Playstation 2 - Der Kasten kocht
Die alte Dame legt 2007 richtig los - die Top 10.
Für den Fall, dass Ihr es noch nicht bemerkt habt: Die große alte Dame dieses Business liegt spürbar in ihren letzten Zügen. Dennoch kein Grund zur Traurigkeit: Wie zum letzten Gruß mobilisieren Sony, Square-Enix und Co. anno 2007 noch einmal ordentlich Budget und Manpower, bevor die PS2 wohl endgültig der Konsolen-Altersdemenz (in Form von geistlosen Filmumsetzungen und recycelten Partyspielchen) unterliegt. Sehr lobenswert und in diesem Geschäft – ohne jetzt mit dem Finger zu zeigen – alles andere als Gang und Gäbe. Die Schweigeminute folgt am Ende dieses Textes. Hier aber zunächst die zehn Top-Titel, die den schwarzen Kasten noch mal so richtig auf Touren bringen.
God of War 2
Wie ja jeder weiß, muss das Spiel, das besser ist als God of War, erst noch erfunden werden. Das schließt natürlich auch den im Februar erscheinenden Nachfolger mit ein. Es liegt zwar in der Natur der Sache, dass ein Sequel nur selten mit derselben brachialen Wucht in der Spieler-Gunst aufschlägt wie das Debüt – dazu fehlt alleine schon das Überraschungsmoment. Überraschung über ein Spiel wie eine Urgewalt – so aufregend, dass man sich fragte, warum Games nicht schon immer so gemacht wurden. Trotzdem braucht man kein Orakel zu befragen, um eines zu wissen: Auch im zweiten God of War wird der bitterböse Anti-Held Kratos mit breiter Brust von einem Superlativ in den nächsten preschen, um knapp 10 Monate später alle Jahres-Bestenlisten des Internets zu dominieren.
Diesmal schnürt der Spartaner seinen Ranzen für eine Reise ans Ende der Welt. Hier spinnen die Moiren – Schwestern des Schicksals – den Lebensfaden eines jeden Wesens. Nur sie können sein unglückseliges Schicksal zum Guten wenden. Hoffen wir, dass sie ihm keine Beamtenstelle im Mittleren Dienst spendieren. Obwohl… “Wachtmeister Kratos“?! Hm… . Aufgepasst: Mehr Infos rund um das Spiel findet Ihr in unserer Vorschau. Und weil man sich an dem Spiel jetzt schon nicht satt sehen kann, hier noch eine deftige Ladung Bildmaterial.
Final Fantasy 12
Der persönliche „Liebling“ unserer werten Tanja erwartet Euch noch in diesem Quartal. Diesmal verlangt Japans langlebigste Rollenspielreihe von Euch allerdings eine gewisse… Flexibilität was lieb gewonnene Serienmotive angeht: Weder rundenbasierte ’Active Time Battles’, alteingesessene Summons, unvorhergesehene Zufallskämpfe oder die putzigen Moogles (Anm. Chefred: die Hasen-Gestalten verdienen den Namen nicht) sind dabei, wenn Square-Enix das Dutzend “endgültiger“ Fantasien voll macht. Stattdessen verleiht eine Blutspende von MMO-Ableger Final Fantasy XI dem Single-Player-Nachfolger einen frischen Teint. Eine frei begehbare Spielwelt, stets sichtbare Gegner und die ’Gambits’ – gewissermaßen Makros, die das Verhalten Eurer Partymitglieder im Kampf steuern – versprechen wahre Grind-Orgien während halb-echtzeitlicher Kämpfe.
Dazwischen gibt’s wie immer edelste Zwischensequenzen, die Euch die Geschichte der Space Oper näher bringen. Darüber, ob das neue spielerische Korsett und der Story-Vorbau halten, was der Name verspricht, klärt Euch demnächst unsere reizende Chefredakteurin in vollem Umfang auf. Ich freue mich schon jetzt auf eine kontroverse Diskussion. Und damit die Zeit bis zu dem Artikel schneller verstreicht, könnt Ihr ja schon einmal durch unsere Final Fantasy XII-Galerie stöbern.
Okami
Okami ist das vorletzte Spiel der viel zu früh dahin geschiedenen Clover Studios. Unter der Führung Atsushi Inabas konnte die 2004 ins Leben gerufene Capcom-Filiale bislang nur die kreativen Befreiungsschläge der Viewtiful Joe-Reihe aufweisen. Mit Okami hauchte man nun seinem ersten Action-Adventure nach traditioneller Zelda-Machart Leben ein. Da ist’s allerdings auch schon Essig mit den Leihgaben von anderen Serien. Alleine optisch setzt das im Wortsinne malerische Fernost-Märchen noch einmal ein dreifaches Ausrufezeichen auf der altehrwürdigen PS2. In Anlehnung an den japanischen Tusch-Zeichenstil Sumi-e, zaubert Okami Cel-Shading Szenarien voller Poesie auf Euren Bildschirm. Doch nicht nur wegen des exotischen Äußeren solltet Ihr Euch Okami's Release am 9. Februar dick im Kalender anstreichen.
Wenn Ihr als vierbeiniger Himmelsbote Amaterasu Kämpfe und Spielwelt mit flinken Pinselstrichen manipuliert, Stück für Stück das Böse zurückdrängt und der zerrütteten Landschaft mit jedem Schritt ein bisschen Licht und Leben zurückgebt – dann ist nicht nur die Welt auf der Mattscheibe in Ordnung. Ganz großes Kino, fest versprochen!
Rogue Galaxy
Nachdem sie im Namen von Square-Enix mit Dragon Quest 8 Wertungs- und Verkaufsrekorde aufstellten, erscheint das nächste Projekt der Cel-Shading RPGler von Level 5 wieder über Sony. Und ebenso wie Dark Chronicle – der Vorgänger im Geiste – wird auch Rogue Galaxy wieder ein Action betontes Rollenspiel. Als Jester Rogue müsst Ihr mit ansehen, wie Euer sandiger Heimatplanet Roza aufgrund seiner Rohstoffe vom Imperium Longadia annektiert wird. In dieser schweren Zeit gerät er anscheinend durch Zufall in den Besitz eines mysteriösen Schwertes – dumm nur, dass noch eine weitere, sagen wir mal… skrupellose Partei an dem übergroßen Eierschneider interessiert ist. Was liegt da näher, als sich einer Bande freundlicher Space Piraten anzuschließen und sein Glück in den Sternen zu suchen?
Level 5 gehört zu der seltenen Marke von Entwicklern, die selbst eine überalterte Hardware wie die PS2 nicht im Geringsten schocken kann. Scheinbar frei von technischen Limitationen, erschaffen die Rollenspiel-Magier eine wunderschöne, futuristische Comic-Welt, die fast vollkommen ohne Ladezeiten auskommt. Anders als in den meisten RPGs ist jedes Mitglied Eurer Party stets aktiv am Bildschirmgeschehen beteiligt und verfügt darüber hinaus über ein Bewegungsrepertoire, das dynamische Echtzeitkämpfe verspricht. Plant für Mitte des Jahres schon mal einen längeren Urlaub in der Schurken-Galaxie ein.
God Hand
Clover zum Zweiten! God Hand, der wirklich finale Streich der fantasievollen Capcom-Sonderlinge, erscheint hierzulande am 16. Februar und könnte glatt die erfolgreiche Herz-Lungen-Massage für eine vermeintlich verstorbene Spielegattung sein. Den Haken liefere ich gleich mal vorweg: Der neue Messias für Fans des arcadigen Straßenprüglers ist alles andere als ein Hingucker. Macht aber nichts. Wenn Rumtreiber Gene mit seinem göttlichen rechten Arm die durchgeknallten Mad Midget Five aus ihren Power-Ranger Kostümen prügelt, leicht bekleidete Amazonen übers Knie legt und menschlichen Kleiderschränken mit herumstehenden Gegenständen die Hirnkästen eindellt, fühlt man sich angenehm an die Videospiele-Urzeit erinnert. Ihr wisst schon: Als Golden Axe noch ein Killerspiel war und Final Fight auf dem Mega Drive der letzte Schrei. Aber keine Angst: Natürlich ist God Hand mit einer Hundertschaft an Moves und interaktiven Schauplätzen ungleich komplexer als die Großväter im Geiste. Schön, dass der herrlich überdrehte Prügler trotzdem über sich selbst lachen kann.
In Zeiten, in denen sich viele Spiele selbst zu ernst nehmen, setzt Clover hier – erneut – ein wichtiges Signal. Ich ziehe meinen Hut. Nur schade, dass die Clover Studios ab März ihre kreativen Pforten schließen.