MotorStorm: Arctic Edge
Endlich wieder Schnee
Liebe Entwickler: Was ist los mit euch? Nein, ich beschwere mich nicht über die Qualität eurer Rennspiele der letzten Jahre. Ich beschwere mich darüber, dass ich seit Project Gotham Racing 4 – Kudos dafür, Bizarre Creations – über keine schneebedeckte Straßen brettern durfte. Mögt ihr keinen Schnee? Es scheint mir fast so, denn auch DiRT 2 bietet nicht diese Möglichkeit, obwohl es sich gerade bei einem Rallye-Spiel anbieten würde. Oder passt das weiße Pulver etwa nicht zum Titel des Spiels? Kombiniert Regen mit Schnee – das Ergebnis ist Matsch, unschön und dreckig.
MotorStorm: Arctic Edge hat deshalb für mich, auf den ersten Blick, eigentlich sofort gewonnen. Weg von der staubigen Wüste und den schwülen Tropen, hin zur bibbernden Kälte in Alaska. Freilich, diese Design-Entscheidung mag ein konsequenter Schritt sein, begrüßen tue ich ihn trotzdem. Einzig die Entscheidung, das Spiel ausschließlich für PSP und PS2 zu entwickeln, entzieht sich meinem Denkvermögen. Vor allem weil es kein Spin-off, sondern ein Nachfolger und damit ein eigenständiger Titel ist.
Wie es sich für eine Fortsetzung gehört, beinhaltet das PSP-MotorStorm alles, was die beiden Vorgänger auf der PlayStation 3 groß gemacht haben: Einen fetzigen Soundtrack, ein gutes Geschwindigkeitsgefühl, verwinkelte Strecken mit unterschiedlichen Routen sowie mehrere verschiedene Fahrzeugklassen. Nur dieses Mal eben auf Schnee, Eis und ab und an ein wenig Matsch. Eigentlich sollte sich das Schneekind in mir also freuen. Und ja, es macht Spaß. Ohrfeigt einen aber ständig mit exakt den gleichen Fehlern, die auch schon in der Wüste und im Pazifik für Stirnfalten sorgten.
Insgesamt 100 Events auf zwölf Strecken erwarten euch in der Karriere. Das arktische Festival erstreckt sich dabei sprichwörtlich über einen gesamten Berg. Anfangs braust ihr über Matsch und nur wenig Schnee, später hingegen über eisige Flächen und das pure Weiß. Das sorgt für ein wenig optische Vielfältigkeit bei den ansonsten recht gleich aussehenden Strecken. Manche von ihnen, wie etwa der Snowgod Canyon, mit seinem fast schon beängstigt wirkenden Sprung über eine metallische Schlucht, sorgen bei jeder Runde für Schweißperlen, brennen sich in die eigene Netzhaut ein. Andere entfalten durch ihre verwinkelten Abzweigungen erst nach mehreren Dutzend Anläufen ihr volles Potential. Dennoch wirken fast alle zwölf Kurse wie aus dem Baukasten. Eine Steilkurve hier, ein matschiges Tal da. Alles schon mal gesehen, nur eben noch nicht in weiß.
Den Entwicklern von BigBig gebührt dennoch Lob, denn Arctic Edge behält die Grundidee der Serie bei. Erkauft wird dies wiederum durch eine Optik, die, verglichen mit anderen Racern, recht enttäuschend ist. Arctic Edge ist kein Polygonmonster wie Ridge Racer, WipEout oder gar Gran Turismo PSP. Die Karosserieverformung der Vehikel wirkt im Gegensatz zu den PS3-Pendants deutlich frugaler; die Texturen der Kurse erinnern eher an PS2-Spiele der ersten Generation. Dafür stimmt die Weitsicht. Abzweigungen oder Nadelöhre lassen sich so bereits aus sicherer Entfernung inspizieren. Trotz technischer Abstriche: Das ist MotorStorm, nur eben für die Hosentasche.
Acht Fahrzeugkategorien mit jeweils drei Modellen tragen den Wettkampf im eisigen Niemandsland aus. Schneemobile sowie Schneeschieber sind dabei neu und ersetzen, der Umgebung angepasst, die Renntrucks. Alle Klassen besitzen ihre eigenen Vor- und Nachteile. Motorräder oder ATVs sollten beispielsweise den Kontakt mit den anderen Vehikeln meiden. Dafür steuern sich diese mit dem fummeligen Analogstick der PlayStation Portable am besten.