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Obscure 2

Mehr Actionfilm als Horrorspiel

Kaum ein Filmgenre erfreut sich in den letzten Jahren einer solchen Beliebtheit bei der 16-30 Jährigen wie das der Horror-Filme. Ob nun Highschool-Schocker á la „Scream“ oder subtile Grusel-Kunstwerke wie „The Ring“; es gibt eine enorme Bandbreite an Rezepten um selbst gestandene Männer kreischen zu lassen wie die erste Reihe eines Teenie-Konzerts. Da ist es kein Wunder, dass auch die Spieleindustrie schon vor Jahren diesem Trend verfiel und die Zockergemeinde trotz der „Absatzbremse Altersbeschränkung“ fleißig bedient.

Aber was macht ein waschechtes Horrorspiel eigentlich aus? Das beklemmende Gefühl des lauernden Grauens, eine zum Schneiden dichte Atmosphäre und eine Story, die einen in den Bann zieht. Kurzum: Das Gefühl nackter Angst! Egal wie oft Publisher Playlogic vehement das Gegenteil behauptet, diese Eigenschaften fehlen Obscure 2. Somit ist es vielleicht ein Action-Adventure mit Schock-Momenten, aber kein Horrorspiel. Was unterscheidet den Titel also von gestandenen Klassikern wie Silent Hill oder Resident Evil? Dunkle Gänge und groteske Monster gibt es hier und da. Eine gut dosierte Menge Blut und einen Soundtrack, der unter die Haut geht, auch.

Ob es nun an den jugendlichen Hauptcharakteren mit ihrem teils zu lässigen Auftreten oder schlicht und einfach am Spielverlauf liegt: Nie schafft es so düster und beklemmend wie die Vergleichstitel zu wirken.

Neben den 16 verschiedenen Waffen lässt sich auch jede Menge Mobiliar im Nahkampf missbrauchen.

An Silent Hill 2 faszinierte die Tiefe der Geschichte. Fast litt man mit James Sunderland, als er seiner eigenen Vergangenheit nachjagte. Obscure 2 kommt jedoch im völlig anderen Gewand eines Teenie-Schockers daher. Ganz wie in den Vorbildern aus der Traumfabrik Hollywood setzt man weniger auf subtilen Horror, sondern auf Action, klischeehafte Charaktere und jede Menge lässige Sprüche. Daneben hat man den Grad an Action deutlich hochgeschraubt.

Hierfür bedient man sich nicht nur einem stattlichen Waffenarsenal, in dem man vom Knüppel bis zur Schock-Kanone alles findet, was das Herz begehrt. Auch die Geschwindigkeit scheint einfach größer. Diese Dynamik macht Obscure 2 zwar spielerisch unterhaltsam, nimmt dem Titel dafür aber viel vom düsteren Flair. Statt Euch also mit zittriger Hand durch menschenleere Landschaften stapfen zu lassen, jagt Euch das Spiel von einer Actionsequenz zur nächsten. Beispiel Türen. Welcher Mutant braucht schon Türen, wenn er gleich die ganze Wand einreißen kann. Fast entsteht der Eindruck, dass die schlauen Köpfe bei Hydravision den einen oder anderen Regisseur in ihren Kellern gefangen halten. In Sache Komposition stehen einzelne Episoden des Spiels so manchem Celluloidwerk in nichts nach.

Wer denkt Hacker seien stets pickelige Brillenträger liegt weit daneben.

Da durchstöbert man einen Gang im Wohnheim, allein erhellt vom fahlen Mondlicht, lange, schwarze Schatten fallen durch die großen Fenster auf die zerfetzen Körper zweier Studenten. Außer dumpfen Schritten auf dem schweren Teppich ist nichts zu hören. Jeder Resident Evil-Veteran weiß: Nichts ist bedrohlicher als die Stille. Zu Recht: Ein abscheulicher Fleischberg donnert mit ohrenbetäubendem Lärm durch das Glas und bäumt sich auf.

Beim ersten Mal braucht man noch eine fachmännische Reanimation. Auch beim zweiten Mal sorgen die Gegner noch für einen gehörigen Schreck. Allerdings wiederholen sich die Schockeffekte mindestens so oft wie die Sprüche der Akteure. Zu schnell entwickelt man Routine, wenn es darum geht, den mutierten Opfern „der geheimnisvollen Blume“ den Scheitel zu ziehen.