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Resistance 2

Größer, schöner, besser... und nochmal größer

Update: Lest auch unsere Resistance 2-Lösung mit allen Trophäen.

Es scheint unheimlich schwierig zu sein, das große Chaos und Drama hinzukriegen und gleichzeitig noch die Kleinigkeiten einer Geschichte zu erzählen. Sicher, Charakterentwicklung und interessante Nebenpersönlichkeiten sind schwerlich die Primärziele eines Ego-Shooters, aber der Sieg wäre so viel befriedigender, wenn ich meine Figur leiden oder wenigstens kennen würde.

Schon Resistance: Fall of Man wartete zum Start der PS3-Ära mit einem Soldaten auf, der es einem nicht leicht machte, einen Bezug zu ihm aufzubauen. Und auch in Resistance 2 bleibt Sergeant Nathan Hale sehr viel blasser als es eigentlich sein müsste. Wir sehen ihn in ein paar Zwischensequenzen und er redet am liebsten in kurzen Onelinern. Kurz gesagt: Er bleibt ein weißes Blatt mit ein paar aufgedrückten Klischees.

Die über weite Strecken präsenten Begleiter kommen sogar noch dreister daher. Sie füttern Euch mit kleinen Brocken möglicherweise interessanter Häppchen an inhaltlicher Tiefe, werfen hier einen Satz ein, dort eine Erinnerung. Nur damit diese nie wieder Erwähnung findet. Und als sie starben, war es egal. Einfach nur ein paar weitere, unbekannte Verluste am Wegesrand. Aber so ist das im Krieg halt manchmal.

Und dass Krieg herrscht, daran lässt Resistance 2 keine Zweifel aufkommen. Fühlte sich England noch ein wenig grau, trist und klein an, erfüllt Amerika – mit einem kleinen Zwischenstopp in Island – alle Klischees im positivsten Sinne: Größer. Schöner. Besser. Und zwar mit Großbuchstaben.

Resistance 2 - Trailer

Vielleicht liegt es daran, dass die Programmierer aus den USA kommen und England nur von Postkarten des zweiten Weltkriegs kannten, aber Resistance 2 entfernt sich einen deutlichen und absolut positiven Schritt von „Zweiter Weltkrieg mit Mutanten“ weg.

Seien es ein waldiges Tal, eine Zombie-verseuchte Kleinstadt im Mittelwesten, die traurigen Reste von Chicago, ein Canyon in Utah oder die Sümpfe Lousianas. Lediglich der obligatorische Ausflug auf ein Mutanten-Mutterschiff bricht die dichte Atmosphäre, da Insomniac Games wieder einmal ihr angestammtes Terrain verließen und diesmal nicht einmal Postkarten als Vorlage hatten. Von dem Ausrutscher auf das erzgenerische Pseudoraumschiff abgesehen, überzeugt die Stimmung in allen Lokalitäten absolut und nimmt Euch trotz der Abwesenheit von persönlichen Bindungen zu den Protagonisten gefangen.

Euer grob geschätzt zwölfstündiger Trip durch ein Amerika, dessen Ende nahe ist - und das der Menschheit, wie wir sie kannten, auch –, führt durch epische Kulissen mit einigen wirklich turmhohen Gegnern. Schon der Einstiegslevel präsentiert Euch einen echten Behemoth, um den Ihr ameisengleich herumhuscht. Später steigert es sich zu urgewaltigen Monstrositäten. Und Resistance 2 geizt an keiner Stelle seiner Kampagne mit denkwürdigen Momenten.

Hah! Deine Knarre ist größer, aber meine hat nen Schutzschild! PWNED!

Ein Kinosaal, in dem die schiere Masse heranstürmender Zombiemutanten Euch zu erdrücken droht oder die verzweifelte Flucht vor einem (beinahe) unzerstörbarem schwarzem Schwarm leiden aber trotz aller Intensität an einem häufigen gemeinsamen Problem. Resistance 2 schickt Euch gern und oft durch einen Trial-and-Error–Lernprozess.

Habt Ihr die falsche Waffe im Anschlag: Pech gehabt. Wagt Ihr Euch zu weit aus der Deckung vor, weil Ihr nicht wisst, dass irgendwo kurz dahinter 20 Feinde auf einmal getriggert werden: Pech gehabt. Überhört Ihr den praktisch unsichtbaren Chamäleongegner mit seinem billigen One-Hit-Kill: Pech gehabt. Zahlreiche und sehr faire Rücksetzpunkte mildern das Problem. Die innerhalb weniger Sekunden in Deckung erfolgende Heilung schwächt es ab und sehr vorsichtige Naturen können ihm auch größtenteils entgehen. Leicht reizbare und ungeduldige Spieler wird es trotzdem zu massiven Kraftausdrücken hinreißen.

Und umgehen dürft Ihr solche Passagen schon gar nicht. Persönlich habe ich kein Problem mit linearen und gradlinigen Shootern, die mir den Weg vorzeichnen und mich durch ein sauber geskriptetes Epos führen. Es garantiert den dramaturgisch gelungenen Aufbau und vermeidet jede Art von Leerlauf - für Resistance 2 übrigens ein Fremdwort.

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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