Rainbow Six: Vegas 2
Hilfe, sie haben Vegas getötet...
Ganz anders sieht die Sache im Coop-Modus aus, der diesmal eine Drop-In-Funktion besitzt. Wie bei Epics Kettensägenmassaker könnt Ihr Euch für schwierige Stellen jederzeit einen menschlichen Mitspieler rein holen, der mit Euch gemeinsam durch die Hölle geht. Im Gegensatz zur Konkurrenz ersetzt Euer Kollege nicht etwa die KI-Charaktere, sondern ergänzt sie. Statt mit drei Leuten, seid Ihr dann mit vier unterwegs.
Der KI erteilt aber nur der Hauptcharakter Befehle. Der menschliche Coop-Partner fungiert lediglich als Bleispritze, die gerade in den unteren Schiwerigkeitsgraden überflüssig wirkt. Spezielle Attacken oder Aktionen gibt es leider nicht. Bis auf die Möglichkeit, sich gegenseitig zu heilen, besitzt der Coop-Modus also nur wenig Neues. Mit einem Titel wie Army of Two kann Vegas 2 in diesem Punkt also nicht mithalten.
Extrem traurig wird es beim Thema Multiplayer. Nicht, dass Ihr mich falsch versteht, im Grunde gehört Vegas 2 nicht umsonst innerhalb kürzester Zeit zu den meistgespielten Games bei Xbox Live. Der Titel liefert erstklassige Spielmodi, packende Kämpfe und spezielle Coop-Karten, auf denen Ihr Euch theoretisch mit den besten der Welt um Bestzeiten prügeln könnt.
Theoretisch, weil die Änderungen am ACES-System es unmöglich gemacht haben, gegen Spieler mit einer ungekürzten Version zu spielen.
In Eurem Server-Browser tauchen nur sehr wenige, deutsche Spiele auf. Falls sich die unterschiedlichen Versionen nicht gut genug verkaufen, kann es sehr schnell passieren, dass dort gähnende Leere herrscht. Immerhin könnt Ihr auch auf dem PC ein Spiel hosten, ohne einen Dedicated Server zu benötigen. Je nach Internetleitung kommt es bei selbst gehosteten Spielen aber schnell mal zu Lags.
Wie in der ungeschnittenen Version zieht Ihr mit Eurem Single-Player-Charakter ins Gefecht. Da es keine Waffen zu erkämpfen gibt, werden ambitionierte Einzelspieler nur mit einer etwas besseren Panzerung belohnt. Ob Ihr Euch Online oder in der Kampagne die Erfahrungspunkte erballert, ist grundsätzlich egal. Die drei neuen Online-Spielmodi sind von der Konkurrenz abgekupfert, machen aber jede Menge Spaß. Bei Team Leader gilt es, einen VIP auszuschalten, bei Demolition eine Bombe zu legen und bei Total Conquest Radaranlagen zu erobern.
Findet Ihr ein Spiel mit genügend deutschen Mitspielern, könnt Ihr Euch dank der genialen Cover-Mechanik immer noch auf ungewöhnliche und spannende Feuergefechte freuen. Alternativ gibt es noch die Terroristenjagd, in der Ihr allein oder mit anderen menschlichen Mitspielern besonders knackige Szenarien bestehen müsst. Auf dem Papier erwartet Euch also ein gewaltiger Umfang, den Ihr aber ohne unsere europäischen Freunde kaum ausnutzen könnt.
Als echter Fan der Rainbow Six Reihe blutet mir das Herz. Es ist schon hart genug, dass Kampagne, Grafik und Gameplay auf der Stelle treten und das ACES-System herausgeschnitten wurde, doch ein solch kastrierter Multiplayer ist einfach zu viel. Ubisoft Montreal kann natürlich nichts für die deutsche Gesetzeslage, aber den Titel ohne Hinweis zu veröffentlichen, ist schon fast fahrlässig. Die Käufer der deutschen Version kommen sich, zu recht, reichlich verarscht vor und von einem vernünftigem Statement fehlt aktuell jede Spur.
Das Spiel verliert in dieser Form viel von seinem Reiz und teilt die Welt in zwei Lager. Wer sich Rainbow Six: Vegas 2 schon vor ein paar Wochen importiert hat, bekommt einen erträglichen Single-Player und einen wirklich gelungenen Online-Modus geliefert – mindestens 7 Punkte. Wer dagegen brav auf die deutsche Version gewartet hat, wird nun gleich doppelt bestraft. Deshalb werte ich die deutsche Version ab und zücke trotz der vorhandenen Spielbarkeit eine 6. Im Jahr 2008 auf Deutschland beschränkt zu sein, ist einfach nicht akzeptabel. Ubisoft sollte beim nächsten Mal lieber ehrlich sein, auf die Unterschiede hinweisen oder einfach nur eine europäische Version veröffentlichen.
Die deutsche PC-Version ist schon erhältlich. Die gekürzte Variante für PS3 und Xbox 360 folgt am 8. Mai.