Mass Effect
Endliche Weiten...
Der Action-betonte Kampfverlauf hat dabei übrigens wenig an dem deutlich Gesprächs- und Quest-orientiertem Gameplay geändert. Einen Großteil des Spiel verbringt Ihr in interessanten Gesprächen mit oft noch interessanteren, phantastisch designten Charakteren. Fast jeder hat eine Leiche im Keller, einen wunden Punkt oder gar ein Trauma zu überwinden. So stört man sich dank der grandiosen deutschen Sprachausgabe und den gehaltvollen Gesprächen kaum an der enormen Schwatzhaftigkeit des Spiels.
Wirklich ungeduldige Zeitgenossen können den Text im Gegensatz zu den meisten Zwischensequenzen per Knopfdruck abbrechen. Man verpasst so zwar oft wichtige Informationen, aber spätestens im Tagebuch kann man sich ja noch mal nachlesen. Im Laufe des Abenteuers sammeln sich dort Dutzende Nebenaufträge, die Euch in die entlegendsten Winkel des Universums führen. Hier sucht Ihr unerforschte Planeten nach Rohstoffvorkommen und Insignien ab, dort weist Ihr eine Piratenbande in ihre Schranken und sammelt wichtige Informationen und beim nächsten Trip stellt Ihr einen Frachter auf den Kopf, bei dem die Besatzung wie von Geisterhand zu mordlüsternen Kreaturen mutiert ist. Suchen, Holen, Töten – die üblichen Verdächtigen eben.
Die eigentliche Hauptquest ist dabei sehr linear aufgebaut. Zwischendurch dürft Ihr zwar zwischen mehreren Aufgaben auswählen, doch am Ende ist es sinnvoll, alle zu erledigen. Nach einer vollendeten Haupt-Mission müsst Ihr meist zur Citadel zurückkehren, wo sich nicht nur das Hauptquartier, sondern auch viele Auftraggeber verstecken.
Bis kurz vor Schluss könnt Ihr Euch jederzeit daran machen, den Weltraum und die vielen Systeme zu erkunden. Einige Sonderfunktionen und selbst die Spezialisierung gelingen übrigens nur, wenn Ihr bestimmte Nebenjobs in Angriff nehmt und nicht nur stur dem Ende entgegen rennt. Nur wer sich immer mal wieder treiben lässt, bekommt die wahre Größe dieses Meisterwerks zu Gesicht.
An dieser Stelle schon mal eine Warnung vorab: Bevor Ihr zum Ilos-System reist, solltet Ihr Euren Entdeckerdurst gestillt haben. Danach geht es in einer Einbahnstraße Richtung Finale. Da man leider nach dem Ende nicht wieder zurück kann, solltet Ihr Euch spätestens vor besagter Stelle die Zeit nehmen, Euch intensiv mit den 16 Clustern des Spiels zu beschäftigen. Hilfreich ist hier auch ein gut gewählter Speicherpunkt, damit Ihr Euch nicht erneut durch zwei Stunden Spiel schlagen müsst. Überhaupt ist häufiges Speichern ein guter Tipp, da die Auto-Save Funktion nicht immer so funktioniert, wie man es möchte. Es ist äußerst ärgerlich, sich durch Hunderte Gegner gekämpft zu haben, nur um kurz vor dem nächsten Endgegner zu bemerken, dass man nun nicht mehr speichern kann.
Ein Manko, das auch bei den ausgiebigen Ausfahrten mit Eurem Landefahrzeug zu Geltung kommt. Könnt Ihr nämlich auf einem Planeten landen – die Mehrheit der Cluster-Planeten sind nur zu Fern-Erforschungen gedacht -, seid Ihr oft erst einmal mit dem Gelände-tauglichen Panzer-Buggy unterwegs und müsst mit ihm auch so manches Gefecht schlagen. Viele Planeten wurden zwar nur per Algorithmus ins Leben gerufen, doch die wunderbaren Texturen, atmosphärischen Meteoritenschauer, dichten Schneestürme und beeindruckende Sonnenaufgänge machen diesen Kritikpunkt locker wieder wett.
Stimmig wird das Ganze, weil man jederzeit aussteigen und auch zu Fuß Gefechte schlagen kann. Leider gibt es für den Mako – so der Name Eures Untersatzes - keine Upgrades und mit etwas Geschick sind selbst die Zwischen-Bosse ein Kinderspiel. Hier hätte dem Titel etwas mehr Spieltiefe gut getan. Trotzdem sorgt er für genau die richtige Portion Abwechslung, wenn man schon keine Raumschlachten schlagen darf.