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Rein theoretisch: Was steckt im Wii-Nachfolger 'Project Cafe'?

Digital Foundry analysiert die Gerüchte

Nun, bereits sechs Wochen vor Beginn der E3 wissen wir, dass Nintendo den HD-Nachfolger seiner Wii auf dem Event in Los Angeles ankündigen wird. Ein neues Stück Hardware, das der Gerüchteküche zufolge nicht nur stärker ist als die aktuellen HD-Geräte, sondern auch unsere Art zu Spielen verändern wird. Ausgehend von Kommentaren in Nintendos Ankündigung, erreicht uns die neue Hardware möglicherweise binnen eines Jahres.

Bereits seit einer ganzen Weile kursieren Gerüchte über eine "Wii HD" und bekommen durch zahlreiche Leaks nun eine neue Perspektive. Fotos, scheinbar heimlich per Mobiltelefon von "Project Cafe"-Präsentationsfolien geknippst, wurden im Internet heiß diskutiert. Sind sie echt? Sind sie Fake? Was ist dran an den immer lauter werdenden Gerüchten, die eine Leistung beschreiben, die die Xbox 360 und PS3 weit übersteigt?

Was mittlerweile klar zu sein scheint, ist, dass wieder einmal der Controller im Zentrum des nächsten Nintendo-Erlebnisses steht. Die Cafe-Hardware selbst wird scheinbar entweder als konventionelle Konsole am TV betrieben oder fungiert als Lounge-basiertes Hub, das das Gameplay über eine Kurzstrecken-Verbindung direkt an die Handheld-artigen Controller der Spieler schickt. Beinahe wie OnLive zuhause, wenn man so will.

Keine Streitereien mehr darüber, wer den HDTV nutzen darf. Wenn jemand fernsehen will, kann das Gerät das Spiel möglicherweise einfach an den Controller des Cafe schicken. Gerüchte sprechen con einem 6-Zoll-Widescreen-Display mit einer Auflösung im Bereich von 800x480. Die Art Display, die von größeren Navis genutzt wird. Einige beschrieben den Controller als "iPad mit Tasten", aber nach dem, was wir von unseren Quellen hören, scheint es eher ein großes Joypad mit integriertem Touchscreen zu sein.

Natürlich hat diese Konfiguration auch noch andere Vorteile. Das Streaming könnte dazu eingesetzt werden, spielerspezifische Infos zu übermittelt oder das Hauptdisplay zu entschlacken, indem man HUD-Informationen auf den Satelliten-Bildschirm auslagert. Die Anwendungsmöglichkeiten in diesem Szenario wären allerdings vermutlich recht limitiert. Die meisten HUD-Infos sollten für den Spieler üblicherweise leicht sichtbar sein und den Blick ständig zwischen zwei Bildschirmen hin und her zu bewegen, scheint nicht gerade nutzerfreundlich.

Kudos an den NeoGAF-User Kard8p3 dafür, dass er diese Cafe-bezogenen Bilder auf Nintendos Entwickler-Support-Seite gefunden hat.

Cafe's Video-Stream hat das Potential, eine sehr coole Technologie zu sein. Die Frage ist nur, wie er funktioniert und welches Übermittlungsformat genutzt werden könnte?

Auf der einen Seite haben wir bereits ein funktionierendes Beispiel: Das Remote Play der PS3, bei dem der Framebuffer geschrumpft, encodiert und über WiFi an die PSP geschickt wird. Theoretisch kann auf diese Weise Gameplay in jedes Zimmer des Hauses übermittelt werden. Eine Wireless-N-Verbindung könnte die Bandbreite vermutlich stemmen.

Zwei Probleme sorgen jedoch dafür, dass es vielleicht doch keine so gute Idee ist: Durch das En- und Decodieren des Videosignals kommt eine Latenz hinzu und die Bildqualität dürfte durch die Kompression deutlich leiden. Wenn man bedenkt, wie viele Nintendo-Titel mit 60Hz laufen, würde das Gameplay Einbußen erfahren, wenn der Hersteller auf diese Strategie setzte. Nintendo will, dass die Technik die Art und Weise verbessert, wie wir Spiele spielen, nicht verschlechtert.

Die andere Lösung wäre etwas in der Art von WirelessHD, das in etwa mit den Eckdaten von HDMI entspricht und genug Bandbreite bietet, um 1080p bei 60Hz zu unterstützen (und vermutlich vier Cafe-Controller mit Remote-Screens). Wir haben diese Technik bereits im aktuellsten Alienware M17x-Laptop gesehen, sie operiert angeblich ohne Latenz auf bis zu zehn Meter Entfernung. Bei Nintendo dreht sich alles darum, existierende Technik auf innovative Weise einzusetzen. Hier hätten sie eine Vorlage, die relativ einfach adaptiert werden könnte.

Hierbei handelt es sich allerdings um ziemlich fortschrittliche Technologie und zusammen mit den integrierten Touchscreens ist es zu erwarten, dass die Controller für Cafe bedeutend teurer ausfallen, als wir es gewohnt sind. Außerdem wären wir doch sehr überrascht, wenn die Konsole mit mehr als einem Pad/Tablet verkauft würde.

Angesichts der Tatsache, dass Orange einst ein Android-betriebenes Mobiltelefon mit 800x480-AMOLED-Touchscreen für unter 100 Pfund anbot (das Orange San Francisco/ZTE Blade), ist es vorstellbar, dass Nintendo diese weit weniger komplexen Controller verhältnismäßig günstig machen kann und dennoch einen gesunden Profit einfährt.

Eine dritte Option wäre natürlich, dass die Cafe-Controller mit der Konsole per Kabel verbunden sind. Das ist natürlich unpraktisch und in vielerlei Hinsicht ein Schritt zurück. Aber es würde auch das Streaming-Problem auf kostengünstige Art umgehen und einer weiteren Einschränkung vorgreifen: Ein Touchscreen-Display auf einem Wireless-Controller dürfte weit mehr Strom verbrauchen als die aktuellen Joypads und Motion Controller.

Doch was ist mit den zentralen Hardware-Eckdaten der Maschine? Gerüchte, die wir nicht von unabhängiger Seite bestätigen lassen konnten, sprechen von einer Triple-Core PowerPC-CPU ähnlich der der Xbox 360. Obwohl wir das gerne glauben würden, sind in den fünf Jahren seit der Veröffentlichung des Xenon einige Verfeinerungen am Design vorgenommen worden, die die Prozessor-Effizienz noch verbessern würden, selbst wenn die Clock Speed im Bereich von 3,2 GHz bliebe.

Höhere Clock Speeds anzustreben wäre eine Option, würde aber stärkere Kühlverfahren erfordern und könnte womöglich die Stabilität des Geräts beeinträchtigen. Ein clevereres CPU-Design würde schlicht mehr Sinn machen, besonders wenn man bedenkt, dass einige Schlüsselelemente von Xenon ineffizient oder mangelhaft sind (die Onboard-Cache-Nutzung nur als Beispiel).