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Rock Band

Plastic Noise Experience

Das Bonus-Material findet zu schlechter, alter Guitar Hero 2-Bonus-Form zurück. Das geht soweit, dass Freezepop hier erneut mit etwas Songartigem aufwarten dürfen oder eine Kombo namens Death of the Cool die Herzen ihrer sicher nicht allzu zahlreichen Fans erfreut. Gerade mal 13 Bonussongs ziehen das C-Ware Elend wenigstens nicht unnötig in die Länge und als einzig bleibender positiver Moment steht Timmy and the Lords of the Underworld über allem. Genialer Trash, davon hätte es gerne mehr sein dürfen, wenn schon nichts wirklich Gutes zu haben war.

Weil wir Europäer ja ein bisschen mehr bezahlen, lies man sich nicht lumpen und spendiert uns dann zum Abschluss sogar noch ganze neun Extrassongs. Blur, Oasis und Tokio Hotel mit Blick nach England, für uns legte man Die Toten Hosen, Juli und die H-Blockx mit ins Paket. Nett, aber für den Aufpreis versetzt das jetzt sicher nicht in eine Stimmung euphorischer Dankbarkeit.

Der wahre Langzeiterfolg von Rock Band dürfte wohl mit den Songdownloads stehen oder fallen. Wählt ruhig den entsprechenden Punkt im Hauptmenü an, es lohnt sich. Grob geschätzt stehen in den USA jetzt schon fast 100 Downloads zur Verfügung, teilweise sogar als einzelne Single zu haben. Bis Ende 2008 soll diese Zahl auf über 200 ansteigen, um Nachschub müsst Ihr Euch also keine Gedanken machen.

Bei uns wird, zumindest laut EA, ab dem 27. Mai genau die gleiche Auswahl und Menge an Songs zur Verfügung stehen. Der Preis für einen einzelnen Song liegt bei 160 Punkten beziehungsweise 440 für einen Dreierpack oder 800 für ein Sechserset. Es ist anzunehmen, dass diese Preise auch hier gelten werden.

Die Grafik arbeitet mit so viel Krissel und Wisch, dass die Standbilder nicht den Look wiedergeben können.

Solltet Ihr mal allein zu Hause sein, habt gerade einen Song runtergeladen und wollt ihn unbedingt sofort spielen, aber bitte nicht allein, bietet Euch Rock Band einen soliden Online-Modus. Dieser setzt sich aus Band-Play, Contest und Tug of War zusammen. Band-Play schickt Euch in eine zufällig zusammengewürfelte Band, Ihr spielt den Song zusammen und geht wieder auseinander, ohne Punkte für die Tour gesammelt zu haben.

Contest bietet das schon aus Guitar Hero 3 bekannte Gegeneinander mit demselben Instrument, und Tug of War lässt Euch abwechselnd verschiedene Partien eines Songs spielen. Wer besser spielt, bekommt mehr Fans und gewinnt. Mit den Trommeln artet dies schnell zu launigen Drummer-Duellen aus. Insgesamt solltet Ihr den Onlinemodus als netten Bonus betrachten, das Zusammenspiel mit Freunden im selben Raum kann er in keiner Weise ersetzen.

Eine Runde mal allein zu spielen, hat aber auch den Vorteil, dass Ihr ausnahmsweise einen fast unversperrten Blick auf die Bühne werfen dürft. Den Guitar Hero-Stil musste Harmonix natürlich verlassen, fand aber einen recht ansprechenden, wenn auch auf den ersten Blick sehr dunklen Ersatz. Viele Krissel-Schwarz-Weiß Effekte, viel Blooming, viel Unschärfe, die erst auf den zweiten Blick offenbaren, wie gut hier Stimmung eingefangen wurde.

Letztendlich ist es natürlich für die Spielenden ziemlich egal, was sich im Hintergrund tut, aber der Beobachter freut sich doch, wenn er zur Musik passende Posen und eine rauschende, mitgrölende Menge vor den witzig animierten Musikern sieht. Was nicht passieren wird, wenn vier Leute spielen, dann nämlich ist der Screen dermaßen zugepackt, dass Harmonix auch auf einen reine Lightshow hätte umsteigen können.

Immer schön posen. Das ist wichtig.

Und zu viert – oder mindestens zu dritt – solltet Ihr immer spielen, wenn Ihr mit Rock Band wirklich Spaß haben wollt. Vorher setzt die Gruppendynamik nicht ein, die das Spiel über die Summe seiner Teile erhebt und zu einem Erlebnis werden lässt. Es ist eine Fortsetzung von Guitar Hero und Sing Star mit anderen, vielleicht sogar besseren Mitteln. Also 10 Punkte, alles schön, wenn auch ein wenig teuer? Nein.

Ihr könnt immer noch nichts Eigenes schaffen, Ihr spielt Luxus-Karaoke mit Plastikinstrumenten. Ihr eifert großen Bands ein klein wenig und auf die am leichtesten zu lernende Weise nach, und es ist großartig und es macht lange, lange Spaß. Aber es gibt Euch nicht das Gefühl, eine Rockband zu sein. Ihr könnt nicht einen eigenen neuen Song erdenken und üben, bis er sitzt und dann Euer Baby stolz vorstellen. Der größte und schönste Moment einer Rock Band fehlt.

Das ist der wirkliche, nächste Schritt und auch der, für den ich dann die 10 Punkte ziehen werde. Und nicht, dass wir uns missverstehen: Derzeit ist Rock Band so nah dran, wie es wohl geht. Es wird Euch Nächte kosten, Euch wie Rockstars verkatert am Morgen zurücklassen und dann wieder zurück in den Bann ziehen. Es ist gewaltig, es ist außerordentlich, es ist packend. Aber es ist noch nicht da angekommen, wo es sein sollte.

Rock Band ist in Einzelteilen zu kaufen: Die Instrumenten-Kiste enthält Schlagzeug, eine Gitarre und ein Mikro (ca. 170 Euro). Dazu wird getrennt das Spiel verkauft (ca. 60 Euro). Einzeln sind die Gitarre (ca. 80 Euro) und das Schlagzeug (ca. 90 Euro) zu haben. Ein einfaches USB-Mikro bekommt Ihr ab 15 Euro. Kompatibel ist auf der Xbox 360 die Guitar Hero 3 und 2 - Gitarre. Die Xbox 360 – Version wird ab dem 21. Mai erhältlich sein, die Versionen für PS3, PS2 und Wii lassen auf sich warten. Wahrscheinlich bis Ende August.

9 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Rock Band

iOS, PS3, Xbox 360, PS2, Nintendo Wii

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