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Pokémon-Weltmeister Robin Schulz: "Die besten Deckbauer haben einen sehr großen Vorteil"

Pokémon-Weltmeister Robin Schulz spricht im Interview über seine Pokémon-Leidenschaft und wie zum kompetitiven Spielen kam.

Robin Schulz ist neben Kaya Lichtleitner einer der wenigen Deutschen, denen es bisher gelang, einen Weltmeister-Titel bei einem Pokémon-Turnier zu ergattern. Seit zehn Jahren nimmt er bereits an Turnieren rund um die Welt Teil und 2018 holte er sich den Titel in der stärksten Altersgruppe, der Pokémon TCG Masters Division.

An diesem Wochenende tritt er beim Einladungsturnier des Pokémon Players Cups zum 25. Jahrestag (Pokémon Players Cup 25th Anniversary Invitational) an, beim dem vergangene und amtierende Weltmeister und Weltmeisterinnen in einem Turnier zusammenkommen. Die Idee dahinter ist, die besten Spieler und Spielerinnen der Welt gegeneinander kämpfen zu lassen und so den ultimativen Champion zu ermitteln.

Die Vorschau auf das Event beginnt am Freitag, den 13. August, um 20 Uhr. An Tag eins und Tag zwei (14. und 15. August 2021) geht es dann jeweils um 18 Uhr los und ihr könnt die Streams sowohl für das Sammelkartenspiel als auch für die Videospiele auf Twitch verfolgen.

Darüber hinaus konnte ich Schulz im Vorfeld einige Fragen stellen und wollte von ihm unter anderem wissen, woher seine Leidenschaft für Pokémon kommt und wie er sich für dieses spezielle Turnier vorbereitet hat.

Eurogamer: Du nimmst seit zehn Jahren an Pokémon-Turnieren teil, bist 2018 Weltmeister in der TCG Masters Division geworden. Waren die Teilnahme an den vorherigen Events und die dabei erzielten Fortschritte für dich essenziell, um letztlich den Titel zu gewinnen?

Robin Schulz: Ja, ich denke, Erfahrung aus früheren Turnieren ist recht wichtig. Zwar gibt es auch oft neuere Spieler, die direkt gute Ergebnisse erreichen, aber gerade beim Deckbau und der Deckwahl hilft es, Erkenntnisse aus der Vergangenheit anzuwenden. Bei meiner ersten WM-Teilnahme lief es noch nicht so gut für mich, aber bis 2018 haben sich meine Ergebnisse dort kontinuierlich verbessert.

Eurogamer: Im August treten vergangene und amtierende Weltmeister und Weltmeisterinnen beziehungsweise Turniersieger und Turniersiegerinnen gegeneinander an. Wie hast du dich darauf vorbereitet und hat dich die Pandemie bei deiner Vorbereitung im Vergleich zu früher eingeschränkt?

Robin Schulz: Die Pandemie und die daraus folgende Pause der offiziellen Turnierserie hat natürlich großen Einfluss auf die generelle Turniervorbereitung. Für Turniere wie die Weltmeisterschaft habe ich mich meistens für mehrere Wochen mit meinem Team getroffen, um uns zusammen intensiv vorzubereiten, aber aktuell läuft alles viel lockerer und natürlich nur online ab. Viele Spieler sind in der Online-Szene fast gar nicht aktiv, andere spielen aus Spaß am Spiel weiterhin regelmäßig, verglichen mit der Zeit vor der Pandemie habe auch ich nicht mehr ganz so viel Zeit mit dem Spiel verbracht.

Dieses Turniere ist aber natürlich eine besondere Gelegenheit! Ich habe versucht, ein möglichst interessantes Deck zu bauen und will damit so gut wie möglich abschneiden!

Beim Turnier zum 25. Jubiläum tritt er gegen andere Weltmeister und Weltmeisterinnen an. Bild: The Pokémon Company

Eurogamer: Wie viel Zeit verbringst du in etwa damit, dich für ein Turnier vorzubereiten und dein Deck zusammenzustellen?

Robin Schulz: Das kommt sehr auf das Turnier an und hängt auch damit zusammen, wie viel Zeit ich in dem Moment habe. Die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft ist immer die längste, dort verbringen ich und meine Gruppe von Freunden teilweise wochenlang den ganzen Tag damit, aber für andere Turniere variiert es sehr stark.

Das Format, in dem gespielt wird, ändert sich häufig. Manchmal, wenn es mir gut gefällt, verbringe ich sehr viel Zeit damit, Decks zu bauen und zu spielen, selbst wenn keine großen Turniere anstehen, aber manchmal ist die Motivation auch gerade nicht da und dann kann die Vorbereitung auch mal sehr kurz ausfallen.

Eurogamer: Welche Chancen rechnest du dir für das bevorstehende Turnier aus?

Robin Schulz: Es ist ein sehr kleines Turnier mit sehr schweren Gegnern, also kann eigentlich alles passieren! Ich mag das Deck sehr, das ich gerade spiele, weshalb ich auf ein gutes Ergebnis hoffe und denke, dass es auch realistisch ist, aber die anderen werden es mir sicherlich nicht leicht machen.

Eurogamer: Für manche ist Pokémon nur eine Sammelleidenschaft, wie lief das bei dir? Wie kamst du zu Pokémon und war dir von Anfang an auch der kompetitive Aspekt wichtig?

Robin Schulz: Ich habe schon als kleines Kind sehr gerne Kartenspiele gespielt, anfangs vor allem Yu-Gi-Oh, welches durch den Anime sehr beliebt war, aber es gibt wahrscheinlich kaum ein TCG, das ich nicht irgendwann schon einmal ausprobiert hätte. So auch Pokémon, bei dem auch direkt das Spielen im Vordergrund stand. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass es sogar offizielle Turniere gibt und so hat dann alles angefangen.

Volle Konzentration. Bild: The Pokémon Company

Eurogamer: Was macht für dich den besonderen Reiz an Pokémon und vor allem am kompetitiven Spielen aus?

Robin Schulz: Ich bin auch Fan von anderen Sammelkartenspielen, aber insgesamt hat mich von den Grundmechaniken noch keines so sehr überzeugt wie Pokémon. Im Vergleich zu den meisten anderen Spielen hat man im Pokémon-TCG viel mehr Möglichkeiten, Karten zu ziehen und aus dem Deck zu suchen, was sehr viele Optionen eröffnet. Spiele können manchmal sehr kompliziert werden, aber gleichzeitig ist es auch nicht schwer für neue Spieler, die Grundlagen zu lernen und das Spiel zu verstehen. Die Balance zwischen Simplizität und versteckter Komplexität, sowie zwischen Glück und Können, ist beeindruckend gut.

Mein Lieblingsteil des Spiels ist allerdings der Deckbau, hier kann man wirklich sehr kreativ werden und es ist immer wieder aufs neue eine große Herausforderung. Die besten Deckbauer, die der Konkurrenz einen Schritt voraus sind, haben in diesem Spiel einen sehr großen Vorteil.

Eurogamer: Hast du einen Favoriten unter all den zahlreichen Erweiterungen, die für Pokémon erschienen? Könntest du dich für eine Lieblingskarte entscheiden?

Robin Schulz: Der Großteil der Sonne-und-Mond-Erweiterungen waren meiner Meinung nach großartig, vor allem Stunde der Wächter (2017) und Echo des Donners (2018) habe ich noch sehr positiv in Erinnerung, da diese besonders viele neue, interessante Decks ermöglicht haben.

Meine Lieblingskarte ist wahrscheinlich Zoroark-GX, sie war so stark und flexibel einsetzbar, dass ich praktisch eine ganze Saison nur Decks mit Zoroark als Fokus gespielt habe, so auch bei der WM 2018. Die meisten Pokémon haben ein paar offensichtliche Kombinationen, in denen sie gut sind, aber Zoroark konnte man mit fast allem kombinieren und immer wieder andere Strategien gegen neuere Decks entwickeln. Außerdem hat es meist zu interessanten Spielen mit vielen Entscheidungen auf beiden Seiten geführt.

Eurogamer: Wie groß ist deine Pokémon-Sammlung, gibt es besondere Schätze darin?

Robin Schulz: Ich habe mich immer nur auf das Spielen konzentriert und die Karten die dafür interessant sind, also ist meine Sammlung eher wenig beeindruckend. (Bei der Preisentwicklung im vergangenen Jahr wünschte ich aber, dass ich die ein oder andere Karte mehr behalten hätte, lol)

Persönlich hänge ich besonders an Karten, die ich früher bei Turnieren benutzt habe, insbesondere die, mit denen ich damals die WM gewonnen habe. Das Deck habe ich immer noch im Original zu Hause und es ist zumindest für mich etwas ganz Besonderes.

Eurogamer: Du kämpfst im Sammelkartenspiel gegen andere. Wie sieht es mit den Videospielen aus? Warum bevorzugst du z.B. die Sammelkarten beim kompetitiven Wettkampf gegenüber den Videospielen?

Robin Schulz: Früher habe ich die Pokemon-Videospiele viel gespielt, aber mittlerweile ist mein Interesse an diesen nicht mehr wirklich groß. Man bekommt zwar vom Wettkampf in den Videospielen auf den Turnieren auch einiges mit und es sieht teilweise auch interessant aus, aber da beide Wettkämpfe zeitgleich stattfinden, gab es für mich nie einen Grund, mich näher damit zu befassen.

Ich bin mit Kartenspielen aufgewachsen, es ist das, was ich am besten kenne, und mir macht das Pokémon-Sammelkartenspiel weiterhin Spaß. Und solange das der Fall ist, habe ich auch vor dabeizubleiben.

So ein Pokal macht sich bestimmt gut im Regal. Bild: The Pokémon Company

Eurogamer: Was erhoffst du dir für die Zukunft von Pokémon?

Robin Schulz: Zuerst einmal hoffe ich natürlich, dass bald wieder richtige Turnier stattfinden werden, wobei es natürlich verständlich ist, wenn damit gewartet wird, die Pandemie ist ja weiterhin existent und macht dies sehr kompliziert.

Ich denke, prinzipiell ist (beziehungsweise war) Pokémon auf einem guten Weg, die Produktion und Übertragungen der wichtigsten Turniere wurden in den letzten Jahren immer professioneller, die Meisterschaften immer beliebter, und auch jetzt in der Zeit der Pandemie merkt man, dass wir Spieler dem Unternehmen durchaus wichtig sind.

Ich hoffe, dass sich das in der Zukunft einfach so fortsetzt! Die Marke Pokémon ist so stark wie nie zuvor, mit Pokémon Unite könnte bald ein weiteres Spiel zu der Meisterschaftsserie dazustoßen und vielleicht finden sogar ein paar der eher am Sammeln interessierten Leute auch noch gefallen am Spiel mit den Karten (ich kann es nur empfehlen!), also bin ich durchaus optimistisch.

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