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Gran Turismo 5 Prologue

Racing all over the world

Habt Ihr Euch dann für einen fahrbaren Untersatz und eine Spielwiese entschieden, merkt Ihr nach einigen Kurven, Bremsmanövern und Slides schnell, dass Gran Turismo 5 sich ein gutes Stück weiter in das Feld absolut realistischer Fahrphysik bewegt hat. Auch frühere Ableger der Serie verhielten sich schon ausgesprochen echt, solange man nicht ganz wilde Sachen versuchte. All diese normalen Verhaltensweisen eines Autos – beispielsweise Lastwechsel, Bremsverhalten oder Kurvenlage – wurden noch ein wenig verfeinert.

Aus erster Hand kann ich das nur für den eher unspektakulären Suzuki Cappuccino mit meinen eigenen Fahrerfahrungen vergleichen, dort schneidet Gran Turismo 5 vom Gefühl her aber so authentisch ab, wie es derzeit nur wird. Solltet Ihr einen echten Ferrari in der Garage haben, könnt Ihr ja mal einen Vergleich zwischen diesem und dem digitalen Pendant ziehen. Bis dahin dürft Ihr auf die Expertise von Polyphony vertrauen und das vielleicht beste, simulierte Autoverhalten in einem Spiel ungeprüft genießen.

Trotzdem gibt es Punkte beim Realismus, die Polyphony immer noch gnadenlos in den Wind schießt. In einem echten Auto sind Slide-Manöver mit der Handbremse möglich. Tausende von Doughnuts beweisen, dass in der Wirklichkeit dieses Manöver für einen geübten Fahrer kein großes Problem darstellt. In Gran Turismo bekommt Ihr so etwas leider wie auch schon in den vorigen Teilen praktisch nie zu Gesicht, genauso wenig übrigens wie Überschläge. In der Wirklichkeit passieren spektakuläre Dinge, wenn Ihr bei 180 Km/h das Lenkrad voll nach links einschlagt. Hier wird es nur eine schlecht gefahrene Kurve.

Hey, ein Clio! So einen hatte ich auch mal. Nur als Diesel halt...

Ein weiteres altes Versäumnis ist das Fehlen irgendeiner Art von Schäden an den traumhaft schön, aus mehreren hunderttausend Polygonen designten Fahrzeugen nach solchen Manövern. Polyphony schob diesen Mangel lange auf die fehlende Kooperation der Fahrzeughersteller. So richtig kann man ihnen dies aber nicht mehr abkaufen, schließlich präsentiert fast jeder japanische Hersteller seine Autos auf die eine oder andere Weise mit dem Rennspiel. Selbst Ferrari nahm sich wohlwollend des Spiels bei der Präsentation seiner Hochpreisflitzer an. Ja, Gran Turismo ist derzeit der größte Name auf dem Rennparkett. Und mit diesem soll nicht kooperiert werden?

Seit Neuestem schwenkt Polyphony nun argumentativ um und zwar darauf, dass man alles, was man macht, richtig machen muss. Was auch immer das heißen soll. Vielleicht Verschleiß mit allen Details in Echtzeit? Bis es soweit ist, könnt Ihr aber wie gehabt in den meisten Rennen die Banden und Mitfahrer als Stopper und Lenkhilfen missbrauchen. Nur in ein paar Events werdet Ihr für schlechtes Benehmen abgestraft. Und zwar auf eine so ungeschickte und aufdringliche Weise, dass in diesen Momenten jedes Gefühl des Realismus zum Fenster hinausgeht.

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Nach einer heftigen, selbst verschuldeten Kollision oder einem zu weiten Ausflug auf den Rasen, zwecks wirklich nur leichten Schneidens der Kurve, dürft Ihr für ein paar Sekunden nicht beschleunigen. Dazu wird noch die eigene Kollisionsabfrage deaktiviert und alle flitzen ungehindert durch Euch hindurch. Warum? Weil der Computer es sagt. Sehr realistisch. Das ist der faule Ausweg. Offensichtlich hatte man keine Zeit, Euch das rüpelhafte Fahren anders, sprich mit Fahrzeugschäden, auszutreiben und so gibt es diese wenig subtile Variante.

Warum das so nervig ist? Darum: Ihr weicht, um einer Kollision zu entgehen, ein wenig zu weit aus der Kurve heraus. Der Ausflug auf den Acker bremst Euch etwas aus, Ihr schafft es aber dennoch, sauber und ohne das Auto zu verreißen, zurück auf die Piste. Dennoch ist der Konkurrent nach der Aktion weiter als vorher von Euch entfernt, aber besser so als ganz im Sandbett. Jetzt kommt obenauf noch die Strafe. Alle anderen Fahrer beschleunigen nach der Kurve, Ihr für fünf sehr lange Sekunden nicht. Und da es an sich ein sauberes Manöver war, werdet Ihr innerlich oder vielleicht auch äußerlich kochen, nachdem Ihr erst mal zwei wertvolle Plätze in der letzten Runde nach hinten gerutscht seid.

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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