Resistance 3
Wer braucht Überraschungen, wenn es Heilpäckchen gibt?
Hinweis: Habt ihr Probleme im Kampf gegen die Chimera? Werft einen Blick in unsere Lösungshilfen und Tipps zu Resistance 3.
Im Rahmen des kürzlich erfolgten Duke-Nukem-Releases hörte ich oft das Argument, warum dieses Spiel nicht einfach nur das schlechte, geschmacklose und komplett überflüssige Erlebnis für überzogene 50 Euro war, als das ich es empfand: Es sei nämlich mal wieder ein richtig guter Shooter der alten Schule. Das ist natürlich Blödsinn. Es ist ein schlechtes, geschmackloses und komplett überflüssiges Erlebnis für überzogene 50 Euro und sonst nichts. Resistance 3, DAS ist ein richtig guter Shooter der alten Schule.
Einer, in dem die Lebensenergie sich nicht automatisch regeneriert. Einer, in dem man das ganze Arsenal zur Verfügung hat. Die richtige Waffe für die richtige Situation, nicht die letzten beiden, die man einsammelte, aber eigentlich keine Lust drauf hatte. Ein Deckungssystem, bei dem in Deckung gehen heißt, sich hinter ein Objekt zu bewegen statt einen Knopf zu drücken. Keine belanglosen Gimmicks, die vom schlechten Spiel ablenken, sondern echte Kernkompetenz beim Feeling dafür, wie so ein ordentliches Ballergefecht ablaufen muss.
Der richtige Wechsel aus ruhigen und actiongeladenen Passagen. Komplett lineares Leveldesign. Sichtbare unsichtbare Wände, über die man mit dem kleinen Hüpfer nicht drüber kann, aber die jeder halbwegs gesunde Mensch in einer Minute erklommen hätte. Bossmonster mit rot glühenden "Baller-mich-hier-tot"-Lichtern. Niemand hat gesagt, dass damals, als die Shooter der heutigen alten Schule entstanden, alles besser war. Oder zumindest wurde ordentlich geflunkert, als es gesagt wurde.
Eine Sache aber macht Resistance 3 auf jeden Fall nicht nur richtig, sondern perfekt - und das ist das Tempo, in dem sich das Spiel durch seine in Teil 3 leicht verkürzte Spielzeit von neun bis zehn Stunden arbeitet. Langeweile kommt nie auf. Auf kurze Abschnitte, in denen man erlebt, wie die Welt während der Alien-Invasion endgültig vor die Hunde geht, folgen heftige Feuergefechte, wiederum in Abwechslung mit Passagen, die weniger auf Kugeln als auf leise Spannungsmomente setzen. Dazwischen darf dann in regelmäßigen Abständen nie der obligatorisch riesenhafte Bosskampf fehlen. Ein Rezept für absolute Kurzweile, was sich damit belegen lässt, dass mir die erste Session mit fast sieben Stunden Spieldauer viel, viel kürzer vorkam und der Blick auf die Uhr einen echten Überraschungsmoment bot.
Resistance 3 selbst jedoch hat von diesen echten Überraschungsmomenten nicht so wahnsinnig viel zu bieten. Die Welt der 50er-oder-so, in der die seltsame Rasse der Chimaera die Erde praktisch besetzte und die Menschheit konsequent ausrottet, ist bekannt und Teil 3 stützt da selbst zum Ende hin nicht so viel um. Das Szenario der USA - diesmal der Süden als Roadtrip in Richtung Big Apple - kennt man in Variationen aus dem letzten Teil. Ich persönlich hätte mir hier ein gänzlich anderes Setting wie zum Beispiel Afrika oder Südamerika gewünscht, zumal die Story der aktuellen Bedrohung das auch erlaubt hätte, ohne eine Zeile umzuschreiben. Aber eine Bootsfahrt über den Mississippi macht ja auch Spaß, wer braucht schon den Amazonas.
Die Hauptfigur ist diesmal kein harter Marine, sondern ein recht normaler Ex-Soldat, der relativen Frieden zum Ende der Welt im Familienglück findet. Weniger Armee-Gedöns, die Schlachten sind geschlagen, die traurigen Reste der Menschheit verstecken sich im Untergrund und er kämpft für seine Familie den aussichtslosen Kampf gegen eine ziemlich beliebig wirkende neue, große Bedrohung. Das ist prinzipiell der richtige Ansatz, um das Spiel persönlicher zu gestalten, aber für ein mehr an Handlungstiefe - irgendwo las ich sogar Vergleiche mit The Road - reicht das sicher nicht.