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Prince of Persia: Die vergessene Zeit

Komplett anders, aber auch besser?

Erscheint wieder einmal ein Spiel auf sämtlichen verfügbaren Plattformen, dann haben die Wii-Spieler meist das Nachsehen. Oft genug ist die Konvertierung für die Nintendo-Hardware ein hastig nachgeschobenes Nebenprodukt der aufwendig produzierten HD-Fassungen, der hässliche kleine Bruder, für den sich niemand so recht interessieren mag. Aber es geht auch anders: Nachdem Ubisoft Montreal mit dem neuen HD-Prinzen ein solides, aber letzten Endes doch auch etwas uninspiriertes Abenteuer entwarfen, durfte sich Ubisoft Quebec, eigentlich das Team für Kinder-Titel wie Kampf der Giganten, am Wii-Prinzen versuchen.

Das Ergebnis: Die Macher haben ihre Chance genutzt und liefern ein Prince of Persia ab, das spielerisch interessanter, inhaltlich spannender und dazu auch noch umfangreicher ist als der Perser-Aufguss auf Xbox360 und PS3! Die Qualitäten des Wii-Prinzen werden von der ersten Minute an deutlich. In einer wilden Flucht versucht der Prinz aus einem im Sand versinkenden Gemäuer zu entkommen. Zum Nachdenken ist keine Zeit, Instinkt ist hier gefragt. So lernt ihr in einem furiosen Prolog schnell und effizient die spielerischen Grundlagen, ohne dabei das Gefühl zu haben, ihr werdet durch ein nerviges Tutorial geschleust – vorbildlich!

Grafisch erinnert der Wii-Prinz durch leichten Comic-Look und warme Farben an die wunderschöne 2008er-Episode.

Dramatische Momente, enge Situationen und tolle Effekte machen sofort deutlich, dass der Prinz auf Wii vielleicht auf hochaufgelöste Texturen verzichten muss, dieses Manko mit dramatisch inszenierten Actionszenen, interessanten neuen Fähigkeiten und einer ebenso komplexen wie sympathisch erzählten Geschichte gut wett macht.

Anstatt wie auf Xbox und PS3 in der hart umkämpften Festung des Bruders gegen eine untote Arme anzutreten, erlebt der Wii-Perser ein komplett anderes, viel märchenhafteres Abenteuer. Ein frecher Djinn hat dem Prinzen ein eigenes Reich mitsamt einer mehr als vorzeigbaren Prinzessin versprochen – er muss nur hinlaufen und es für sich beanspruchen. Doch natürlich ist das nicht so einfach: Das versprochene Reich entpuppt sich als verfallene Wüstenmetropole, die von einer geheimnisvollen Pflanze überwuchert ist. Und auch die Prinzessin muss erst einmal gerettet werden, bevor der Prinz daran denken kann, selbst weitere Prinzen in die Welt zu setzen.

Genau wie auf den großen Konsolen bereitet euch auch der Wii-Prinz den größten Spaß, wenn ihr wie ein Weltmeister klettert, springt, schwingt und hangelt. Es fühlt sich einfach unheimlich toll an, einen kniffligen Raum mit Wall-Runs, Überschlägen und Reck-Akrobatik zu meistern. Der Prinz ist akrobatischer als Hollywood-Legende Errol Flynn in seinen besten Tagen und die griffige, schnell erlernte Steuerung lässt euch bereits nach kürzester Zeit dynamisch, schnell und furchtlos durch die zerstörte Wüstenstadt turnen.

Prinzen-Power: Per Magie geht ihr in die Luft, um euch dann an einem selbst geschaffenen Ring festzuhalten.

Im Gegensatz zur HD-Version ist die Grundsteuerung auf Wii leicht vereinfacht, ihr müsst weniger Buttons beherrschen als auf PS3 und Xbox360. So wurden beispielsweise die Sprung- und die Wall-Run-Taste der „großen Brüder“ zusammengelegt, frei umschauen könnt ihr euch hier per C-Knopf und der WiiMote-Pointer-Funktion. Auch die Kämpfe führt ihr über Bewegungen von WiiMote und Nunchuk aus.

Ein leichter WiiMote-Schlenker ergibt einen Schwertstreich, ein schnelle Nunchuk-Bewegung veranlasst den Prinzen, mit seinem Panzer-Handschuh anzugreifen. Mit der Zeit erlernt ihr auch verschiedene Spezialattacken. Das Schema ist eingängig und nachvollziehbar, aber manchmal ist die Bewegungserkennung etwas zickig. So bewahrheitet sich auch hier wieder die alte Prince-of-Persia-Wahrheit – die Kämpfe sind nach wie vor der schwächste Aspekt des Spiel. Wirklich schlecht sind sie freilich nicht, aber sonderlich aufregend eben auch nicht. Zum Glück sind sie weniger häufig und ausgedehnt als beim HD-Bruder.