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Mass Effect

Endliche Weiten...

Genau die stehen am Ende auf der Wunschlist ganz oben. In einigen Zwischensequenzen geht es zwar heiß her und ganze Flotten prallen aufeinander, doch Zuschauen ist nur die halbe Miete. So oder so schreit der Titel trotz seiner multiplen Enden, verschiedenen Professionen und vielen moralischen Entscheidungen nach einer Fortsetzung.

Denn kaum habt Ihr das Gameplay verinnerlicht, die gesamte Hintergrundgeschichte kapiert und Euren Charakter auf Level 40 bugsiert, ist die Spielwelt zu 90 Prozent abgegrast. Danach warten nur mittelprächtige Sammelspielchen auf Euch, die sich kaum mit den gut gemachten Nebenaufträgen und vor allem der grandiosen Hauptquest messen können. Gerade Shooter-Fans sollten deshalb die Gefechte gleich auf „Schwierig“ bestreiten, um das unvermeidliche Ende so lange wie möglich aufzuschieben.

Auch ein zweiter oder gar dritter Durchgang ist angesichts spezieller Achievements – etwa eine Romanze anfangen, eine bestimmte Menge an Credits (Währung) sammeln oder 75 Prozent der erhältlichen 'Vorbildlich'- respektive 'Abtrünnig'-Punkte einkassieren - und der extrem unterschiedlichen Klassen eine mögliche Option. Zumal auch nach einmaligem Durchspielen ein neuer Schwierigkeitsgrad lockt und damit einhergehend ein neuer Erfolg.

Für einen Nachfolger machen sich aber noch ein paar Wünsche bemerkbar, die wahrscheinlich nicht alle umzusetzen sind. Zum einen sollten die Fahrstuhlfahrten trotz netter Nachrichten und witziger Dialoge deutlich kürzer ausfallen. Damit könnte man die Wartezeiten noch mal deutlich reduzieren und den Spielfluss weiter beschleunigen. Zum anderen könnte die Story noch etwas umfangreicher ausfallen. 12 bis 15 Stunden sind im Vergleich zu Schwergewichten wie Final Fantasy doch etwas zu kurz geraten.

Der Kroganer Wrex ist eine gigantische Kampfmaschine.

Ein Wunsch, der sich vielmehr an Microsoft richtet, ist die Möglichkeit, bei solchen Spielen auch die Festplatte zu nutzen. Dadurch könnte man die Ladezeiten der Levels und vor allem der Texturen deutlich verkürzen. Besonders für die Atmosphäre ist es tödlich, dass es zum Teil 20 bis 30 Sekunden dauert, bis die Grafik in ihrer vollen Pracht erstrahlt.

Zusammen mit den Rucklern und leichtem Tearing stört dieser Umstand den sonst so hervorragenden Gesamteindruck. Vielleicht wäre hier weniger doch etwas mehr gewesen, denn was nützt die bombastischste Grafik, wenn dadurch die Stimmung negativ beeinflusst wird.

Ach ja und als letzter Tipp: Man sollte nicht jedes Rätsel mit der Quick-Time-Dechiffrierung lösen können. Ein paar lustige Schiebereien und ein Glücksspiel-Automat reichen in punkto Rätselei einfach nicht aus. Auch hier wurde viel Potential verschenkt.

Kristian: Bioware ist nichtsdestotrotz mit Mass Effect ein Kunststück gelungen, das niemand für möglich gehalten hätte. Es verbindet zwei vollkommen unterschiedliche Genres miteinander und macht das Spiel damit auch für ganz unterschiedliche Spieler interessant. Dank der unterschiedlichen Schiwerigkeitsgrade und der recht klaren Rollenverteilung, können Rollenspielfans in Ruhe Rollenspielen und Shooterfans begeistert mit Pistole und Schrotflinte in die Schlacht ziehen. Begeistert allerdings nur, wenn der höhere Schwierigkeitsgrad auf den Plan tritt.

In der finalen Raumschlacht spielt die Normandy eine entscheidende Rolle.

Dazu noch eine packende Story, ein fantastisches Charakter-Design, eine gewaltige Spielwelt und nahezu unschlagbare Präsentation machen aus Mass Effect ein nahezu perfektes Paket, das nur durch seine kleinen Fehler seine makellose weiße Weste verliert. Angesichts der brillanten Arbeit ist es zwar zu verschmerzen, dass Texturen erst zu spät geladen werden, das Inventar unübersichtlich ist, die Kampagne zu kurz und man immer wieder über Clipping-Fehler stürzt. Trotzdem kostet die Summe dieser Macken den Titel am Ende unsere Bestnote.

Tanja: Mass Effect hat mich verblüfft. Nicht, weil das Charakter-Design so unglaublich ist, das Universum so riesig (das ist es übrigens nur vordergründig) oder die Story derart viele Wendungen beinhaltet, das man gar nicht mehr weiß, welche Antwort-Option man in den Dialogen wählen soll. Auch nicht, weil es so offensichtlich an Knights of the Old Republic erinnert, ein Titel, den ich selbst heute noch zu meinen ganz großen Favoriten zähle. Nein, Mass Effect hat mich verblüfft, weil dem Spiel etwas gelungen ist, das noch keinem anderen Titel gelang: Es hat mich Tagein- und Tagaus an den Fernseher gefesselt, obwohl ich Konsolen-Shootern nichts, aber auch rein gar nichts abgewinnen kann.

Der Grund ist schnell erklärt: Mass Effect lässt einem die Wahl, wie man es spielt. Zählt man zu der Shooter-Front wie Kollege Metzger, schnappt man sich den Schwierigkeitsgrad „Hardcore“ und die Actiongier erfährt Befriedigung. Nicht ganz so wie in reinrassigen Shooter-Kalibern, aber dennoch ausreichend. Gehört man hingegen der Rollenspielfraktion an – also wie ich -, spendiert einem der Titel auf „Leicht“ eine Zielhilfe und die Kämpfe erledigen sich wie von selbst. Man schießt sogar tollpatschig die Gegner ins Jenseits und kann sich auf den Rollenspielaspekt konzentrieren. Ein Spiel, das beide Genre-Liebhaber bedient. Faszinierend, atmosphärisch, wunderschön. Mit ein paar Unstimmigkeiten hier und da behaftet (viele eineiige Frauen, teils nervige Kameraperspektive, Planeten mitunter sehr steril, Ruckler), aber im Gesamten definitiv ein durch und durch empfehlenswerter Titel.

Mass Effect steht ab dem 23. November für die Xbox 360 im Handel. Wer ein wenig Unterstützung benötigt, findet hier unseren Planeten-Guide und dort die Lösungshilfen.

9 / 10

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