Pokémon Schwarze & Weiße Edition
Black or White?
Man kann es den Pokémon-Skeptikern nicht verdenken, wenn sie behaupten, die ganzen Pokémon-Spiele seien letzten Endes doch immer wieder das gleiche Spiel mit ein paar neuen Taschenmonstern. Selbst die Schwarze und die Weiße Edition, die laut Angaben von Entwickler Game Freak doch die bislang radikalste Abkehr vom etablierten Erfolgsrezept darstellen, halten sich gerade in den ersten Stunden fast schon sklavisch an die in den 90er Jahren etablierte Pokémon-Formel.
Trotz ein paar grafischer Mehrwerte, auf die wir später noch ausführlicher eingehen, ist der Auftakt des großen, neuen Pokémon-Abenteuers richtig klassisch. Ihr wählt, ob eure Hauptfigur ein männlicher oder weiblicher Teenager sein soll – in der neuen Region Einall sind Kinder-Trainer wohl nicht so üblich wie in Kanto und Johto. Dann trefft ihr eure Freunde und dürft ein Starter-Pokémon auswählen. Wie immer stehen dabei ein Feuer-, ein Wasser- und ein Pflanzenpokémon zur Wahl. Entscheidet euch für das knuffige Floink, den etwas bedröppelt dreinschauenden Ottaro oder das leicht arrogant wirkende Serpifeu und es geht los.
Eure Mentorin, Professor Esche, drückt euch ein Pokédex in die Hand, das es zu füllen gilt, weist euch kurz ein, wie man mit Pokébällen wilde Pokémon fängt und schickt euch dann auf direktem Wege in die nächste Stadt. Unterwegs könnt ihr erste Monster wie das Hunde-Pokémon Yorkleff oder das vorsichtige Nagelotz fangen und ehe ihr euch verseht, denkt ihr schon über erste Orden und Arena-Kämpfe nach. Jedes Pokémon-Spiel, egal ob Blau, Rot, Silber, Gold, Diamant oder Perle, beginnt auf die gleiche Art und Weise.
Das liegt schlicht und ergreifend am Modus Operandi von Game Freak. An der normalen Quest wird maximal leicht gefeilt: Beispielsweise habt ihr es dieses mal nicht mit einem missgünstigen Rivalen, sondern zwei Freunden zu tun, die euch auf eurer Reise mehr oder weniger begleiten, und die Geschichte ist hier ein klein wenig komplexer und ambivalenter als in den Vorgängern. Trotzdem kommt man nicht umhin festzustellen, dass sich an den Basics in den letzten Jahren nur wenig geändert hat.
Für erfahrene Spieler gilt auch hier: Das richtige Spiel beginnt erst dann, wenn die Credits über den Bildschirm gelaufen sind. Auf einmal öffnen sich neue Städte, neue Höhlen, der Pokédex-Zähler schnellt jäh in die Höhe und endlich könnt ihr euch den richtigen Herausforderungen stellen. Pokémon Schwarz und Weiß ist aber kein einfaches Cash-In: So sehr die Entwickler bei der Hauptquest auf Nummer sicher gehen, so kreativ und progressiv toben sie sich beim ganzen Drumherum auf. Da ist die Tatsache, dass die 156 Monster des Spiels allesamt Neuschöpfungen mit schönen Bezügen zu den 151 Ur-Pokémon, sind fast schon eine Nebensache, wenn man sich betrachtet, wie stark die Mehrspieler-Aspekte hier betont und aufgewertet werden.
Der Schlüssel dazu ist das C-Gear, das ihr nach ein paar Spielstunden erhaltet. Damit könnt ihr beispielsweise einen Modus aktivieren, der an den Tag-Modus von Dragon Quest IX oder den Street Pass der kommenden 3DS-Spiele erinnert – trefft ihr unterwegs einen Pokémon-Spieler, der die Funktion ebenfalls aktiviert hat, dann tauscht ihr Daten aus. Und natürlich könnt ihr wie schon immer auch drahtlos gegen andere Mitspieler antreten oder Pokémon tauschen – nach wie vor ist das ja der Kernmodus eines jeden Pokémon-Spiels und der Grund schlechthin, warum ihr eure Truppe überhaupt die ganze Zeit so liebevoll hochpäppelt.
Spannend sind aber vor allem die Online-Funktionen. Ohne jegliches Friendcode-Geschachere könnt ihr direkt gegen anonyme Gegner antreten und eure Kräfte in den verschiedenen Match-Varianten (Einzel-, Doppel-, und Dreierkämpfe, dazu kommen noch Reihum- und Werferkämpfe) messen, habt ihr dagegen die entsprechenden Codes mit Bekannten ausgetauscht, dann könnt ihr auf dem DSi sogar Videochat betreiben – das ist doch mal was!