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Obscure 2

Mehr Actionfilm als Horrorspiel

Während die geschickte Mei keine Probleme hat, jegliche Schlösser oder Computer zu hacken, ist Amy Eure Wahl, wenn es um das Entschlüsseln von Botschaften geht. Sollte beispielsweise der direkte Weg einmal versperrt sein, kommt Coreys Spezialfähigkeit zum Einsatz. In bester Tomb Raider-Manier schwingt man sich von Vorsprung zu Vorsprung, erklimmt den Balkon und öffnet die Tür von der Innenseite. Zunächst muss der muskelbepackte Norweger Sven allerdings ein Paar Kisten zurecht rücken, die Corey nun als Plattform nutzt. Wer sich nicht mehr sicher ist, wessen Talent er benötigt, kann diese jederzeit per Charaktermenü im Inventar aufrufen.

Während die lineare Story voranschreitet, stoßen mehr und mehr Überlebende zu Euch, so dass Ihr letztendlich aus sieben Spielern wählen könnt. Dreh- und Angelpunkt vieler Kapitel ist daher eine Art Treffpunkt, an dem Ihr Eure Spieler beliebig oft austauschen und kombinieren könnt. Gleichzeitig bietet dieses „Hauptquartier“ jeweils die Gelegenheit, den Spielstand an speziellen Speicherpunkten zu sichern.

Kein Novum, aber ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Feature von Obscure 2, ist der aus dem ersten Teil bekannte Mehrspielermodus. Da die Charaktere jeweils zu zweit durch die Gänge streifen, schlüpft der zweite Spieler zu jedem beliebigen Zeitpunkt einfach in die Rolle Eures Begleiters. Gerade wenn es darum geht, gemeinsam mit der Umwelt zu interagieren, ist der zweite Spieler sogar beinahe unverzichtbar. So stemmt Ihr beispielsweise schwere Kisten beiseite, während Euer Partner die lichtscheuen Monster mit Hilfe des Projektorlichts in Schach hält.

Den ersten Teil überlebt: Alte Bekannte sind auch wieder mit von der Partie.

Abgesehen von diesem Vorteil liegt das Flair des Multiplayer-Modus schlicht und ergreifend darin, dass er einfach mehr Spaß macht. Und nicht zu verschweigen, weil der Einspielermodus eine starke Schwäche aufweist: Die KI der Mitspieler. Eigentlich schafft es der digitale Freund auf den Gängen des Campus ganz gut an Euren Fersen zu kleben. Müsst Ihr unterwegs jedoch solche Hindernisse wie ein zweimal zwei Meter großes Loch in der Wand überwinden, ist er hoffnungslos überfordert. Auch während der Kämpfe sorgen Eure Helfer für einiges an Frust und blauen Flecken. Anstatt sich auf die Gegner zu stürzen, laufen sie beispielsweise stur in Euch hinein und kommen somit nicht vom Fleck, während Ihr die Dresche kassiert.

Größter Stolperstein beim Überleben sind allerdings weder die Mutanten, noch die seltsamen Sporen. Es ist die Steuerung! Kaum ein Raum, in dem man nicht den Überblick verliert. Die Kamera fängt Gegenstände und Türen teilweise gar nicht ein. Besonders auffällig ist diese Schwäche, wenn man den Trumpf des Spiels, den Multiplayer-Modus, genießen will.

Fragt sich nur, wovor das Untier mehr Angst hat: dem 1,5 Kilogramm Holz oder 120 Watt.

Ärgerlicherweise fixiert die Kamera jeweils nur einen Spieler, was bei den schnellen und direkten Bewegungen der Charaktere zu häufig dazu führt, dass einer der Akteure im wahrsten Sinne des Wortes nicht im Bilde ist. Kommen dann auch noch Mutanten ins Spiel, kann man im Prinzip schon mal darüber nachdenken, wo doch gleich die letzte Speicherblume war.

Verschenktes Potential – es gibt kaum etwas Ärgerlicheres. Nicht nur, dass der Titel selbst verhunzt ist, er ist auch meist das Todesurteil für viele, eigentlich recht kreative Ideen. Selten war diese Floskel so angebraucht wie im Falle von Obscure 2. Der Horror-Trip selbst bietet knisternde Spannung und eine filmreife Inszenierung. Doch all das nützt nun einmal nichts, wenn der Titel etappenweise kaum spielbar ist. So verkommt selbst der beste Streifen zum B-Movie. Fans von Scream & Co werden über die Schwächen hinwegsehen können. Eingefleischte Horror-Jünger warten besser auf Silent Hill 5.

Obscure 2 ist für PC und PS2 im Handel erhältlich.

6 / 10

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