Naughty Bear
Friedhof der Kuscheltiere
Ein Bild im Bild informiert darüber, dass Daddles den von euch sabotierten Plattenspieler entdeckt hat. Da die anderen Teddybären offenbar ordnungsliebende Wesen sind, beginnt der grüne Bär umgehend damit, das Gerät zu reparieren. Ein Einsatz für den Naughty Bear! Aus den gegenüberliegenden Büschen brecht ihr zur Tanzfläche auf. Als ihr eintrefft, wendet euch Daddles den Rücken zu und schraubt zwischen zwei großen Lautsprechern an dem Schallplattenspieler. Ihr schleicht näher.
Mit der linken Hand greift ihr seinen Hinterkopf und presst sein Gesicht mit aller Kraft auf den kreisenden Plattenteller. Stofffetzen lösen sich von Daddles, während der Unglückliche schreit und sich in eurem Todesgriff windet. Als sein Körper nach einigen Sekunden leblos in sich zusammensackt, kommentiert ein Sprecher die Szene mit den Worten „Rotierende DJ-Fizierung“. Punkte belohnen euch für den Kuscheltier-Mord. Wäre Naughty Bear ein Spiel mit Menschen, hätte es sicherlich keine Freigabe ab 16 Jahren von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle bekommen.
Man kann viel über Naughty Bear sagen, doch ein Allerweltsspiel ist es nicht. Es lebt von der augenzwinkernden Bosheit, die sich aus dem Missverhältnis von abartiger Brutalität und zuckersüßer Stofftier-Romantik ergibt. Alles was im echten Leben als verabscheuungswürdig und gemein erscheint, ist in Naughty Bear gut. Denn fies zu sein, bringt Punkte. Nur mit Punkten erreicht ihr den nächsten Abschnitt. Und natürlich gilt es, diverse Aufgaben zu erledigen. Mal sollt ihr alle Bären eines Levels umbringen, mal eine bestimmt Punktzahl erreichen. Mal möglichst schnell vorgehen, mal dafür sorgen, dass keiner entkommt.
Pro Abschnitt landet so schon einmal eine stattliche Aufgabenliste in der linken unteren Ecke eures Bildschirms, die ihr abarbeiten müsst. Nervige optionale Ziele, wie etwa Wahlkampfplaketten zu vernichten oder Vogelkameras zu zerstören, lassen sich meist auch noch in Ruhe nach den Hauptmissionen absolvieren. Und die braucht man auch, um in den Punktelisten nach oben zu rutschen, Gemeinheitspokale zu verdienen und dadurch neue Missionen und neue Kostüme (mit besseren Fähigkeiten) freizuschalten.
Der Schlüssel zum Erfolg befindet sich oben in der Mitte auf dem Bildschirm: Der Punkte-Multiplikator. „Du hast einen Teller mit Pudding kaputt gemacht“, 200 Punkte. „Du hast einen Plüschfrosch erwischt“, 500 Punkte, „Winkles findet einen toten Bär“, 1.000 Punkte. Je schneller ihr vorgeht, mit desto mehr Punkten belohnt euch das Spiel. Mal zwei, mal fünf, mal zehn, mal 25, mal 50, mal 75, mal 100 – „gute Kombo“, „fantastische Kombo“, „irre Kombo“! Der Punkterausch treibt euch zu neuen Schandtaten. „Du hast einem Bär den Rest gegeben, + 25.000“. Meistens zieht eine schlechte Tat weitere Boni nach sich: „Colonel Ketchup hört einen Bär sterben, + 4.500“.
Doch ob ihr nun einfach alle Teddybären ungesehen ermorden oder sie in den Wahnsinn treiben sollt: Die Missionen laufen alle nahezu gleich ab. Ihr verlasst eure Hütte und begebt euch zu den Blockhütten eurer Artgenossen. Jetzt manipuliert oder zerstört ihr das Auto vor der Tür und das Boot am Steg, damit keiner flieht. Anschließend beginnt der Spaß.
Einige Gegenstände wie Grill, Stromkasten, Kuchenmaschine oder Toilette dürft ihr sabotieren. Dazu genügt ein einfacher Knopfdruck, wenn ihr davor steht. Sieht ein Bär nun den Defekt, beginnt er ihn zu beseitigen. Jetzt kommt euer großer Auftritt. Ihr schnappt euch den Burschen und erschreckt ihn entweder mit einem Herzhaften „Booo!“-Ruf oder ihr bringt ihn mit dem Gerät zum Schweigen, in dessen Nähe er steht. Diese vom Standort abhängigen und jeweils mit einer kleinen Zwischensequenz versehenen Mordrituale üben den Reiz des Spiels aus.