Need for Speed: SHIFT
Alles anders, alles besser
Das laute Dröhnen der Motoren übertönt sämtliche anderen Geräusche, während ich in meinem Wagen angespannt auf das Startsignal warte. Schließlich leuchtet die Ampel auf, lässt nach wenigen Sekunden das grüne Licht erstrahlen. Umgehend machen sich die Vehikel auf die Reise über den abgeschlossenen Rundkurs mitten durch London. Um jede einzelne Position wird verbittert gekämpft. Das Herz rast, einer der Kontrahenten weicht mir nicht von der Seite. Eine Schikane zeichnet sich in der Ferne ab. Keine schlechte Gelegenheit, um sich endgültig vor den Konkurrenten zu setzen.
Gesagt, getan. Allerdings gehe ich dieses Manöver mit viel zu viel Optimismus an. Und das bekomme ich auch recht schnell zu spüren. Ich krache mit hohem Tempo in die Seitenwand und stehe plötzlich quer auf der Strecke. Aus dem Augenwinkel erblicke ich die nahende Konkurrenz, die kurz darauf mit Vollgas in mein Fahrzeug kracht. Mein Kopf wird hin- und hergeschüttelt, die Sicht verschwimmt, die Orientierung schwindet. Mehrmals knallt es, bis endlich Ruhe einkehrt und ich wieder weiß, in welche Richtung ich fahren muss...
Das klingt nun auf den ersten Blick nach allem möglichen, aber ganz sicher nicht nach Need for Speed. Ich kann verstehen, wenn Euch solche Gedanken durch den Kopf schießen. Ihr kennt nur Undercover, Most Wanted oder Carbon? Streicht sie für die folgenden Zeilen am besten aus Eurem Gedächtnis.
SHIFT hat nichts mehr mit der offenen Welt oder Straßenkultur der vorherigen Teile zu tun. Ein Vergleich mit Race Driver: GRID bietet sich durchaus an – oder auch mit den vorherigen Titeln, an denen die Entwickler von Slightly Mad mitgearbeitet haben, namentlich GTR2 oder GT Legends. Dementsprechend kann man sich in diesem Jahr auch von dem Arcade-Racer der letzten Jahre verabschieden, zumindest auf PC, Xbox 360 und PlayStation 3.
Slightly Mad setzt auf Simulation, auf Realismus. Letztendlich vielleicht nicht so sehr wie in GTR2, dennoch spürt man diese Tatsache an allen Ecken und Enden. Mit SHIFT will man den Spieler, ergo den Fahrer in den Fokus des Geschehens rücken. Und wie das geschehen soll, wird schnell klar. Mit jedem Beschleunigungs- oder Bremsvorgang bewegt sich etwa der Kopf des voll animierten Fahrers leicht nach hinten beziehungsweise nach vorne - selbst das Interface zuckt mit.
Ein weiteres Beispiel sind die anfangs angesprochenen Crashs. „Unfälle sind eine erschreckende Erfahrung“, sagt Producerin Suzy Wallace. Und das will man in SHIFT möglichst realistisch in Szene setzen. Bei kleineren Kollisionen verschwimmt kurzzeitig die Sicht. Härtere Einschläge und Massenkarambolagen sorgen dafür, dass man für Augenblicke praktisch gar nichts mehr erkennt und anschließend erstmal ein wenig orientierungslos auf der Strecke steht.
In solchen Situationen muss man sich allerdings keinerlei Sorgen um die eigenen vier Räder machen. Komplett zerstörbar sind die mehr als 70 Wagen nicht – zum Fuhrpark zählen unter anderem Wagen der Marken Audi, Porsche, Lotus oder Corvette. Diese Möglichkeit wurde laut Slightly Mad durchaus diskutiert, doch aus Spaßgründen entschied man sich schließlich dagegen. Wer will auch schon einen Rennen aufgeben müssen, wenn er in der ersten Kurve in die Mauer gedrückt wird? Glaubt man den Entwicklern, wünschen sich das die wenigsten Kunden.
Wenn schon nicht komplett zerlegbar, dann wenigstens teilweise. Viele Elemente der äußerst detaillierten Wagenmodelle verabschieden sich nach einer oder mehreren Kollisionen von der Karosserie. Zusätzlich werden wirklich alle Einzelteile des Vehikels simuliert, darunter zum Beispiel das Gewicht der Reifen oder deren Bodenhaftung. So soll sichergestellt werden, dass sich jede einzelne Rennmaschine ein wenig anders um die Kurven lenkt.