Race Driver: GRID
Der Fahrer unter den Rennspielen
Zwischen diesen Extremen entdeckte Codemasters eine Lücke und füllt sie mit GRID perfekt aus. Euch ist das Fahren realitätsanheimelnder Schwergewichte zu anstrengend, auf der anderen Seite ist Euch zu offensichtlich bewusst, dass die Driftorgie eines Gotham 4 weit von der Wirklichkeit weg ist? Ihr seid der perfekte Kandidat für GRID.
Lenk- und Bremsverhalten machen deutliche Zugeständnisse an den Fahrspaß, im Endeffekt fühlt es sich aber immer noch nach einem realen Fahren an. Sehr unterschiedlichem Fahren, abhängig davon, in welchem Boliden Ihr sitzt. Ein Formel 1000 Flitzer erinnert dabei an ein überzüchtetes Go-Kart, der Mustang wippt auf seinen typisch-amerikanischen Stoßdämpfern durch die Kurven und der 911 liegt wie ein Brett in Kurven, die nur er so nehmen kann.
Alles Momente, die an die Vorbilder erinnern, aber doch abgefedert, um Euch nicht zu überfordern und mehr Freude am Tempo zu schenken. Codemasters gibt "It´s all about the Racing" nicht ohne Grund als Motto aus, es ging ihnen um den Spaß am Fahren in GRID und nicht darum, die Wirklichkeit ganz getreu abzubilden.
Ist es eine goldene Mitte zwischen harter Simulation und Arcade-Racer? Ja. Jeder Bolide bringt Charakteristika mit, fordert Euch ohne Euch zu überfordern und es gibt nur wenige Spiele, in denen das reine, pure Fahren so viel Laune bringt wie hier. Nur ein bisschen werdet Ihr Euch zu Beginn dran gewöhnen müssen.
Fast egal, welches Rennspiel Ihr zuvor in der Hand hattet, GRID steuert sich ein wenig anders als die Konkurrenz und wird Euch mehr als einmal in den ersten Stunden in das Kiesbett, die Bande oder die hübsch detaillierten Reifenbarrikaden schicken. Zu Beginn kann es schnell frusten, wenn Ihr zum wiederholten Mal das Rennen neu startet, nachdem Euch die letzte Kehre der ersten Runde mit Schwung auf den letzten Platz schickt.
Codemasters ließ sich etwas Neues einfallen, um diesen Frust zu mindern und lässt Euch abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad nach einem Missgeschick einfach die Zeit ein wenig zurückdrehen. Per Knopfdruck geht es ins Instant-Replay, bis zu ca. 20 Sekunden rückwärts, ein weiterer Knopfdruck und Ihr befindet Euch wieder hinter dem Steuer an dem ausgewählten Punkt.
Nutzt die neue Chance, bremst diesmal rechtzeitig und freut Euch hinter der gut genommenen Kurve, dass Ihr nicht das ganze Rennen wegen eines kleinen Fehlers neu starten müsst. Ein ganz klein wenig fühlt es sich natürlich wie Cheaten an, aber das muss dann jeder mit sich selbst ausmachen. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden reduziert sich die Anzahl der Male, die Ihr das Feature überhaupt nutzen könnt bis auf Null. Echte Pros kommen also gar nicht erst in die Versuchung.
Das Feature unterstützt Euch übrigens wunderbar dabei, die teilweise verwinkelten Kurse kennenzulernen. Vernichtende Todeskurven verlieren den Schrecken, nachdem Ihr sie 30 Mal umrundet habt und nirgendwo geht das so einfach wie hier. Versagen und in die Wand prallen, schnell zurückgespult, nach zehn Wiederholungen schon besser und nach einer Viertelstunde klappt's im Schlaf. Alles ohne minutenlange Wartepausen oder endloses Hin- und Herkurven. Ein göttliches Feature. Ich möchte es in keinem Rennspiel mehr missen.
Wie gesagt vereinfacht es das Kennenlernen der Kurse ungemein, aber dafür hätte ich mir eigentlich ein anderes Feature gewünscht: Eine Minikarte, die die komplette Strecke preisgibt. Lediglich ein kleines Areal vor Euch wird angezeigt. Sobald auf diesem Murkel-Radar die Biegung erscheint, seht Ihr sie schon längst durch die Windschutzscheibe. Da hilft nur das Auswendiglernen, zumindest die Option für eine andere Kartenvariante wäre netter gewesen.
Aber um nicht ungerecht zu sein: Das Auswendiglernen ist hier eigentlich keine Bürde sondern ein Vergnügen. Jede der Pisten bietet ihren eigenen Charme und ganz eigene Reize. Sonnenuntergänge über dem Hafen von Yokohama, durch das staubige San Francisco oder der Donnington Park in der prallen Mittagssonne: GRID schafft Stimmungen beim Fahren.