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Muramasa: The Demon Blade

Schnetzeln für Ästheten

Für die Ästheten unter den Spielern, die, die bei Grafik eher künstlerische Werte, denn auf Polygonmengen, Auflösung und Effekte achten, ist Muramasa: The Demon Blade Liebe auf den ersten Blick. Wer das Spiel das erste Mal startet, der wird unweigerlich von der wundervollen handgezeichneten Grafik in seinen Bann gezogen. Vielleicht lehne ich mich hier aus dem Fenster, aber ich denke, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass Muramasa eines der schönsten, detailverliebtesten Spiele ist, die ich je genießen durfte.

Der spirituelle Nachfolger des PS2-Grafikwunders Odin Sphere legt im Vergleich zum ebenfalls schon mächtig prächtigen Vorgänger grafisch in jeder Beziehung nochmal eine ordentliche Schippe drauf. Und auch die vom werten Kollegen Bohn damals so zu recht kritisierte Zickigkeit von Odin Sphere hat Muramasa fast komplett abgelegt.

Haben wir jetzt also das ultimative 2D-Spiel vor uns? Die ultimative Symbiose aus detaillierten Hintergründen, flüssigem Parallax-Scrolling und perfekt gezeichneten und animierten Sprites in allen Größen Formen und Farben? So leid es mir tut, auch wenn es auf den ersten Blick so aussah... nein. Trotz besten Ansätze und Absichten haben die unverschämt talentierten Japaner von Vanillaware rund um den Lead-Designer George Kamitani zwar bis zur Perfektion an Präsentation und Spielbarkeit gefeilt, aber der Teufel steckt eben doch im Detail – und dieses Mal heißt das Detail Leveldesign.

Muramasa: The Demon Blade – Gameplay

Habt ihr euch für eine der beiden Figuren entschieden - die zerbrechlich wirkende Momohime, die vom Geist eines rüde-ruppigen Schwertmeisters besessen ist, oder der amnesische Ninja Kisuke -, zeigt sich direkt im Anschluss noch die Wahl zwischen zwei Spielvarianten: Eine etwas einfachere mit ausgeprägteren RPG-Elementen und eine kniffligere, actionlastigere. Und dann ist zunächst einmal alles in bester Ordnung. Die liebevoll animierten Heldensprites wetzen wunderbar flink und stets gut zu kontrollieren durch die fantastischen Szenarien und liefern sich wilde Gefechte mit scheinbar zufällig auftauchenden Gegnergruppen.

Ninjas, Samurai, Kappas, Tengus oder Geister, so ziemlich alles, was die japanische Geschichte und Mythologie zu bieten haben, tummelt sich in der Muramasa-Welt. So hackt ihr euch durch die Levels, sammelt Seelen ein, um euer Level zu erhöhen, bezwingt den ersten XXL-Boss und merkt so langsam... irgendwie fehlt es dem Spiel ein wenig an Substanz. Spielerisch und auch in Sachen Abwechslung.

Klar, die Hintergründe sind wunderschön und steigern sich im Verlauf des Spiels immer wieder. Aber ist es deswegen nötig, fünf, sechs, sieben mal hintereinander durch das fast identische Stadt-Szenario zu wetzen? Warum renne ich ohne nennenswerte Ereignisse durch Dutzende ähnlicher oder gar gleicher Szenarien zurück ans andere Ende des Levels? Hier zeigt sich dann der Preis der fulminanten Grafik. Die Szenarien innerhalb eines Abschnitts sind sich grafisch und architektonisch einander oft so ähnlich, dass man ohne die einblendbare Karte hoffnungslos verloren wäre.