Sacred 2: Fallen Angel
Zwischen gut und böse
Von der Unfähigkeit des Itemtauschs abgesehen, lässt sich nicht viel Schlechtes über den CoOp sagen, im Gegenteil. Ihr definiert, ob Ihr der aktuellen Kampagne einer Figur folgen wollt, oder ob es in der freien Welt zusammen auf Quest-Hetze geht. Mutige Spieler wählen den PvP-Modus und machen direkte Jagt auf die Besitztümer der Mitspieler – auch eine Variante, Items zu tauschen.
Der obere Level-Cap ist uns noch nicht bekannt, da es ab etwa Level 40 mit dem schnellen Aufsteigen rasch vorbei ist. Die Motivation dürfte dank der sehr verschiedenen Figuren durchaus da sein. Hier bietet Sacred 2 genug Raum, um lange daran zu feilen, wer denn der Beste ist. Es dürfte nicht der über Jahrzehnte anhaltende Flash sein, den ein Diablo 2 unter Freaks heute noch auslöst. Aber schließlich gibt es ja auf aktuellen Konsolen (noch) kein Diablo.
Online zieht Ihr mit bis zu vier Helden durch die Lande und damit nicht der Level 50 Seraphim den 20er Tempelwächter zu sehr degradiert, dürft Ihr den maximalen Level-Unterschied frei definieren. Auch Freunde direkt zu einem Online-Spiel einzuladen, stellt kein Problem dar. Im Gegensatz zum Spiel im Offline-CoOp – für zwei Spieler – bleiben hier alle Sicht- und Zoom-Varianten der Ansicht erhalten. Auf Offline wird zwangsweise bis zum Maximum herausgezoomt, aber das tut der Sache keinen großen Abbruch. Es funktioniert insgesamt sehr anständig und mit Freunden lässt sich gut der eine oder andere Abend verbringen.
Denkt Ihr zurück an den PC-Test von Sacred 2, wird Euch sicher wundern, dass noch kein Wort über Bugs fiel. Das liegt daran, dass es auf 360 und PS3 bei weitem kein so großes Thema darstellt.
Das größte Problem bereitet die Optik, dessen Schönheit mit mal mehr (PS3 sowie große Städte), mal weniger (360 sowie offene Landschaften) einstelligen Frameraten erkauft wird. Unspielbar wird es nie, deutlich und unschön häufig. Echte Systemabstürze sind nicht zu beklagen gewesen und auch die in der PC-Vergangenheit so zahlreichen Questbugs konnten scheinbar ausgemerzt werden. Ich kann natürlich nicht hundertprozentig ausschließen, dass sich in irgendeiner Nebenquesten nicht doch noch einer versteckt hat, echte Gamebreaker fanden sich jedoch nirgends.
Generell gut gelöst wurde die Umsetzung der Steuerung von PC auf Pad. Die Figur wird direkt mit dem Stick gelenkt. Angriffe, Aktionen und Zauber werden auf die vier Tasten plus noch einmal vier Slots zum Umschalten per Schulter gelegt, Tränke erreicht Ihr über das digitale Steuerkreuz. Im Kampf haltet Ihr einfach die gewünschte Aktion gedrückt und schon wird kontinuierlich auf den nächstbesten Gegner eingedroschen, die Richtung der Attacken bestimmt Ihr über den Stick. Es funktioniert gut und schon nach einer halben Stunde geht das Schema ins Blut über. Lediglich ein kleiner Aussetzer macht sich beim Wechsel zwischen zwei Aktionen bemerkbar.
Feuerte ich mit dem Bogen auf eine entfernte Gruppe und wollte dann in den Nahkampf wechseln, blieb die Figur stur beim Bogen, obwohl ich längst die andere Taste hielt. Erst nachdem ich alle Testen für zwei Sekunden in Ruhe ließ und mein Charakter aufhörte zu attackieren, konnte ich zum Schwert wechseln. Hack´n´Slay-Veteranen wissen, wie wichtig zwei Sekunden sein können. Der Bug tauchte auf der PS3 übrigens deutlich häufiger auf als auf dem 360-Gegenstück.
Sacred 2 wurde auf den Konsolen zu einem guten Spiel und gleichzeitig zu einer verpassten Chance, endlich das Genre auf den Next-Gen-Konsolen angemessen zu definieren. Zum Aufstieg in die Königsklasse fehlt eine Handlung, die das zu normale hinter sich lässt, oder zumindest die enorme Spielzeit hinweg trägt. Man hätte sich noch einmal die Technik zur Brust nehmen müssen, um das gröbste Ruckeln zu beseitigen. Und ohne wenigsten ein paar Optionen zur Itemverwaltung kommt eigentlich schon seit Jahren kein Hack´n´Slay mehr aus.
Die Habenseite kann sich allerdings auch sehen lassen. Eine so schöne, durchdesignte und per geschickter Levelanpassung völlig frei zu erkunden Welt will ich nicht gering schätzen. Das Leveln und der Ausbau der Figur reizt über die sechs Klassen hinweg und ein dermaßen brontaler Umfang kommt auch nicht jeden Tag daher. Unter dem Strich fällt die Bilanz am Ende immer noch positiv aus, aber es hätte mehr sein können und müssen. Und das ärgert.
Anmerkung: PS3-Besitzer müssen aufgrund deutlich niedrigerer Frameraten und ein paar mehr Hakeligkeiten bei der Steuerung einen Punkt von der Wertung abziehen. Zumindest bis die angekündigten Patches eintrudeln.
Sacred 2 ist ab sofort für Xbox 360 und PS3 erhältlich, die inzwischen von vielen der schlimmsten Bugs befreite PC Version steht schon seit letztem Jahr in den Läden.