Resident Evil 4 HD
Noch einmal, bitte
Endlich ist die Zeit gekommen. Nach mehr als sechs Jahren darf ich über ein Spiel schreiben, das mich nach dem Startbildschirm für 16 Stunden ohne Schlaf in seinem Bann hielt, nur um das Bedürfnis weiterer Durchgänge zu wecken. Gefühlte 50 Mal erlebte ich bereits die Endsequenz, besitze sämtliche Versionen sowie den Kettensägen-Controller und freute mich seit der Ankündigung der HD-Variante auf den Release.
Leider geht das Warten weiter, denn das vorliegende Produkt darf sich sicherlich keinen High-Definition-Zusatz hinter den Titel setzen. Sehr wenig Arbeit floss in die Produktion dieser Umsetzung, bei der ich mir immer noch nicht sicher bin, ob sie nicht sogar schlechter aussieht als auf der Wii. Besonders die grauenhaften Texturen erschrecken auf einem HD-Fernseher.
Im Gegensatz zu kompletten Überarbeitungen wie der von Ocarina of Time 3D suchte ich Änderungen mit der Lupe. Leaderboards für Speedruns fügte Capcom hinzu und hob den Schwierigkeitsgrad leicht an. Ansonsten erhaltet ihr das gleiche Spiel. Und ich gehe jetzt stark davon aus, dass die meisten es gespielt haben. Wahrscheinlich sogar mehrmals. Falls nicht, besteht sofortiger Nachholbedarf.
Trotz der Enttäuschung bleibt eine Tatsache erhalten: Resident Evil 4 gehört zu den großartigsten Spielen, die je das Licht der Welt erblickten. Fragt ihr mich, ist es sogar das beste aller Zeiten. Nichts erreichte seither in meinen Augen Shinji Mikamis Meisterwerk.
Ich erinnere mich noch genau an dem Moment nach dem ersten Durchgang. Meine Hände sackten langsam in den Schoß. Der Controller von Schweiß überzogen. Alles in meinem Gesicht deutete auf pure Erschöpfung hin. Immerhin lag der letzte Schlaf fast 30 Stunden zurück. Während ich auf den Bildschirm starrte, ging ich mental erlebte Situationen durch, die sich für immer in mein Gedächtnis einbrannten. Ging es euch jemals genauso? Dass ein Spiel bis über den Abspann hinweg eine solche Macht auf euch ausübte und ihr noch Stunden später an spezielle Szenen dachtet?
Aber wieso erzielte Resident Evil 4 eine solche Begeisterung in mir? Vielleicht beginne ich am besten mit der Steuerung, die für viele den einzig wirklichen Kritikpunkt darstellte. Zwar verabschiedete sich Mikami mit diesem Teil von der Panzerbedienung vergangener Episoden, doch ein wenig blieb davon noch erhalten. Leon läuft leicht steif um die Ecken und bewegt sich beim Schießen keinen Zentimeter. Schlechtes Spieldesign? Ansichtssache.
Resident Evil 4 steht in seinem Kern für Horror, den in diesem Fall die ständige Panik verursacht. Ihr sollt bei jedem Kampf Angst um euer Leben haben. Genau deswegen bleibt Leon stehen. Die Kamera zoomt näher an seinen Hinterkopf heran, was die Sicht auf eure Umgebung weiter einschränkt. Bei jedem Schuss wägt ihr ab, wie weit der Feind hinter euch entfernt steht und schreckt plötzlich zusammen, wenn die Mistgabel in eurem Rücken steckt.