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NeverDead - Vorschau

Körperteile-Katamari

Jahrelang schien das Genre der Actionspiele von bemühten Düstertiteln dominiert, die beinahe durch die Bank auf mächtig böse getrimmt waren, den schwarzen Pony stets stramm ins Gesicht gebürstet - außer natürlich es handelte sich um Military-Phantasien mit praktisch-diszipliniertem Armee-Haarschnitt. Damals noch, als die Spielekonsolen ihre ersten Schritte aus den Kinderzimmern machten, wäre das eine verständliche, wenngleich auch etwas überzogene Reaktion gewesen, um zu demonstrieren, "seht her, wir wollen jetzt auch größeren Kindern gefallen". In den Jahren 2007 bis 2009 war dieser gewollt nach außen getragene Weltenschmerz jedoch wenig mehr als ein nervtötend allgegenwärtiges und durchsichtiges Catering an die Zielgruppe zwischen 15 und 18.

Zugegeben, ganz raus aus dieser Phase sind wir noch lange nicht, aber Spielen wie Uncharted haben wir immerhin eine spürbare Trendwende zu verdanken, hin zu Helden, die auch mal über sich selbst lachen können. Und wenn es schon die Helden nicht können, dann übernimmt das Spiel selbst diese Rolle, weil es sich jederzeit bewusst ist, was für einen Quatsch es da gerade vor den Augen seines Gastes aufführt. Man muss über Mikamis und Suda51s Genitaliengewitter Shadows of the Damned nicht lachen können, trotzdem wusste dieser Titel sehr wohl, wie albern und pubertär doch viele seiner Artgenossen eigentlich sind und trieb diesen Schabernack auf eine groteske Spitze.

Und auch wenn Konamis und Rebellions NeverDead nicht ganz denselben Ansatz verfolgt, so ist der Vibe doch ein ähnlicher. Und das liegt nicht nur daran, dass die unsterbliche Hauptfigur Bryce der gleichen Profession - Dämonenjäger - nachgeht wie Shadows' Garcia Hotspur. Auch hier trifft der Spaß am Skurrilen auf eine "Alles-geht"-Attitüde, die einen doch recht schnell für sich einnimmt. Zumindest, wenn der mir vorliegende, lange Level in einer verlassenen Psychiatrie repräsentativ für das Endprodukt ist, das am 2. Februar in den Läden stehen wird.

"Hier trifft der Spaß am Skurrilen auf eine "Alles-geht"-Attitüde, die einen doch recht schnell für sich einnimmt."

Zwei Dinge fallen vom Fleck weg auf: Zunächst die extrem farbenfrohe Optik des gespielten Klapsen-Levels, die mühelos zwischen großzügig sonnigen und von saftigem Grün überwucherten Innenhöfen und den düsteren Innereien des verfallenen Herrenhauses changiert. Zum anderen freut man sich direkt über das hohe Tempo, das NeverDead geht. Ohne ein wie auch immer geartetes Deckungssystem rennt Bryce flink und zügig in alle Himmelsrichtungen und rollt Attacken behände aus dem Weg. Das zentrale Feature des Titels liegt aber im Namen verborgen.

Da Bryce nicht sterben kann, wird er von den Feinden lediglich verstümmelt. Sie reißen ihm Arme und Beine ab, woraufhin er nur noch einhändig schießen kann oder erst auf einem Bein hüpft, um später, beim Verlust seines zweiten Treters, nur noch robben zu können. Wird der Dämonenjäger geköpft, rollt ihr wie ein ekliges Katamari durch den Level, um eure Körperteile wieder einzusammeln, stets auf der Hut, nicht von einem der kugeligen Grandbabys eingesaugt und auf ewig verdaut zu werden. Aus dieser Mechanik heraus ergibt sich teilweise wirklich köstlicher Slapstick, zumal ihr diese Verstümmelungen teils sogar provozieren müsst, um etwa als körperloser Schädel durch Lüftungsschächte an entlegene Orte zu gelangen. Wer sich selbst einen Arm ausreißt, kann diesen auch werfen, ein uralter Trick, auf den die "Hundewesen" natürlich anspringen. Schnappt sich eines der Viecher euren Grabscher, könnt ihr ihn detonieren lassen.

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

NeverDead

PS3, Xbox 360

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