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Shadow Harvest: Phantom Ops

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Eines muss man den Black Lion Studios lassen. In der Theorie ist Shadow Harvest durchaus ambitioniert. Ein bisschen Third-Person hier, ein wenig Stealth-Elemente da und dazu noch ein Schuss Taktik. Wie gesagt, in der Theorie. In der Praxis sieht es hingegen so aus, dass Shadow Harvest: Phantom in vielerlei Hinsicht Probleme hat, die mit der Zeit nerven, einem das Leben unnötig schwer machen und zuweilen für Frust sorgen können.

Das Spiel fokussiert sich dabei auf zwei spielbare Charaktere: Aron und Myra. Aron ist der Mann fürs Grobe, der Soldat. Myra schleicht hingegen elegant und leise durch die Gegend, ist aber dennoch tödlich.

Beide treffen sich in Somalia und dort beginnt erst ihre Zusammenarbeit, als sie ihn aus einem Gefängnis befreit und er anschließend mit Myra und dessen Geheimorganisation zusammenarbeitet. Das eigentliche Ziel bestand darin, im Jahr 2025 in Mogadischu einen Dikator aufzuspüren und auszuschalten. Der wiederum verfügt interessanterweise über einiges an Kriegsgerät, das er eigentlich gar nicht haben sollte, etwa Mech-artige Battle Walker. Und so kommt man dann über Umwege zu einem Waffenhändler, der seinerseits an einer Super-Duper-Tarntechnologie arbeitet. Kurz gesagt: Die Story ist nicht wirklich außergewöhnlich, Spannung kommt ebenfalls kaum auf.

Das Gameplay unterscheidet sich je nachdem, wen ihr in den einzelnen Abschnitten steuert. Kontrolliert ihr Aron, geht es wie in jedem x-beliebigen Third-Person-Titel zu. Selbst ein Cover-System ist vorhanden und ich würde mich eigentlich auch darüber freuen, wenn es denn ansprechend umgesetzt worden wäre. Grundsätzlich geht eure Figur in Deckung, wenn ihr frontal auf diese zu lauft. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden, aber warum verlässt der Protagonist die Deckung wieder, wenn ich die nur ein kleines Stück zu weit zur Seite drehe? Ich kann man nicht nicht mal ordentlich zu den Seiten umschauen, ohne die Deckung zu verlassen und mache mich somit in manchen Fällen unfreiwillig zum Ziel.

Myra: Lautlos, aber tödlich.

Wie es besser geht, zeigt die Konkurrenz in Form von Epic oder auch BioWares Mass Effect 2, in dem ihr per Knopfdruck Schutz sucht und dann auch in dieser Position verweilt. Auch bin ich des Öfteren ungewollt in Deckung gegangen, wenn ich zum Beispiel neben einer Wand ein paar Schritte nach links beziehungsweise rechts und gleichzeitig schon einen kleinen Schritt nach vorne machte. Alles in allem ist das weder sonderlich intuitiv noch ansprechend. Wirklich sicher fühlt man sich hier in der Deckung nur bedingt.

Und wo wir gerade davon sprechen: Blind feuern ist auch nicht möglich, obwohl es gerade bei Aron manchmal sehr nützlich wäre. Ihr müsst euch also zwingend aus der Deckung hervor lehnen, um ein paar Schüsse abzugeben. Wobei, um beim Thema "blind feuern" zu bleiben... Bei aller Liebe für das Mündungsfeuer von Waffen, stationären MGs oder was auch immer, aber muss es denn gleich den halben Bildschirm verdecken? Ich möchte in solchen Momenten gerne auch noch etwas sehen, die Kamera ist hier für meinen Geschmack etwas zu nah am Geschehen.

Immerhin kann Aron sich die Kämpfe mit einer Art Bullet-Time ein wenig erleichtern. Auf Knopdruck verlangsamt sich der Spielablauf und ihr könnt Gegner bequem aufs Korn nehmen. Zu viel Zeit solltet ihr euch dabei jedoch nicht lassen, denn die Energie dafür ist begrenzt und für jeden erledigten Feind regeneriert sie sich wieder ein wenig.

Auf der anderen Seite ist Shadow Harvest auch ein Stealth-Shooter – oder wäre es gerne. Wie auch immer, hier kommt Myra ins Spiel und geht ganz im Gegensatz zu Aron eher lautlos vor. Dafür nutzt sie eine hübsche, kleine Armbrust, die einerseits ganz normale Pfeile verschießt. Ein Kopftreffer ist tödlich. Andererseits gibt es noch Geschosse mit Nano-Bolts, die einen Feind unabhängig vom getroffenen Körperteil sofort töten und ihn dank besagter Nano-Technologie für mehrere Stunden tarnen. Soll heißen: Niemand sonst wird diese Leiche sehen. Klingt einfach, ist es auch. Und deswegen sind die Nano-Bolts pro Mission nur in sehr limitierter Menge vorhanden. Man muss also genau überlegen, wo man sie nun einsetzt. Gleiches gilt für Myras Tarnanzug, der wie Arons Bullet-Time mit begrenztem Energievorrat auskommen muss. Energiebehälter dafür sind sehr spärlich verteilt.

Dann gibt es noch spezielle Pfeile, die eine Art Sender am Ziel anbringen und so die Aufmerksamkeit von Gegnern auf sich ziehen. In dem Fall kann sich Myra von hinten anschleichen und sich einen Gegner packen. Hier bieten sich dann zwei Möglichkeiten: Entweder gnadenlos töten und die Leiche liegen lassen oder den Körper ebenfalls mit Naniten unsichtbar machen – unabhängig von den vorhandenen Nano-Bolts.

Myras Abschnitte sind durchaus etwas anspruchsvoller, kann sie mit ihrer Armbrust doch kaum etwas ausrichten, wenn mehrere Widersacher auf sie aufmerksam werden. Ihr müsst also schauen, wo und wie ihr euch am besten euren Weg durch den jeweiligen Level bahnt. Allzu große Möglichkeiten, vom vorgesehenen Weg abzuweichen, gibt es allerdings kaum. Obendrein war es mir zum Beispiel möglich, nicht entdeckt zu werden, obwohl ich knapp einen Meter vor einer Wache für einen Augenblick versehentlich aus der Deckung huschte. Ich erregte lediglich kurz seine Aufmerksamkeit, wie mir am oberen Bildschirmrand signalisiert wurde. Selbst wenn ich nur einen Meter vor diesem Gegner in Deckung wäre und mich (deutlich) hinaus lehnen würde, er würde mich nicht sehen.

Der Diktator sollte lieber keine blinden Leute mehr einstellen... Andernorts scheinen die Wachen hingegen Adleraugen zu haben. Ich befinde mich in einem sehr, sehr dunklen Korridor, bewege mich geduckt voran und dennoch sehen mich gleich mehrere Aufpasser auf der unteren Ebene. Vielleicht sind es Roboter mit Wärmebildkameras im Auge, wer weiß... Sam Fisher wäre jedenfalls empört.