Ridge Racer 3D
Dreidimensionales Driften wie in den 90ern
Nichts ist so vergänglich wie der Ruhm vergangener Tage. Damals, in der Mitte der 90er Jahre, da war Namcos Ridge Racer das Alpha-Tier unter den Rennspielen, der Gold-Standard, der mächtig große Käse. Das erste Ridge Racer war zum Japan-Start der guten, alten PlayStation DIE Killer-Application schlechthin, Ridge Racer Revolution war ein sauberer Nachfolger und bis heute streiten die Fans, ob denn nun Rage Racer oder Ridge Racer Type 4 die definitive 32Bit-Episode der Kultreihe ist. Auch wenn der Streit natürlich hinfällig ist – natürlich ist Rage Racer besser.
Was ist nur aus dem Glanz vergangener Tage geworden? Warum fährt Namcos edel produzierte Raserei nicht mehr an der Pole Position und musste sich damals noch als minderwertig empfundenen Reihen wie Need for Speed geschlagen geben? Der Grund ist ganz einfach – Zeitgeist. Ridge Racer setzte gerade früher nie auf Masse.
Der erste Teil hat gerade mal eine Strecke die ihr auf Wunsch leicht erweitern konntet, auch das große Rage Racer hatte lediglich drei Kurse, die sich immer ein paar Meter teilten, und ein großes Oval. Dazu kommen die fehlenden Lizenzautos und das wenig serientypische Fahrgefühl: Ridge Racer war immer ein Arcade-Racer, der sich einen feuchten Kehricht um Realismus scherte. Kurven werden grundsätzlich per Drift genommen und wer bremst hat Angst. Nach Titeln wie Sonys Gran Turismo wirkte das auf die meisten Spieler eher archaisch.
Und so hat sich die Rolle der Ridge-Racer-Reihe über die Jahre hin verwandelt – vom Technik- und Gameplay-Benchmark zum klassischen Starttitel neuer Systeme, der vor allem aus Mangel an Konkurrenz gute Verkaufszahlen einfährt. Dank erprobtem Fahrverhalten und großzügigem Kurs-Recycling hatten die Entwickler stets zum Start einer neuen Hardware eine Ridge-Racer-Variante am Start und tatsächlich, kaum ein neues System ging in den letzten Jahren ohne eine neue Ridge-Racer-Episode an den Start. Da macht Nintendos 3DS keine Ausnahme. Aber die Spieler kann es freuen, entpuppt sich Ridge Racer 3D doch als einer der besten Titel des Start-Line-Ups.
Im Grunde unterscheidet sich auch Ridge Racer 3D nicht dramatisch von seinen Vorgängern. Die Strecken wurden einfach aus den gesammelten Episoden der letzten Jahre zusammengeklaubt, die Grafik wurde an die Fähigkeiten des 3DS angepasst und mit der Zeit spielt ihr neue Wagen und neue Rennklassen frei. Kennt man ja zur Genüge. Aber was soll ich sagen? Das Prinzip funktioniert einfach!
Die ersten paar Rennen bringt ihr wieder routiniert hinter euch. Ihr freut euch, alte Strecken wiederzusehen, gewöhnt euch wieder an die Spielmechanik – geht kurz vom Gas, wenn ihr in die Kurve kommt, lenkt herum und beschleunigt wieder um einen Drift zu initiieren – und ehe ihr euch verseht, fahrt ihr schon wieder als erster durchs Ziel. Spaß macht das schon, aber weltbewegend ist das nun nicht so wirklich.
Doch langsam aber sicher entfaltet das Spiel wieder seine Wirkung. Anfangs bleibt ihr noch dran, weil ihr eben sehen wollt, welche Strecken es außerdem in das 3DS-Debüt der Reihe geschafft haben, aber habt ihr erst einmal eine der höheren Klassen freigespielt und seid mit Wagen unterwegs, die locker mehr als 300 Kilometer pro Stunde machen, dann hat euch Ridge Racer wieder in seinen Klauen – das Spiel entwickelt ein beeindruckendes Gefühl von Flow und Immersion und lässt euch so schnell nicht mehr los.