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Race Driver: GRID

Der Fahrer unter den Rennspielen

Kurz nach dem Aufstieg in die zweite Liga von Race Driver: GRID war ich an dem Punkt, an dem ich mir wünschte, aus dem Auto aussteigen zu können. Dann hätte ich mich auf die Suche nach meinem Boxen-Kommentator gemacht und ihn deutlich und notfalls auch physisch wissen lassen, was ich von ihm und seiner ach so coolen Stimme halte.

Auf der GRID-Scheibe liegt zwar eine stattliche Anzahl an Sprüchen, die der Kommentar von sich geben kann, und auch die Qualität des Sprechers und der Aufnahme steht hier nicht zur Debatte.

Das Problem besteht darin, dass der Typ meist Dinge kommentiert, die schon lange zurückliegen oder irgendwo passieren, nur nicht im Umkreis von einem Kilometer um mein Auto. "Hey Kleiner, Dein Frontspoiler sieht nicht mehr so gut aus". Was Du nicht sagst. Wie sieht er denn jetzt so aus, nachdem ich ihn vor einer halben Runde verloren hab? "Es gab einen Dreher. Ich denke es ist… Hans Fischer." Ich weiß und ich hoffe es geht ihm gut, da ich seit 30 Sekunden versuche, mein Auto von den Überresten des seinigen zu trennen, nachdem ich in ihn reinraste.

"Vor Dir liegt Hans Fischer, ihn musst Du überholen." Ach, nur ihn? Die anderen 13 vor ihm sind optional? "Super Fahrstil, Junge. Du liegst vorne." Nein, tue ich nicht. Ich bin jetzt auf Platz sechs. Aber vor einer halben Runde hättest Du recht gehabt. Also leg die Zeitung weg und guck endlich auf die Strecke!

Kleine Kratzer im Lack.

Zum Glück redet er nicht zu viel und grob geschätzt liegt er auch zu 50 bis 60 Prozent richtig. Selten wirklich auf den Punkt, aber immerhin. Und Ihr könnt ihn auch komplett abwürgen, um Euch ganz auf das Rennen zu konzentrieren. Und das werdet Ihr gerade am Anfang tun wollen, denn etwas hat sich im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz drastisch geändert.

Gran Turismo- und Gotham-Veteranen müssen sich umstellen: Ein guter Crash und von Eurem vor Sekunden noch so stolzen König der Straße bleibt nur ein trauriger Haufen Alteisenrohstoff übrig. Schon meine erste Kurve endete so. Zu spät gebremst und wie Senna mit 200 in die Mauer. Statt jetzt elegant und fern jeder Realität an der Bande entlang zu kratzen und bis auf ein paar optische Blessuren unbeschadet einfach weiterzumachen, steckten die Reste meines Koenigsegg in der Kurve und rührten sich keinen Millimeter mehr.

Trotzdem darf sich GRID, was den Schaden angeht, in keiner Weise als realismussüchtig bezeichnen, denn nur ein solch spektakulärer Aufprall schickt Euch sofort aus dem Rennen. Leichte bis mittlere Kontakte steckt das Auto weit besser weg als das reale Pendant und fährt weiter. Vielleicht nicht ganz so wie vorher. Mit beschädigten Reifen zieht der Wagen merklich zur Seite, ein demolierter Motor läuft nicht ganz so schnell, ein angestoßenes Getriebe schaltet zu spät.

Nicht so drängeln...

Während des Tests, wie lange es dauert, bis es zu viel wird, präsentierte sich mir das Schadensmodell, bei dem manche Konkurrenten noch hinterherhinken, in all seiner Pracht. Ein Schubser nach dem anderen in die Bande, mein Mustang verlor hier und da ein paar Teile, Scheiben gingen zu Bruch, Spoiler und Kotflügel blieben buchstäblich auf der Strecke.

Der finale Aufprall ließ sich danach in der Zeitlupe als Crashtest und Demonstration für die Sicherheit der Fahrgastzelle nutzen, während der Motor sich leicht unter den Wagen schob und das gesamte Auto sich verzog und innerhalb von Sekundenbruchteilen einen Meter kürzer wurde. Ein schöner und schmerzhafter Anblick zugleich. Aber trotz allem, alte DTM-Füchse werden sich praktisch sofort an der Großzügigkeit des Umgangs mit dem Schaden als auch am Fahrmodell selbst stoßen: GRID setzt mehr als nur ein klein wenig auf Arcade. Bei weitem nicht so viel wie Gotham. Aber von einem GT5 oder Forza 2 bewegte man sich auch ganz bewusst ein klein wenig weg.