Gran Turismo 5 Prologue
Racing all over the world
Wie hoch ist der Preis dafür, Gran Turismo 5 Prologue schon jetzt zu spielen? Lange Wartezeit und hohe Kosten bei einem Versand von irgendwo auf der Welt? Geht nicht ohne. Ihr zieht den Zorn eines multinationalen Riesenkonzerns auf Euch? Könnte passieren. Massiv strapazierte Nerven, Anflüge absoluter Ratlosigkeit und kurze Ausbrüche verbaler Aggressionen gegen Spiel und Konsole? Hängt von Eurer Contenance ab, sind aber nicht ganz auszuschließen.
Japaner haben es da sehr viel einfacher. Sie können seit Ende Dezember einfach in einen Laden gehen, umgerechnet etwa 30 Euro auf den Tisch legen und das Spiel problemlos genießen. Das liegt daran, dass sie genau wissen, was man auf diese Frage antworten soll: Wirres Zeugs, drei Zeilen lang, gefolgt von drei Optionen. a) Tentakelwesen mit seinen Jungen im Gefolge; b) ein von alten Bäumen umschlossenes Haus; oder c) mystische Zeichen vom Planeten Zempf. Zumindest so erscheint die japanische Schrift einen völlig Unbeleckten (kein Tippfehler, das Wort gibt's wirklich) dieser Sprache.
Solltet Ihr Euch für c) entschieden haben, herzlichen Glückwunsch. Ihr habt gerade Euer Lieblingsauto zum halben Preis verkauft. Mir ist das blöderweise passiert. Und dies ist zu Beginn von Gran Turismo 5 Prologue äußerst schmerzhaft, denn mit gerade mal 3,5 Millionen Credits müsst Ihr zunächst auskommen – der Gegenwert zu einem Alfa 147 oder einem Golf Gti. Aber dass Ihr Euch nicht vom Start weg in die richtigen Traumschlitten der insgesamt etwa 50 Boliden setzen dürft, hat ja bei der Gran Turismo-Serie seit jeher Tradition.
Genau übrigens wie auch der Hang zu den japanischen Autoherstellern, die wieder sehr zahlreich vertreten sind. Sollten Euch Nissan und Mitsubishi aber so gar nicht liegen, dürft Ihr aufatmen: BMW, Mercedes, Renault und Ferrari stehen unter anderem für den europhilen Autofan auf dem Plan. Viel mehr als die Farbe dürft Ihr bei Eurer Neuerwerbung jedoch nicht bestimmen. All die schönen Tuningoptionen, Spezialmotorausbauten und PS-Verstärker, die in Gran Turismo normalerweise locken, fehlen in Prologue noch. Ihr müsst die Wagen halt nehmen, wie sie kommen.
Nach dem ersten Kauf stehen Euch fast alle Optionen der ausgesprochen schicken und edel designten Menüführung zur Auswahl. Ein Newsticker erzählt Euch Sachen aus Japan auf 'Japan', das gesamte Handbuch lässt sich am Screen lesen und GT-TV bietet Euch echte Raceevents aus den japanischen GT-Serien. Vorausgesetzt, Ihr macht Euch die Mühe, die Clips zuerst vollständig herunterzuladen. Den Hintergrunddienst für Downloads oder eine Streaming-Option werdet Ihr vergeblich suchen.
Verspürt Ihr nicht den Drang nach Videos fernöstlichen Motorsports, könnt Ihr Euch sofort in das Herz von Prologue stürzen: Arcade- und Eventmodus. Hier weicht Polyphony kaum von den in der Serie bisher etablierten Konzepten ab. In den C, B, A und Super-Klassen arbeitet Ihr Euch durch die verschiedensten Rennen vor und kassiert dabei immer größere Credit-Summen für die Siege. Dass Ihr einige der Rennen nur mit einem bestimmten Auto absolvieren könnt, nervt wie schon in den vorigen Turismos gelegentlich mehr als nur ein wenig. Schließlich haben sicher nur wenige von Euch wirklich die geringste Absicht, wertvolle Credits für die Suzuki-Swift-Gurke zu verpulvern.
Die meisten Strecken werden den Gran Turismo–Veteranen unter Euch bekannt vorkommen: Das Daytona Oval fehlt so wenig wie Suzuka oder der Fuji Speedway, die Eiger-Nordwand hatten wir schon in HD-Concept bestiegen, lediglich die London-Strecke kam mir nicht bekannt vor. Letztere stellt den grafischen Höhepunkt dar und dürfte wohl aktuell die meisten Wettbewerbe als schönster Rennparcours gewinnen. Mit den Reverse-Varianten und anderen Abwandlungen erhaltet Ihr insgesamt zehn Strecken. Nicht weltbewegend, aber es gab schon Renngames mit weniger.