Rock Band
Plastic Noise Experience
Häufiger seid Ihr mit Rythm beschäftigt, den eher gleichförmigen Abfolgen in Orange Crush, The Hand That Feeds oder Sabotage. Das erinnert mehr als nur ein wenig an die unselige Rock The 80s–Episode und spielt sich auf Easy und Medium auch ungefähr so spannend.
Erst auf Hard und Expert beginnen Euch diese Parts dann zu fordern, aber netterweise nicht zu überfordern. Unsere Kollegin aus England wird sicher empört darüber sein, dass auch normale Menschen auf Hard im ersten Anlauf einen Song bewältigen können. Aber die spielt auch Dragonforce auf Expert und zählt deshalb nicht direkt als Massenreferenz. Hard trifft in Rock Band eine gute Mischung aus gehobenem Guitar Hero–Medium mit Einsatz aller fünf Tasten.
Neu ist das Lead-Gitarren-Solo. Der Hintergrund des Laufbands verfärbt sich blau und jede Note zählt. Schafft Ihr das Solo perfekt, regnet es einen Haufen Extrapunkte. Vergeigt Ihr es, hagelt es nur den Spott der Mitspieler.
Der Bassist hat keine solchen Momente des Ruhmes, für ihn steht gleichmäßige Unterstützung ohne Ausfälle im Vordergrund. Solltet Ihr es gut hinbekommen, steigert sich beim Bass der Multiplikator für die Punkte sogar bis zum 6-fachen, was Euch bei Punkterennen mit zum wertvollsten Band-Mitglied werden lässt.
Wenn Ihr Euch nicht verspielt. Denn im Gegensatz zu den teilweise doch arg banalen Bassläufen der Guitar Heroes aus der Harmonix-Zeit hat man dazugelernt und setzt Euch gelegentlich dem Lead ebenbürtige Folgen vor. Auch hier ist Hard wieder gut machbar, Medium könnte Hero-Erfahrene zu schnell langweilen.
Der Gitarrenteil lässt sich eigentlich gut als „Guitar Hero 2.5“ zusammenfassen. Die Solos bieten zarte Neuerungen, die Fender kommt ausgesprochen schick daher, das Spielen an sich blieb aber weitestgehend gleich. Reine Solisten, die jetzt schon wissen, dass sie nicht als Band auftreten werden, sind mit Guitar Hero 3 ein klein wenig besser bedient. Aber es wird sie freuen zu hören, dass die GH3-Les Paul und auch die GH2-Explorer zu Rock Band auf der Xbox 360 kompatibel sind. Habt Ihr die im Haus, könnt Ihr Euch wenigstens beim Kauf die zweite Gitarre sparen. Oder als Einzelkämpfer nur zu der Rock Band-DVD greifen und einen ganzen Schwung neues Material ins Haus holen.
In diesem Fall entgeht Euch aber der dominanteste Bewohner der riesigen Instrumenten-Verpackung: Das Schlagzeug. Prominente, real existierende Vorfahren kann Harmonix Konstruktion nicht vorweisen. Begriffe wie Hi-Hat, Crash und Ride oder TomTom braucht Ihr nicht zu lernen. Vier an den Rändern farblich markierte, ca. 25 cm durchmessende Platten, gedacht als kleine Trommeln, bilden den Oberbau. Am Boden habt Ihr dann noch ein nicht wirklich stabil wirkendes Pedal für die große Trommel.
Aufbauen lässt sich das Set mit wenigen Handgriffen und bietet genug Standfestigkeit, um auch einen Besuch des Tiers aus der Muppet-Show zu überstehen. Bis auf die Pedale vielleicht. Sie machten beim Test zwar keine Mucken, aber verdächtig knirschen tut sie schon seit dem ersten Einsatz. Die Sticks selbst sind dabei völlig egal. Es spielt keine Rolle, ob Ihr mit von Metallica persönlich geworfenen Sticks, Kochlöffeln, anderen Bongos oder einfach den bloßen Händen trommelt.
Nur treffen solltet Ihr und jede Menge Rhythmus im Blut haben. Der Erstkontakt mit dem Trommelpart kann eher unrhythmische Leute wie mich aus der Bahn werfen. Schnelle Abfolgen, die sehr genau getroffen werden müssen, reichen schon völlig aus, um mich mit den vier oberen Trommeln bei Laune zu halten. Kommt dann noch der linke oder rechte Fuß als neuer Faktor dazu, ist es schnell um mich und meine Beliebtheit beim Publikum geschehen.
Ob Euch dieser Part liegt, hängt sehr von der persönlichen Neigung ab. An mir persönlich ging das Drumset komplett vorbei, es machte mir schlicht keinen Spaß. Der Song kam ins Wanken, der Rest aus dem Rhythmus, alles war furchtbar. Zwei Freunde dagegen hatten jede Menge Fun, trommelten wie die Besessenen und das auch noch fast perfekt. Am Ende stritten sie sich praktisch darum, wer an die Drums durfte.
Rein objektiv gelang es Harmonix das Drummer-Gefühl authentisch rüberzubringen, lediglich über die schlechte Position des Pedals klagte fast jeder. Es befindet sich zu nah am Spieler dran und nach hinten schieben könnt Ihr es dank der Konstruktion der Standfüße leider nicht. Solltet Ihr größer als 1,60 m sein, heißt es hoch sitzen, notfalls auf einem Stapel Kissen. Ansonsten werden Ihr bereits nach drei Songs fußlahm verenden.
Last but not least liegt unter all dem Plastik noch ein recht hochwertiges Mikrofon der Firma Logitech versteckt. Klein, schwarz, unspektakulär und praktischerweise durch jedes beliebige USB-Mikro zu ersetzen, das keine eigenen Treiber braucht. Spezielle Tasten findet Ihr am Mikro nicht, stattdessen registriert Ihr ein normales Pad, mit dem der Sänger dann den Weg durch die Menüs findet.
Der Gesangspart wird während des Songs im oberen Teil als Karaoke-Laufleiste eingeblendet, deren Murkeligkeit nur dadurch entschuldigt ist, dass einfach kein Platz mehr auf dem Screen war. Trotzdem solltet nicht unter Kurzsichtigkeit leiden, wenn Ihr die Schrift entziffern wollt.