RAGE
Endzeit-Technik
Der Titel RAGE, zu Deutsch Wut, passt hervorragend zu meiner Gemütslage, als uns Lead Designer Tim Willts sein Sahnestück vorführt. Wieso dürfen wir nicht endlich selbst Hand anlegen? Das Spiel sieht nämlich nicht nur prächtig, sondern auch komplett fertig aus. Auch der Release irgendwann 2011 klingt seltsam, wenn man die wunderschöne Endzeitwelt an einem vorbeiziehen sieht. 60 Frames pro Sekunde, weiche Animationen und nicht ein Grafikfehler. Keine Ahnung, was id Software hier noch verbessern möchte, aber allein das Zuschauen macht Lust auf mehr.
Und das Beste? Während beim letzten Mal das Ganze auf einem dicken Rechner mit tonnenweise RAM, Mehrkernprozessor und High-End-Grafikkarte präsentiert wurde, brachte Tim diesmal eine einfache Debug-Xbox mit. Ungläubig bestaunten wir das Dashboard, als er uns mit einem einfachen Knopfdruck bewies, dass da die Konsolenfassung lief. Und die PlayStation-3-Version soll sogar noch stabiler sein. Kurz: id Software läutet fünf Jahre nach der Veröffentlichung mit Rage eine neues Technik-Zeitalter für die aktuelle Konsolegeneration ein. Ein absolutes Wunder.
Storytechnisch präsentiert sich RAGE dagegen nicht ganz so innovativ. In einer fernen Zukunft wird die Erde von einem gigantischen Asteroiden getroffen, der das Ökosystem aus den Angeln hebt. Ein nuklearer Winter hat unseren Planeten in einen trostlosen Staubball verwandelt und die Menschheit kämpft auch Jahrzehnte nach diesem Ereignis noch ums Überleben. Der Hauptdarsteller kommt dagegen noch aus einer besseren Welt. Als Teil des Eden-Programms wurde er in Cryostasis versetzt und in der Erde vergraben. Doch sein Lebenserhaltungssystem hat einen Fehler und er wird samt seiner Mini-Arche an die Oberfläche befördert.
Was ihn dort erwartet, ist ein Schock. Die Menschheit hat sich zurückentwickelt. Mutanten ziehen durch das Ödland und jagen andere Menschen. Es herrscht eine Stimmung wie im Wilden Westen. Das Gesetz des Stärkeren regiert. Wer es sich leisten kann, setzt seine Meinung mit Waffengewalt durch. Einige Bewohner wie Crazy Joe sind an der Verzweiflung zerbrochen. Der durchgeknallte Händler mit seinem Insektenfühler-Hut wirkt gehetzt, als ihr ihm das erste Mal begegnet. Seine Animationen fahrig, aber butterweich. Das Ganze wirkt auf seine verrückte Art und Weise extrem natürlich.
Doch das friedliche Gespräch mit Joe ist schnell beendet, als ein paar Räuber seine Hütte heimsuchen. Sie wollen sich den neuen Besucher genauer ansehen. Stück für Stück. Nur mit einer Pistole bewaffnet, müsst ihr euch eurer Haut erwehren. Um Munition zu sparen, nimmt euer Charakter den Gegnern einen Messer-Boomerang ab. Er zielt, wirft und trennt sauber den ersten Kopf ab. Schön blutig, wie es sich für einen id-Software-Titel gehört.
Die Charaktermodelle samt Zerstückelung sehen fantastisch aus. Keine Figur gleicht der anderen. Stofffetzen, kleine Totenköpfe und blutige Bandagen hängen an den Rüstungen herab. Und auch hier sind die Animationen absolut flüssig. Sonst bietet das Gefecht aber keine Überraschungen. Zielen, schießen, töten. Keine überdrehte Schadenanzeige wie bei Borderlands und auch keine Spezialfähigkeiten oder Erfahrungspunkte. Auch wenn der Titel mit plünderbaren Gegnern, diversen Rüstungsmodellen und aufrüstbaren Waffen ein paar Rollenspiel-Elemente besitzt, im Kern bleibt es ein geradliniger Ego-Shooter.