Red Dead Redemption sieht in 4K auf der Xbox One X sensationell aus
Das Hauptspiel und Undead Nightmare unter der Lupe.
Die Schlagzeile? Red Dead Redemption ist jetzt auf der Xbox One X in nativen 4K spielbar. Im Vorfeld der Veröffentlichung des Nachfolgers im Oktober 2018 wurde der Xbox-360-Klassiker zur wachsenden Liste der abwärtskompatiblen Titel hinzugefügt, die auf der X-Hardware laufen und auf Emulator-Ebene verbessert werden, um in nativer 4K-Auflösung zu laufen - und dabei das 2x MSAA des Originals beibehalten. Die Tatsache, dass sich das Spiel endlich aus seinem ursprünglichen 720p-Korsett befreit hat, ist auch aus anderen Gründen eine große Sache. Red Dead Redemption erschien nie für den PC, diese für die Xbox One X angepasste Version ist wahrscheinlich die beste Version des Spiels, die wir jemals kriegen.
In ihren besten Momenten sind die Verbesserungen auf der Xbox One X eine Offenbarung. In der 4K-Auflösung stechen Effekte wie Hitzeschleier und Lichtstrahlen brillant hervor, während ihr durch die Straßen von Armadillo spaziert. Selbst kleine Interaktionen zwischen NPCs sind in der Ferne besser auszumachen. Vor allem nachts sticht der Sternenhimmel bei klaren Wetterbedingungen hervor. Er sieht gestochen scharf aus und ist eines der deutlichsten Anzeichen des 4K-Upgrades. So beeindruckend es auch ist, es ist nicht ganz auf Augenhöhe mit einem vollständigen Remaster. Texturen und HUD-Elemente bauen nach wie vor auf den ursprünglichen Xbox-360-Assets auf. Trotz des steifen und ein Stück weit kantigen Looks, der auf den Last-Gen-Einschränkungen der Polygonzahl beruht, geht diese Welt doch oftmals überzeugend als moderner Titel durch.
Wie bei anderen abwärtskompatiblen Spielen wie Crackdown oder Forza Horizon scheint die höhere Auflösung auf der Xbox One X den ursprünglichen Artworks zu schmeicheln. Man nutzt einen negativen LOD-Bias bei den Texturen, um für qualitativ bessere Mip-Maps zu sorgen, was wunderbar zur verbesserten Auflösung passt. Aber gibt es andere Verbesserungen bei den Schatten, LODs oder Effekten? Könnte uns das einige Features einer PC-Version bescheren, die wir nie erhielten? Oder ist der Sprung auf 4K das Beste, was wir bekommen? Vermutlich könnten viele dieser Variablen, zum Beispiel die Schatten, auf Emulator-Ebene verbessert werden (wie zum Beispiel bei dem für die X verbesserten Assassin's Creed), um für eine bessere visuelle Genauigkeit zu sorgen, die zu einem Ultra-HD-Display passt. Wie sich herausstellt, wird Red Dead Redemption originalgetreu emuliert. Bis auf eine Ausnahme gibt es keine zusätzlichen Features.
Diese eine Ausnahme ist das 16-fache Anisotropic Filtering, das die neunfach höhere Auflösung gut ergänzt. Wie beim Großteil der anderen Xbox-360-Spiele mit X-Support ist eine Verbesserung der Qualität des Textur-Filterings ein einfach zu erzielender Vorteil. Die Auswirkungen auf die GPU sind gering und die visuelle Bereicherung kann auf Emulator-Ebene erzwungen werden, wodurch am Spielcode nichts verändert werden muss. Nochmal: Im Kern sind die Assets die gleichen, aber unsere Vergleichsgalerie unten zeigt den Wandel in der Präsentation und wie scharf das Ganze auf der Xbox One X wirkt. Es hätte sonst einfach nicht so gut ausgesehen. Die ursprüngliche Xbox-360-Version lief mit einer restriktiven Mip-Map-Sampling-Reichweite - ein Punkt, der selbst in den ursprünglichen 720p hervorsticht.
Im Großen und Ganzen war es das mit den Upgrades. Die Dichte des Blattwerks und die LODs (die in der X-Version von Halo 3 besser sind) bleiben gleich. Ein Upgrade im PC-Stil mit hochgefahrenen Einstellungen ist nicht zu erwarten. Es gibt zwar die 4K-Auflösung und das verbesserte Textur-Filtering, aber der Rest bleibt so wie er ist. Auch die Auflösung der Schatten entspricht der Xbox-360-Version. Zur Verteidigung: Die Qualität ist nach heutigen Standards noch immer akzeptabel. Das Gesamtpaket spricht für die Arbeit, die Rockstar während der Entwicklung von Red Dead Redemption in die Rage-Engine investiert hat. Gewissermaßen als Nachfolger von Grand Theft Auto 4 setzte das Spiel auf ein kargeres, aber offeneres Terrain. Ohne Wolkenkratzer und Straßen voller NPCs und Fahrzeuge gibt es eine weniger ablenkende Draw Distance für die Geometrie und ein üppiges Blattwerk, mit dem sich das Spiel heute noch gut behaupten kann.
Wir haben uns den Titel über die Abwärtskompatibilität auf einer regulären Xbox One angeschaut, wo die Xbox-360-Version pixelgenau simuliert wird. Die Grafik wird genau wiedergegeben, ohne dass man ein Upgrade anstrebt. Die Performance verbessert sich dabei signifikant, das Spiel läuft mit vollem V-Sync und das Tearing des Originals fällt weg. Die gute Nachricht ist, dass es auf der Xbox One X noch besser läuft.
Es sind noch immer maximal 30 Frames pro Sekunde auf dem neuen System, von 60 FPS braucht ihr nicht zu träumen. So funktioniert der Xbox-360-Emulator nun mal nicht. Er berücksichtigt stets die maximale Framerate des Originals. Nach Absolvierung einiger der größten Stresstests in den ersten paar Stunden des Spiels könnt ihr aber eine nahezu fehlerlose Ausführung des Codes auf der X-Hardware erwarten. Angesichts der neunmal höheren Pixelzahl ist das eine beachtliche Leistung. Selbst Effekte, die die Arbeitsspeicher-Bandbreite beanspruchen, stellen für die Engine kein Problem dar. Daraus ergibt sich eine klare Reihenfolge. Die Xbox-360-Performance ist nicht schlecht, aber es kann Tearing geben und in anspruchsvollen Zwischensequenzen sinkt die Framerate auf 20 FPS. Die Xbox One macht das deutlich besser - das Tearing verschwindet und das Spiel bewegt sich näher an den 30 FPS. In all unseren Tests kommt die Xbox One jedoch dem 30-FPS-Ziel am nächsten.
Es gibt jedoch eine Merkwürdigkeit und das ist uns gelegentlich schon bei anderen für die Xbox One X verbesserten Titeln aufgefallen. Der Xbox-360-Emulator der Xbox One X hat eine kleine Eigenart beim Frame-Pacing. Nehmen wir mal an, dass die Framerate auf der X um einen Frame fällt. Normalerweise würdet ihr kurz darauf einen Ausschlag auf 16 ms sehen. Essentiell entsteht ein zusätzlicher gerenderter Frame, quasi um den verlorengegangenen Frame aus dem vorherigen Moment auszugleichen, was zu zwei aufeinanderfolgenden, einzigartigen Frames führt. Unserer Erfahrung nach ist das sehr ungewöhnlich und mehr eine Fußnote in diesem Performance-Test. Hier und da sorgt das für ein bisschen zusätzliches Stottern, das auf der Xbox 360 oder der Standard-Xbox-One nicht zu sehen ist. Im Allgemeinen ist die Framerate auf Microsofts neuester Hardware aber ohne Frage besser und konstanter.
Alles in allem ist Red Dead Redemption in 4K ein wahrer Genuss. Und da es wenig Hoffnung auf eine PC-Version des Spiels oder auf ein Remaster für die aktuellen Konsolen gibt, ist das hier wohl das Beste, was ihr bekommen könnt. Angesichts der Tatsache, dass es ein kostenloses Update für Xbox-One-X-Besitzer ist, fällt es schwer, Kritik zu äußern. Sicher, wir hätten Red Dead Redemption gerne in einer 60-FPS-Version gesehen. Und ja, wir würden auch Gefallen an einem 4K-Texturenpaket sowie anderen Tweaks und Anpassungen bei LODs, Effekten, Beleuchtung oder Schatten finden. Stattdessen habt wir eine unverfälschte 4K-Präsentation eines klassischen Spiels, das auch nach acht Jahren noch beeindruckend aussieht. Die Verbesserungen bei Framerate, Mip-Maps und die bestmögliche Performance des Spiels bedeuten, dass die X die Standard-Xbox-One als das definitive System zum Spielen von Red Dead Redemption ablöst.
So wie es aussieht, ist Red Dead Redemption das vermutlich bislang größte Spiel im Katalog der abwärtskompatiblen Spiele auf der Xbox One X. Als Vorbereitung für die Fortsetzung in diesem Jahr ist es ein echtes Schmankerl auf Microsofts Konsole und die perfekte Möglichkeit, eure Erinnerungen aufzufrischen. Über den anderen großen Rockstar-Titeln hängt nun allerdings ein großes "was wäre wenn", zumal der X-Support in diesem Fall so wunderbar funktioniert. Wir würden es gerne sehen, wenn Grand Theft Auto 4 eine ähnliche Behandlung bekommt. Oder auch das weniger bekannte, aber ziemlich brillante Table Tennis wäre eine willkommene Ergänzung zum Line-up der für die Xbox One X verbesserten Titel. Durch den Sprung auf 4K und Verbesserungen der Performance fühlen sich alte Spiele wieder frisch an. Und wir glauben, dass Rockstars Bibliothek noch mehr zu bieten hat.
Undead Nightmare: Aber wie robust ist die Xbox-One-X-Version von Red Ded Redemption wirklich? Überträgt sich die verbesserte Performance im Hauptspiel auch auf den anspruchsvolleren Undead-Nightmare-DLC? Diese Standalone-Episode behält die Detailfülle des Originals bei und geht mit einem allgegenwärtigen Nebel-Effekt und deutlich höherer Zombie-NPC-Zahl noch darüber hinaus. Außerdem ergibt sich durch das Verbrennen der Untoten ein visueller Feuereffekt, der auf der Xbox 360 für einige drastische Framerate-Einbrüche sorgte.
Nun, wir haben uns die Erweiterung näher angeschaut und die gute Nachricht ist, dass das exzellente Performance-Niveau des Hauptspiels auch in Undead Nightmare zur Geltung kommt. Die Xbox One X liegt hier in anspruchsvollen Szenen vor der Xbox One und übertrumpft die Framerate in vergleichbaren Szenen auf der Xbox 360.
Abseits von extrem seltenen Frame-Pacing-Problemen liefert der Emulator maximale 30 Frames pro Sekunde und all die Vorzüge, die wir schon im Hauptspiel sahen. Dazu zählen die neunmal höhere Auflösung und die Verbesserung des Texture-Mip-Mappings für mehr Details, die auch hier beeindruckend sind. In Anbetracht dessen wäre es vielleicht ratsam, nach einer GOTY Edition des Spiels inklusive der Erweiterung Ausschau zu halten, wenn ihr darüber nachdenkt, euch das Spiel anzuschauen.