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Mushihimesama Futari

Insektenangriff auf Deutschland

Ich habe mich darauf vorbereitet. Gründlich. Wochen vor dem angekündigten Erstverkaufstag hatte ich das Spiel zur Sicherheit gleich bei zwei asiatischen Import-Händlern vorbestellt und begonnen, Spieltaktiken im Internet zu recherchieren. Meinen „Street Fighter 4“-Arcadestick habe ich mit Seimitsu-Innereien aufgemotzt, dem Besten, was die Spielhalle für Spieler von 2D-Shootern zu bieten hat. Falls ihr es mir nachmachen wollt, findet ihr hier eine gut bebilderte Anleitung, um euren Stick auf seine nächste Evolutionsstufe zu hieven. Kurzum: Ich war bereit, als mir der Kurier Mushihimesama Futari in die Hand drückte!

Mit schrillen Schreien verglühen die brennenden Vögel und hinterlassen Bernsteinklumpen, die in einer Schusspause eure vollbusige Heldin auf ihrem Drachenreittier dankbar aufsaugt. Der Punktezähler des Vertikal-Ballerspiels rotiert. Plötzlich bricht der Berg vor euch auf, Techno-Musik schmettert euch entgegen und eine rotbrauner Tyrannosaurus Rex stampft auf seinen Hinterläufen auf eure Pilotin zu. Die Bewegungsrichtung des Hintergrund hat sich mittlerweile gedreht, ihr fliegt somit rückwärts – das Maul des Echsengiganten direkt vor euch.

Aus der Stirn des Ungetüms und seinen kurzen Ärmchen strömen rot und violett schimmernde Projektile. Der Bildschirm füllt sich. „Nicht treffen lassen, überleben“, wiederholt ihr im Geiste wie ein Mantra. Ihr hangelt euch von Lücke zu Lücke und ballert selbst, was das Zeug hält. Dann spuckt euer Gegner Feuer. Beeindruckend, der erste Endboss von Futari!

Kurze Feuerpause im Kampf mit dem Tyrannosaurus Rex im ersten Level.

Mushihimesama bedeutet übersetzt „Gnädige Frau Insektenprinzessin“ und Futari soviel wie „Zwei Personen“. Die eigentliche Zauberworte lauten allerdings „Danmaku“ oder „Bullet Hell“, zu Deutsch „Sperrfeuer“ beziehungsweise „Kugelhölle“. So bezeichnet man die Abart des 2D-Shooters, mit dem der japanische Entwickler Cave das Genre der 2D-Shooter in Form seiner DonPachi-Reihe vor dem kommerziellen Aussterben bewahrt hat.

Seit Mitte der 90er-Jahre veröffentlicht Cave mit schöner Regelmäßigkeit neue Ballerspiele, bei denen ungeübte Augen Schwierigkeiten bekommen, den eigenen Spielcharakter in dem Meer aus farbigen Geschossen ausfindig zu machen. Das ist nicht jedermanns Sache, aber der 2D-Liebhaber kommt kaum um das Angebot herum. Das Verrückte an diesen Spielen ist: Es findet sich immer eine Lücke. Man muss nur genug üben. Die Xbox-Version von Mushihimesama Futari beweist dabei sogar gleich mehrfach ein Herz für Anfänger.

Im Gegensatz zum Automatenvorbild existiert jetzt ein Trainings-Modus. Alle fünf Levels lassen sich frei zum Üben anwählen, sogar mit Direkteinstieg vor den Endgegnern. Wer sich beschwert, fünf Levels seien zu wenig, vergisst die erste Regel für 2D-Shooter: Keine Münzen nachwerfen! Die Spiele sind alle so konzipiert, dass man sie nur mit den zu Beginn zur Verfügung stehenden Leben durchspielt. Üben und von vorne beginnen, lautet daher die Devise. Nur so bekommt man auch den versteckten, letzten Boss zu Gesicht. Und nur so lassen sich Rekorde vergleichen und nur so offenbart sich die Poesie, die die Entwickler einem gutem 2D-Shooter verpasst haben. Etwa die Feinheiten des Punktesystems. Und hier bietet Mushihimesama Futari einiges.

Den Rahmen dürft ihr nach eurem Gusto vor dem Gefecht wählen.

Die Spielmodi „Original“ und „Ultra“ teilen das gleiche Punktesystem. Die abgeschossenen Feinde spucken dickere Bernsteinbrocken aus, wenn ihr sie nur mit eurer Primärwaffe (RT-Taste) abschießt, solange die Anzeige links oben für den Punktemultiplikator hellgrün leuchtet. Und mit der Sekundärwaffe (A-Taste), wenn sie hellblau erstrahlt. Am wertvollsten sind grün schimmernde Bernsteine. Um die zu erhaschen, fliegt möglichst nahe vor die Gegner.

Im Maniac-Modus gilt es, Schussketten zu bilden. Trefft ihr mehrere Gegner hintereinander mit dem Primärschuss, wächst ein blauer Balken am linken Bildrand. Sobald der rot flackert, geben die erlegten Feinde dicke Bernsteinbrocken frei. Verwendet ihr jetzt schnell den Sekundärschuss, verdoppeln sie sich. Das entlädt allerdings auch den Balken. Zerstört ihr bei entladenem Balken mit dem Primärschuss weitere Gegner, verwandeln sich diese in bläuliche Edelsteine – optimal, um zu punkten.