Patch 1.10 für The Witcher 3 gibt der PS4-Version den Schub, den sie braucht - Digital Foundry
Die Xbox One muss jedoch einen Treffer einstecken.
Das hier ist eine große Sache für The Witcher 3. Update 1.10 ist auf den Konsolen 15 GB groß und nimmt zahlreiche Änderungen am Spiel vor - es ist wohl das bislang größte Update von CD Projekt Red. Die Patch Notes umfassen mehr als 600 Einträge, hauptsächlich Bugfixes und Gameplay-Verbesserungen. Interessanterweise werden keine Performance-Boosts für PlayStation 4 oder Xbox One erwähnt. Aber bei jedem Update gibt es Hoffnungen, dass die Framerate auf den Konsolen endlich verbessert. Und nach so viel vergeblicher Hoffnung können wir sagen, dass Patch 1.10 in diesem Punkt endlich etwas zu bieten hat - zumindest auf der PS4.
Zuerst die guten Nachrichten: Die PS4 profitiert enorm von dem Update. Unser erster Stresstest im Buckelsumpf zeigt die größten Verbesserungen gegenüber der vorherigen Version. Die Nebel- und Transparenzeffekte des Wassers sorgen für eine große Last und in früheren Versionen bewegte sich das Spiel auf der PS4 hier bei rund 20 FPS. Nun aber reicht die Framerate auf unserem gesamten Weg näher an die 30-FPS-Grenze heran. An bestimmten Stellen entspricht das einer Steigerung von 10 FPS auf der PS4 und im direkten Vergleich schlägt man so auch die Xbox-One-Version mit dem neuesten Update.
Es gibt noch immer Einbrüche, an bestimmten Stellen fällt die Framerate auf 28 FPS, manchmal darunter. Aber es ist definitiv ein Schritt nach vorne und das Spielerlebnis ist in diesen bisherigen Problembereichen nun sehr viel angenehmer. Der Buckelsumpf war aber eines der Worst-Case-Szenarien und nicht repräsentativ für den Rest des Spiels. Dennoch sollten die Missionen, die hier spielen, nun viel angenehmer zu spielen sein.
Diese Verbesserungen spürt man auch in den anspruchsvolleren Zwischensequenzen, wo wir jeden Patch Frame für Frame untersuchen können. Auch hier entfernt sich die Performance von den 20 FPS, und obwohl es mit Patch 1.10 immer noch Einbrüche auf der PS4 gibt, fällt die Framerate doch nie so sehr ab wie beim vorherigen Patch. Im Vergleich mit der Xbox One bedeutet dies, dass die PS4 auch hier oftmals um 2 bis 3 FPS vorne liegt, genau wie im Buckelsumpf.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Stadt Novigrad. Zumindest auf der PS4 gibt es hier gleich zweimal gute Neuigkeiten zu vermelden. Einerseits wurde allgemein die Konsistenz bei 30 FPS verbessert und während wir durch die Tore in die Stadt schreiten, zeigen sich weniger dieser einmaligen Ausrutscher. Bei früheren Tests gab es auf diesem Weg bis zum Ende immer wieder solche Probleme - mit Patch 1.10 fühlt sich das alles aber nahezu makellos an und die Framerate bleibt auch im Inneren der Stadt bei beständigen 30 FPS.
Was die zweite gute Neuigkeit betrifft: Die ablenkenden Pop-ins, die wir in ganz Novigrad sahen, wurden mit Update 1.10 minimiert - sowohl auf PS4 als auch auf Xbox One. Wandtexturen und NPCs werden nun korrekt geladen, während wir jede Ecke der Stadt besuchen, und unscharfe Texturen sind nicht länger zu sehen, als sie es eigentlich sollten. Patch 1.08 nahm hier bereits in kleinerem Umfang Änderungen vor, aber wir sahen noch immer, wie Bewohner ein paar Meter vor uns plötzlich auftauchten - manchmal gar ohne Gliedmaßen. Das Asset-Streaming funktioniert mit Patch 1.10 überwiegend besser, das Resultat kann sich in Direktvergleichen mehr als sehen lassen. Das betrifft sowohl PS4 als auch Xbox One, womit man eines der größten Probleme in diesem Bereich in Angriff nimmt.
Die Verbesserungen ziehen sich aber nicht durch die gesamte Stadt. Die PS4-Performance bricht spürbar ein, als wir uns dem Marktplatz nähern und liegt bei 28 FPS, was beim letzten Patch nicht der Fall war. Es ist ein kleines Downgrade, aber selbst bei wiederholten Tests erzielten wir das gleiche Resultat. Alles in allem betrachtet überwiegen die Vorteile die Nachteile in Update 1.10. Es ist aber interessant, dass die PS4-Performance hier in einen Bereich zurückfällt, wie man ihn zuletzt bei Version 1.07 hatte.
Seltsamerweise gibt es einen Weg, in dieser Location aus der PS4 eine bessere Bildrate zu quetschen (und infolge dessen auch im Buckelsumpf). Lässt man The Witcher 3 mit abgeschalteten Blur- und Motion-Blur-Effekten laufen - wie man es im Post-Processing-Menü tun kann -, nähert sich die PS4 den 30 FPS weiter an. Es gibt einen gleichmäßigen Spielraum zugunsten von Tests, bei denen diese Effekte abgeschaltet sind, besonders wenn man das zentrale Dorf im Buckelsumpf erreicht, wo es die 30 FPS aufrechterhalten kann. Ein ähnlicher Test in Novigrad erzählt die gleiche Geschichte: kleiner Performance-Zuwachs, sobald Blur abgeschaltet ist - obwohl es immer noch kurz vor einer „perfekten“ 30-FPS-Abriegelung endet.
So oder so, die PS4-Version tut mit installiertem Patch 1.10 einen Schritt in die richtige Richtung - aber wie schlägt sich die Xbox One im Vergleich? Traurigerweise können wir in dieser Analyse keinen Performance-Zuwachs auf Microsofts Konsole feststellen. Der Buckelsumpf läuft mehr oder weniger mit derselben Bildrate wie zuvor, mit etwa 25 FPS. Gleichermaßen zeigen Zwischensequenzen eine absolut identische Performance in Sachen Framerate.
Die einzige richtige Überraschung ist, wie die Performance in Novigrad mit Patch 1.10 auf der Xbox One ausfällt. Wie auf der PS4 bemerken wir eine Verschlechterung, während wir denselben Weg durch die Straßen der Stadt nehmen - aber im Fall der Xbox One ist der Unterschied größer. Der Leistungsabfall von Version 1.08 ist feststellbar, wobei wir jetzt eine Spannweite zwischen 30 FPS mit gelegentlichen Stotterern und einer aufrechten Performance zwischen 24 und 26 FPS haben. Das bekräftigt sich im Rahmen mehrerer Tests in derselben Location, darüber hinaus mit derselben Ingame-Zeit und selbem Wetterzustand. Wir erleben hier eine Verschlechterung - und verglichen mit einer voll gepatchten PS4-Version beträgt die Lücke bis zu 5 FPS, während wir durch die Straßen galoppieren.
Mit anderen Worten: Die Performance der Xbox One ist mit dem letzten Patch in fast jedem Bereich identisch, außer in Novigrad, wo wir größere Probleme mit Version 1.10 feststellen. Leider bringt uns das Ändern der Blur-Einstellungen (auf der PS4 immerhin zu einem gewissen Grad effektiv) nicht näher an die Zielsetzung von 30 FPS heran. Die Bildrate bleibt mit an- oder abgeschalteten Post-Processing-Effekten dieselbe und bewirkt nichts in Richtung der Zugewinne, die wir auf PS4 erleben.
Insgesamt haben wir hier eine bunte Mischung. Die Xbox One macht einen Schritt nach vorn und einen nach hinten - mit besserem Asset-Streaming in der Stadt, aber dort auch merklich schlechterer Bildrate. Was die PS4 angeht, ist dies der erste Patch, bei dem sie die Xbox One durchgehend in Sachen Performance schlägt. Bei vorherigen Updates gab es verschiedene Szenen, in denen mal die eine oder andere Konsole die Nase vorn hatte, doch dieser Patch steigert die PS4-Leistung in allen Bereichen: weniger stotternd, wenn man die Welt bereist, und eine stabilere Bildrate bei Stresstests.
Die PS4 übernimmt in allen Szenen die Führung, eine Version, die bereits von der 1080p-Auflösung profitiert, verglichen mit der dynamischen Lösung der Xbox One (üblicherweise bei 900p). Keine der beiden Plattformen ist haargenau bei 30 FPS abgeriegelt, aber man kann durchaus sagen, wir sind dem zittrigen Launch-Zustand von The Witcher 3 voraus. Patch 1.10 verleiht Sonys Konsole den Leistungsschub, auf den Fans gewartet haben, und dadurch entsteht ein verfeinertes Spiel. Für PS4-Besitzer, die dem Sprung zu CD Projekts Epos bisher widerstanden haben, ist das zumindest aus technischer Sicht ein Moment, noch einmal darüber nachzudenken.