überzeugend besetzt. Der zu kurz geratene Rowdy Largo kommt fies und knurrig daher, Kartograph Wally wirkt dagegen eher unsicher und zögerlich. Kein anderes Genre wird durch ein gelungenes Skript und gute Sprecher so stark aufgewertet wie das Point&Click-Adventure und Monkey Island 2 macht da keine Ausnahme. Wo ihr bei einem Trinity Universe ins Koma gelabert werdet, klickt ihr hier begierig jede einzelne Dialogoption an, um auch ja keine Zeile zu verpassen.

Insbesondere aber die Puzzles zeigen sich im zweiten Monkey Island von ihrer schönsten Seite. Jedes folgt der typischen LucasArts-Logik. Alles ist nachvollziehbar und einleuchtend, solange ihr ein wenig um die Ecke denkt. Sackgassen erspart euch das Spiel ebenso wie unnötige Tode. Auch im zweiten Monkey Island könnt ihr zwar an genau einer Stelle sterben, dafür müsst ihr euch aber tatsächlich ins Zeug legen – kein Wunder, dass ihr für euer erfolgreiches Ableben eine Trophäe beziehungsweise einen Erfolg einsackt.