Petition gegen Spieleverbot: Wie geht's weiter?
Peter Schleußer im Interview
Wir befinden uns im Jahre 2009 nach Christus. Ganz Deutschland scheint von schlecht informierten Menschen besetzt. Ganz Deutschland? Nein! Etliche unbeugsame Spieler hören nicht auf, Aufklärungsarbeit und Widerstand zu leisten und sich zum Beispiel des geforderten Verbots von Actiontiteln zu erwehren.
Einer der besonders engagierten Liebhaber digitaler Unterhaltung heißt Peter Schleußer. Der 38-jährige Baumaschinentechniker hat die Onlinepetition „Gegen ein Verbot von Action-Computerspielen“ eingereicht. Schnell war die Hürde von 50.000 Mitzeichnern erreicht, deshalb muss sich der Petitionsausschuss des Bundestags mit dem Thema befassen. Ein erster Teilerfolg?
Im Exklusiv-Interview mit Eurogamer.de erzählt Schleußer von seiner Rede, die er demnächst vor dem Gremium der deutschen Regierung hält, dass er dafür extra ein Rethorik-Training absolvieren möchte und warum er als Nekromant zwar Tausende von virtuellen Gegnern tötet, deshalb aber noch lange nicht den Sinn für die Realität verliert.
Ich habe sieben Jahre in Österreich gelebt. Als Computerspieler fällt dir schnell auf, dass dort einiges anders läuft als in Deutschland. Selbst bei uns indizierte Spiele kannst du als Erwachsener im Medienfachmarkt kaufen. Die Betonung liegt auf Erwachsener.
Ich habe oft mitbekommen, wie penibel die Verkäuferinnen auf Altersfreigaben achten. Wer sein Alter nicht nachweisen kann, bekommt das Spiel nicht. Da wird in Österreich streng drauf geachtet, wie beim Verkauf von Zigaretten und Alkohol. Eine Zensur bei der Erwachsenenunterhaltung findet nicht statt, in der Schweiz übrigens auch nicht. Als Deutscher im Ausland verfolgt man natürlich, was in der Heimat passiert. Die Diskussion um ein Verbot hab ich noch belächelt. Jetzt arbeite und lebe ich wieder in meiner Heimat und bin davon betroffen. Ich gehe dagegen an, weil ich aus Erfahrung weiß, dass es auch anders geht.
Die Firma, in der ich arbeite, bietet auch einen 24-Stunden-Notdienst, geregelte Arbeitszeit kannst du da vergessen. Du siehst also, mir liegt einfach sehr viel an dem Thema.
Wenn du eine Petition einreichst, kann es drei Wochen und länger dauern, ehe sie online geht. Irgendwann schaust du nicht mehr jeden Tag nach. Du bekommst auch keine E-Mail, sondern einen Brief mit der Post. Meine Petition war schon fünf Tage online, als das Schreiben bei mir im Briefkasten lag. Ein Journalist von Golem.de hatte mich vorher mit einer Interviewanfrage informiert, da hatte die schon rund 30.000 Mitzeichner.
Man muss sehen, dass wir vor einem Generationskonflikt stehen, wie es ihn vorher noch nie gegeben hat. Ein Innenminister, der nach einem Amoklauf das erste mal einen fotorealistischen Ego-Shooter sieht, ist natürlich sehr erstaunt, wie echt alles aussieht. Ein 16-Jähriger hingegen weiß, dass das nur ein virtueller Raum, eine Simulation, schlicht und einfach ein Spiel ist. Unsere Jugend hat eine sehr gute Medienkompetenz, die trauen so schnell keinem Bild und keinem Video. Ich mache mir mehr Sorgen um die naive und staubige Medienkompetenz unserer Politiker.