Race Driver: GRID
Der Fahrer unter den Rennspielen
Besondere Laune bringen die Rempler aus der Cockpit-Sicht, der wohl besten, die Ihr Euch derzeit nach Hause holen könnt. Die Ansicht in Gran Turismo 5 mag noch einen Tick hübscher sein, besser steuern tut sich keine. In einer Runde auf dem Schwierigkeitsgrad Extreme schaffte ich es immerhin auf Platz 5, ein Ergebnis, das nicht von denen der anderen Ansichten groß abwich. Die Entfernungen lassen sich trotz des kleinen Sichtfeldes gut einschätzen, die Übersicht bleibt erhalten und wird sogar verbessert, denn nur aus dem Cockpit heraus habt Ihr einen Rückspiegel. Die anderen Perspektiven bieten keinen, was unverständlich und ziemlich schade ist.
Dafür seht Ihr hier noch mehr von GRIDs traumhafter Optik. Viel Spiel mit Effekten, das aber so dezent, dass es sich nicht aufdrängt, sondern ein wundervolles Renngemälde auf den Screen zaubert. Das Tempo wird vermittelt, zahlreiche Streckendetails rauschen an Euch vorbei und solltet Ihr mal - möglicherweise unfreiwillig - anhalten, könnt Ihr die nett animierten Zuschauer und detailverliebten Pistenobjekte bewundern. Die Fahrzeuge selbst sind natürlich auch bei GRID die Stars, fallen aber gegenüber dem außerweltlichen Detailgrad von Gran Turismo 5 ab. Weit weg von hässlich, nicht ganz an der Perfektion, immer noch sehr, sehr gut.
Dafür liegen zwischen den braven Rundenziehern der Gran Turismo 5-KI und den hochaktiven Fahrern von GRID ebenfalls Welten und sie lassen es Euch auf jeden Meter wissen, den Ihr im 20er Pulk zubringt. Besonders Kurven sind heikel und schnell passiert es, dass nicht unbedingt Ihr, sondern einer der anderen einen Fahrfehler macht.
Ein ungemein erfrischendes Erlebnis, wenn dies ein wenig abseits passiert und Ihr mit ein wenig Schadenfreude weiterrast. Ein echter Herzstopper, wenn es direkt vor Euch in einer kniffeligen Kurve geschieht. Ein Ausbruch von Erleichterung und Freude, wenn Ihr es geschafft habt, geschickt um das entstandene Chaos herum zu manövrieren. Die KI von GRID sorgt für mehr Emotionen, als die aller Rennspiele der letzten Zeit zusammen.
Und die Mischung aus Schadensmodell und KI ist der Schlüssel zu diesem Erfolg: Runde drei auf Donnington, mein Untersatz röchelt, qualmt und zieht heftig nach links. Noch vier Kurven und meine beiden Verfolger machen mir hartnäckig die Pole-Position streitig. Drängeln in der Kurve, ich habe meine liebe Mühe auf der Straße zu bleiben, der erste Platz verwandelt sich in einen zweiten. Keine Replays mehr übrig, ich muss da jetzt durch.
Noch zwei Kurven. Ein kleiner Fahrfehler des Fahrers vor mir, er rutsch ein wenig nach außen in der Kurve, durch die Lücke gehuscht, wieder erster. Es folgen 30 Sekunden Nervenkrieg, aber ich schaffe es trotz dank demolierten Motors geringerer Höchstgeschwindigkeit die Überbleibsel meines Porsches als Erster über die Ziellinie zu bringen. Jubel, Sektkorken, Strahlende Sieger, pure Freude.
Und genau diese Momente sind es, die Race Driver: GRID so spannend machen. Es kombiniert Action mit genügend Realismus, ein Schadensmodell mit der Idee, dass nicht jeder Rempler Euch in die Boxengasse befördert, ein Fahrmodell, das nicht alles so genau nimmt, dafür aber bei einer Sache keine Kompromisse eingeht: Freude beim Fahren. Es ist eine perfekte Mischung, gewürzt mit der brillanten Idee des Replays zum Fehlerausbügeln.
Meine Wunschliste dagegen ist kurz: Eine Minimap, ein Rückspiegel für alle Ansichten, mehr Teaminteraktion, ein neuer Boxenkommentar. Vielleicht noch ein paar Autos mehr, man darf ja mal gierig sein. Aber das sind nur winzige Ärgernisse bei einem Erlebnis, einer Erfahrung, die sich ohne Probleme als das heißeste Rennspiel der Saison betiteln darf. Und genau das ist es: ein Rennspiel. Keine Schrauberbutze, keine Sammlerhalle und auch kein Autohändler. Es ist der Fahrer unter den Rennspielen. All about the Racing.
Kleine Notiz am Rande: Wie in unserer Meldung von Montag bemerkt, scheint GRID auf einigen Xbox 360 mit Freezing-Problemen zu kämpfen. Wir haben aus diesem Grund auf zwei Geräten getestet - einer alten und einer neuen Xbox 360. Die etwas angestaubte Konsole war von dem Problem betroffen, die neue zeigte keinerlei Zuckungen und lief fehlerfrei. Ein Patch ist bereits in Arbeit.
Race Driver: Grid ist ab sofort für Xbox 360, PS3, PC und Nintendo DS zu haben.